Die verbotenen Küsse des Scheichs (German Edition)
Cassie alles andere. Der Scheich würde sie nicht umgehend zu Celia zurücksenden! „Danke. Vielen, vielen Dank! Ich werde Sie nicht enttäuschen, Hoheit, das verspreche ich.“
„Vergessen Sie dieses Versprechen nie! Ich mag es nicht, wenn man mich enttäuscht. Und nun machen Sie sich reisefertig. Wir brechen in Kürze auf.“ Damit verließ Jamil ihr Zelt.
Cassie stand eine Zeit lang reglos und starrte dorthin, wo der Fürst eben noch gestanden hatte. Sie hatte ihn tatsächlich überzeugen können. Oh Gott, wie aufgeregt und glücklich sie war! Sie würde ihn nach Daar begleiten. Sie würde Linah kennenlernen und als deren Gouvernante die Chance haben, ihre eigenen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Sie würde der kleinen Prinzessin zeigen, dass sie geliebt wurde und selbst lieben konnte. Und Linahs überheblichem Vater würde sie beibringen, die Liebe seiner Tochter zu erwidern. Ob ihm das nun gefiel oder nicht …
Der Gedanke ließ Cassie stutzen. Sie zweifelte nicht daran, dass Jamil seine Tochter liebte. Er wusste es nur nicht. Gewiss würde es nicht leicht sein, seine verborgenen Gefühle zum Vorschein zu bringen. Sie würde taktvoll vorgehen und viel Geduld aufbringen müssen. Denn aus irgendeinem Grund weigerte er sich zuzugeben, dass er nicht nur kühl, klug und berechnend war. Warum? Schließlich stand er seiner Tochter nicht gleichgültig gegenüber. Es war ihm wichtig, dass sie zu einem verantwortungsbewussten Menschen heranwuchs.
Plötzlich huschte ein Lächeln über Cassies Gesicht. Jamil selbst hatte ihr bewiesen, dass er nicht so kalt war, wie er sich gab. In der letzten Nacht hatte er …
Halt! Sie würde jetzt nicht daran denken. Zu sehr hatte ihr eigenes Benehmen sie schockiert. Sie verstand überhaupt nicht, was mit ihr geschehen war. Jamils Verhalten war leichter zu erklären. Er war ein Mann, und jeder wusste, wie leicht es war, die Begierde von Männern zu wecken. Er hatte sie in ihren Nachtgewändern gesehen und schon …
Es war bestimmt mein Fehler! Scheich Jamil ist heißblütig. Vielleicht liegt es an dem Wüstenklima, an der Sonnenhitze oder an der hiesigen Kultur, jedenfalls hat mein Anblick genügt, um ihn zu erregen.
Ihr fiel ein, dass ihre Schwester einmal die Sinnlichkeit der Araber erwähnt hatte. Sie selbst hatte nicht genau gewusst, was sie sich darunter vorstellen sollte. Und es war ihr peinlich gewesen, Celia zu fragen.
Nun, eines zumindest stand fest: Etwas ungeheuer Romantisches umgab diesen Wüstenfürsten. Scheich Jamil war ein leidenschaftlicher Mann mit ausgeprägtem Ehrgefühl. Und er hatte Augustus’ Benehmen verurteilt. Das, dachte Cassie, hat mir irgendwie gutgetan.
Natürlich würde er sich nicht immer so verständnisvoll geben. Deshalb war es besser, alles zu vergessen, was mit ihm als Mann zu tun hatte, und sich darauf zu konzentrieren, dass er nun ihr Arbeitgeber war. Das dürfte eigentlich nicht schwierig sein, denn schließlich hatte sie sowieso mit allem Romantischen abgeschlossen.
Die restliche Strecke nach Daar legte Cassie auf einem wertvollen schneeweißen Kamel zurück. Leider unterschied sich sein Gang nicht von dem anderer Kamele. Und leider war auch der Sattel genauso unbequem wie der, auf dem sie mit Ramiz’ Karawane zum Treffen mit Jamil geritten war.
Jamil selbst hatte dem Tier in der Oase den Befehl zum Niederknien gegeben und beobachtet, wie Cassie anmutig in den Sattel stieg. Sie glaubte, etwas wie Anerkennung in seinen Augen zu erkennen, als sie erklärte, dass sie die Zügel selbst nehmen wolle. Dennoch hatte er kurz gezögert. Es war üblich, dass die von Frauen gerittenen Tiere von Männern geführt wurden. Und das weiße Kamel hatte ein besonders empfindliches Maul.
„Keine Sorge“, sagte Cassie in diesem Moment, „ich bin eine erfahrene Reiterin und werde sein Maul nicht ruinieren.“
Dass sie seine Gedanken so problemlos gelesen hatte, behagte Jamil nicht. Doch er spürte, dass er Lady Cassandra vertrauen konnte. Also nickte er ihr zu und bestieg dann sein eigenes Kamel.
Sie ritten den ganzen Tag. Nur in der größten Mittagshitze legten sie eine kurze Pause ein. Als es dunkel wurde, waren sie noch immer unterwegs. Jamil hatte es eilig, nach Hause zu kommen. Endlich jedoch gab er den Befehl, in einer winzigen Oase das Lager aufzuschlagen.
Der Nachthimmel erinnerte Cassie an einen dunkelblauen mit goldenen Sternen bestickten Samtstoff. Wie unwirklich und überwältigend manches hier im Orient wirkte! Nie hatte sie in
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