Die verbotenen Küsse des Scheichs (German Edition)
unglücklich sind. Das haben Sie jedenfalls in der letzten Nacht behauptet“, stellte Jamil fest.
Cassie nickte. „Linah hat ihre Mutter schon als Baby verloren, nicht wahr?“
„Ja, aber sie ist stets von Frauen umgeben gewesen, die all ihre Bedürfnisse erfüllt haben. Ich sehe jetzt, dass ich dafür hätte sorgen müssen, dass sie nicht von allen verwöhnt wird. Aber ich dachte, man könne sie auf diese Art über den Verlust ihrer Mutter hinwegtrösten.“
„Ich fürchte, es gibt nur eines, was einem Kind in einer solchen Situation hilft: Zuneigung. Stehen Sie Ihrer Tochter sehr nahe, Scheich Jamil?“
„Wie meinen Sie das?“
„Sehen Sie sie jeden Tag? Spielen Sie mit ihr? Ist sie Ihnen wichtig?“
„Natürlich ist Linah mir wichtig!“
„Und wie zeigen Sie ihr das?“
„Bitte?“ Jamil hatte sich sichtlich versteift.
Cassie wiederholte ihre Frage.
„Ich lasse mich wöchentlich über ihr Benehmen und ihre Fortschritte beim Lernen informieren. Außerdem wird Linah selbst regelmäßig zu mir gebracht, damit wir ihr Verhalten … diskutieren können.“
Genau das hatte Cassie befürchtet. Die arme kleine Linah sehnte sich nach Liebe und wurde von ihrem kaltherzigen Vater stets nur kritisiert. „Sie lassen sie also zu sich kommen, um sie zu strafen?“
„Niemals habe ich die Hand gegen meine Tochter erhoben!“, fuhr Jamil auf.
„Das will ich hoffen!“ Cassie erschrak über die scharfen Linien, die sein Gesicht so plötzlich veränderten, und setzte rasch hinzu: „Verzeihung, Hoheit, ich habe nicht sagen wollen, dass Sie Ihre Tochter schlagen.“
„Ich rede ihr ins Gewissen. Und das ist wirklich nötig, weil sie …“
„… weil sie auf ihre ungeschickte kindliche Art versucht, Ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen. Warum, um Himmels willen, begreifen Sie nicht, dass Linah das fehlt, was ein Kind am dringendsten braucht?“
„Sie hat alles, was man sich nur wünschen kann!“
„Ausgenommen die Liebe ihres Vaters.“
„Was ich für meine Tochter empfinde …“
„… haben Sie ihr nie gesagt, nicht wahr?“ Cassie schüttelte traurig den Kopf.
„Lady Cassandra“, Jamil konnte seinen Zorn kaum noch beherrschen, „was Linah fehlt ist Disziplin.“
„Aber noch nötiger braucht sie Liebe“, beharrte Cassie auf ihrem Standpunkt.
Ihr Mut beeindruckte Jamil. Keiner seiner Ratgeber hatte je gewagt, so mit ihm zu sprechen. Trotzdem hatte Lady Cassandra natürlich unrecht. „Linah muss mir mehr Achtung entgegenbringen. Und das werde ich gewiss nicht erreichen, indem ich sie mit Liebe überschütte.“
Schockiert starrte Cassie ihn an. Wie konnte er seiner Tochter gegenüber so hartherzig sein? „Ich kann Linah die Liebe geben, die sie braucht. Und ich kann Ihnen beibringen, das auch zu tun.“
Er explodierte. „Ich bin von königlichem Blut und herrsche seit Jahren über dieses Land und seine Bewohner! Sie hingegen sind nichts weiter als eine Frau, noch dazu eine Ausländerin. Und Sie wagen es, mir zu sagen, wie ich meine Tochter behandeln soll?“
Cassie schluckte. „Das arme Kind kämpft verzweifelt um Liebe! Sie sind doch alles, was Linah geblieben ist. Wie hätten Sie sich gefühlt, wenn Sie Ihre Mutter so früh verloren hätten? Hätten Sie etwa nicht alles getan, um die Liebe Ihres Vaters zu gewinn…“ Sie unterbrach sich, als sie sah, wie blass Jamil geworden war. Oh Gott, wie überheblich ihre Worte sich anhören mussten! Schließlich hatte sie keine Ahnung, welche Erfahrungen Jamil als Kind gesammelt hatte. „Es tut mir leid“, flüsterte sie. „Ich habe gesprochen, ohne zu denken. Ihre Mutter ist hoffentlich nicht früh gestorben?“
„Es hätte keinen Unterschied gemacht.“ Man hatte ihn, als er fünf war, aus dem Harem fortgebracht und so gut wie jeden Kontakt zu seiner Mutter unterbunden. In Erinnerung an jene Zeit ballte er die Hände zu Fäusten. Dann wurde ihm klar, dass die Engländerin ihn beobachtete. Mit äußerster Mühe gelang es ihm, seine Gedanken von der Vergangenheit zu lösen. „Sie vergessen sich“, tadelte er Cassandra. „Hier geht es um Linah und nicht um mich.“
Sie war so erleichtert über diese milde Antwort, dass sie einen Moment lang vergaß, wie gern sie gewusst hätte, was zwischen ihm und seiner Mutter vorgefallen war. Sie musste sich jetzt auf ihr eigenes Ziel konzentrieren. „Bitte, Hoheit“, sagte sie, „es war nicht meine Absicht, Sie zu kränken. Gestatten Sie mir, mit Ihnen über all das zu sprechen, was ich Linah
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