Die verbotenen Evangelien: Apokryphe Schriften
V ORWORT ZUR N EUAUSGABE DER V ERBOTENEN E VANGELIEN
Dass unsere Auswahl apokrypher Evangelien fünf Jahre nach der Erstveröffentlichung im Pattloch-Verlag eine Neuausgabe erfährt, freut uns sehr, zumal wir als Wissenschaftler mit unseren Fachwerken in ganz anderen zeitlichen Dimensionen beim Ausverkauf verschwindend kleiner Auflagen zu rechnen gewöhnt sind, und zeigt, welch großes Interesse an dieser Art frühchristlicher Literatur in breiten Leserschichten besteht. Bei dem einen oder anderen Leser mag dieses Interesse mit einer Affinität zu Verborgenem und Verbotenem schlechthin, zu esoterischem Wissen gepaart sein, mit der Erwartung auch, in diesen Texten ein anderes, vielleicht wahreres Bild vom historischen Jesus zu erhalten. Das ist durchaus legitim, aber nicht der einzige Grund für das aktuelle Interesse an den Apokryphen. Auch in der Bibelwissenschaft treten diese Schriften gegenwärtig aus dem Schatten einer lange Zeit stiefmütterlichen Beachtung und Pflege. Vor allem im Blick auf die hoch aktuelle leserorientierte, kanonisch-intertextuelle Lektüre der Schrift (Georg Steins), die „Biblische Auslegung“ im Sinne Christoph Dohmens, gewinnen die Apokryphen derzeit entscheidend an Bedeutung. Die jüngst an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Regensburg im Fach Neues Testament eingereichte Habilitationsschrift von Tobias Nicklas beschäftigt sich unter dem Titel „Christliche Apokryphen lesen: Definition – hermeneutisches und methodisches Programm. Mit einer Interpretation des ‚unbekannten Evangeliums‘ auf P. Egerton 2“ genau mit diesem Ansatz. Um so mehr freut es uns, dass unser an ein breiteres Publikum gerichtetes Werk selbst in der „hohen“ Wissenschaft rezipiert wird, so z. B. in dem Lehrbuch „Apokryphe Evangelien. Eine Einführung“ von Hans-Josef Klauck (Stuttgart: Katholisches Bibelwerk 2002).
Doch – es ist fast schon eine Binsenwahrheit – mit der Wissenschaft allein werden in der Regel nur wenige Bücher verkauft. Der Erfolg unseres Buches, der sich in der Neuausgabe zeigt, steht auch und vor allem auf anderen Füßen. So gilt unser Dank primär den Käufern und (hoffentlich immer auch) Lesern unseres Buches. Wie uns die zahlreichen positiven Rückmeldungen bestätigen, ist uns der Versuch, das Thema Apokryphe Evangelien wissenschaftlichfundiert, aber dennoch allgemein verständlich zu präsentieren – aus unserer Sicht formuliert –, ein wenig aus dem Elfenbeinturm der Wissenschaft herauszutreten, offenbar nicht gänzlich mißlungen.
Herzlicher Dank gilt aber auch Frau Miriam Zöller, die als Geschäftsführerin des Marix-Verlags die Neuausgabe gewagt und uns jederzeit zuvorkommend mit allumfassender Kompetenz von Vertrags- bis hin zu Layout-Fragen unterstützt hat. Eine Neubearbeitung oder Ergänzung des Werkes lag dabei nicht im Interesse aller Beteiligten. Als Auswahl sind die „Verbotenen Evangelien“ ein unseres Erachtens nach wie vor stimmiges und rundes Werk, eine Durchsicht des Textes hielten wir für hinreichend.
Nachdem wir im Rahmen dieses Vorwortes zur Neuausgabe nun erstmals die Möglichkeit haben, uns auch persönlich zu unserem Werk zu äußern, wollen wir auch eine Zueignung aussprechen und widmen dieses Buch unseren Studierenden in Augsburg, Eichstätt, Paderborn und Regensburg, unseren Hörern, von deren Zuhören, Fragen und Mitarbeit in Vorlesungen, Seminaren, Übungen und Kolloquien wir immer wieder profitieren.
Augsburg, den 8. Juli 2004
Katharina Ceming und Jürgen Werlitz
V ORWORT ZUR ÜBERARBEITETEN UND ERWEITERTEN N EUAUSGABE
Einer Anregung des Marixverlags folgend, legen wir hiermit eine überarbeitete und erweiterte Neuausgabe unseres Buches vor. Dank des aktuellen Wissensdurstes hinsichtlich apokrypher Schriften, der unter anderem durch Dan Browns „Sakrileg“, aber auch durch die letztjährige Erstedition des Judasevangeliums noch verstärkt wurde, haben „Die Verbotenen Evangelien“ in den vergangenen zweieinhalb Jahren zwölf Auflagen erfahren, ein Erfolg, mit dem wir niemals gerechnet hätten und für den wir dankbar sind.
Um den an Maria Magdalena, neuerdings aber auch an Judas interessierten Leserinnen und Lesern gerecht zu werden, haben wir unsere Evangeliensammlung ergänzt. Mit der Aufnahme des „Evangeliums nach Maria“ und dem „Evangelium des Judas“, der einleitenden Kommentierung und Übersetzung dieser beiden Schriften, möchten wir Leserinnen und Leser bei der Beantwortung einiger der
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