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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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herunterschicken.«

PRINZ TANUKI
    Tobbs keuchte die Treppen hoch, so schnell er konnte.
    Bei jedem Schritt schlug Mamsie Matatas Spiegel gegen seine Schulterblätter. Ihm war zum Heulen zumute, und gleichzeitig hatte er eine solche Wut auf Anguana, dass er das Mädchen am liebsten durchgeschüttelt hätte. Warum konnte sie nicht einfach in ihrem Gefängnis sitzen bleiben und warten, bis Tobbs oder Wanja sie retteten? Jede dumme Prinzessin beherrschte diesen Trick!
    »Hey, Musiker!«, rief er. Die Flamencospieler spähten ängstlich hinter dem Sofa hervor. »Über die Treppe runter zu Arnold, schnell! Und spielt Liebeslieder!«
    Schon schlitterte Tobbs weiter über den glatten Marmor. Der Kampflärm war lauter geworden, es hörte sich an, als würden die Krieger nun direkt vor dem Palast aufeinander losgehen. Durch das Loch in der Wand konnte Tobbs von Feuer beleuchteten Boden sehen, die zuckenden Schatten von Schwertern und Speeren und – viel zu weit weg – die Felswand. Und dort war auch ein schmaler Pfad, der nach oben führte – zur nächsten Felsterrasse.
    Tobbs packte seine Axt und rechnete fieberhaft: Zum Felspfad waren es etwa dreißig gesprintete Schritte und dann musste er auf dem kürzesten Weg zum Mondsee. Zehn Minuten, wenn er sich beeilte, schätzte er. Aber würde eine Axt etwas gegen ausgehungerte Wasserwesen ausrichten können? Und wenn ja, lebte Anguana überhaupt noch? Nach ihrem Abenteuer in Tajumeer vor einigen Wochen hatte Anguana ihm zwar erzählt, dass Nixen und Meeresfrauen keine Artgenossen verspeisten, aber nach dem, was in Ger Ti Bentens Haus passiert war, traute er den Wassergeschöpfen keinen Schritt mehr über den Weg.
    Sein Herz setzte vor Angst einen Schlag lang aus, als er durch das Loch nach draußen sprang – mitten in die Kampfzone.
    Es sah nicht gut aus für die Kitsune. Dutzende von Tanuki-Kriegern bedrängten die Leibwächter der Königin. Gerade verwandelten sich zwei Fuchskrieger in Tiere zurück und flohen in den Wald.
    Ein Speer bohrte sich direkt vor Tobbs schräg in den Boden. Er konnte nicht mehr bremsen, fiel der Länge nach darüber und rappelte sich wieder auf.
    »Lauf!«, schrie Mamsie Matata auf seinem Rücken. »Sie sind direkt hinter dir!«
    Seine Nackenhaare sträubten sich vor Entsetzen, als er es auch hörte: Hufschläge! Kaum eine Sekunde später erwischte ihn schon ein Hieb zwischen die Schulterblätter. Das heißt – zum Glück nicht ihn, sondern Mamsie Matata. Das unzerbrechliche Spiegelglas gab nur ein helles Pling! von sich, hielt dem Hieb aber mühelos stand. Trotzdem, die Wucht reichte aus, um Tobbs zu Fall zu bringen.
    Im Abrollen sah er, wie der Tanuki auf dem Pferd ein zweites Mal mit einem Schwert ausholte. Instinktiv riss er seine Axt hoch und zog Mamsie Matata nach vorn, um sie wie einen Schild zu benutzen. Pling! Pling-pling! Zwei weitere Reiter preschten heran, ein Speer prallte am Spiegel ab. Mamsie Matata schrie entsetzt auf.
    Tobbs war verzweifelt. Noch ein, zwei Hiebe wehrte er ab, dann verließen ihn Kraft und Mut. Mochte er auch dreimal aus der Familie eines Helden stammen: Er selbst war definitiv keiner, und er wollte auch keiner sein. Er war nur jemand, der vor dem Grauen des Krieges die Augen schloss.
    Ein Triumphschrei hallte über den Platz, als einer der Roten Krieger ihm Mamsie Matata aus der Hand schlug. Tobbs stolperte und fiel. Der Tanuki direkt vor ihm hob seinen Speer und Tobbs riss den Arm hoch, um sein Gesicht zu schützen. Als würde das noch irgendetwas nützen. Es war vorbei. Und seltsamerweise kam mit dieser Erkenntnis eine tiefe Ruhe über ihn.
    Hoffentlich beeilt sich Arnold, dachte er nur. Und vielleicht findet er ja auch Anguana.
    »Runter mit der Waffe!«, schrie jemand. Tobbs blinzelte. Der Speer war immer noch auf seine Kehle gerichtet, doch gleich darauf senkte sich der Arm, der damit zustoßen sollte. Ein zweiter Krieger sprang vom Pferd und kam auf Tobbs zu. Raubtieraugen starrten durch den Sehschlitz des Helms auf Tobbs’ Arm. Dorthin, wo sich auf dem Oberarm die verschlungenen Ornamente von Tobbs’ Tatau abzeichneten – das Bild, das ihm ein Insulaner aus Tajumeer in die Haut gestochen hatte.
    »Du?«, fragte der Krieger und zog sich den Helm vom Kopf.
    Zum Vorschein kam ein Gesicht, das Tobbs nur zu gut kannte. Der Gefangene, dem er in Tajumeer das Leben gerettet hatte!
    »Haruto!« Vor Erleichterung hätte Tobbs am liebsten losgeheult.
    »Prinz Tanuki?«, fragte einer der Krieger.
    Haruto hob

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