Die verbotenen Küsse des Scheichs (German Edition)
Cassie.
„Dann wiederhole ich meine Frage noch einmal. Warum verspüren Sie das Bedürfnis, sich zu beweisen?“
Sie errötete und trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Wie konnte sie die Neugier des Fürsten befriedigen, ohne sich selbst in ein unvorteilhaftes Licht zu rücken? Nun, es war offensichtlich ganz und gar unmöglich, denn Jamils Miene zeigte nur zu deutlich, dass er nichts außer der ganzen Wahrheit akzeptieren würde.
Also holte Cassie tief Luft, faltete die Hände und begann die Geschichte ihrer unglücklichen Verlobung mit Augustus zu erzählen. Sie wagte nicht, den Scheich dabei anzuschauen. Zu sehr fürchtete sie, seine Miene würde Ablehnung oder gar Verachtung verraten.
„Ich habe einen schweren Fehler begangen und möchte der Welt beweisen, dass ich zu Besserem fähig bin“, schloss sie. „Weil ich dickköpfig war und viel zu romantisch, habe ich mich selbst und meine Familie in eine äußerst unangenehme Situation gebracht. Nie hätte ich damit gerechnet, dass Augustus unsere Verlobung lösen würde. Für mich war er ein empfindsamer Poet. Nun, ich habe mich gründlich in ihm getäuscht. Obwohl ich, wie ich noch immer glaube, eigentlich über eine recht gute Menschenkenntnis verfüge.“
„Aber es ist doch dieser Mann – wenn man einen giftigen Skorpion wie ihn überhaupt als Mann bezeichnen will –, der sich schämen sollte“, meinte Jamil. „Sie haben sich nichts zuschulden kommen lassen. Ihm hingegen fehlt es an Ehre. Er sollte bestraft werden, nicht Sie.“
Cassie schüttelte den Kopf. „So sieht es weder die Welt noch … noch mein Papa.“
„Hier würde man es so sehen!“
Sie schob entschlossen das Kinn vor. Eine Geste, die Jamil zu seinem eigenen Erstaunen hinreißend fand.
„Ich schäme mich“, gestand Cassie, „und bin entschlossen, mir und anderen zu beweisen, dass ich meinen gesunden Menschenverstand nicht völlig verloren habe. Ich möchte etwas Anerkennenswertes leisten. Nie wieder werde ich mich von meinem Herzen in die Irre leiten lassen.“
„Eine kluge Entscheidung. Das Herz ist kein guter Ratgeber.“
„Man kann sich nicht darauf verlassen, dass es vernünftige Entscheidungen trifft“, bestätigte Cassie. „Ich habe meine Lektion gelernt.“
„Gebranntes Kind scheut das Feuer“, murmelte Jamil.
Sie nickte.
„Was Sie mir gerade erzählt habe, bedeutet ja wohl, dass Sie nach Arabien geschickt wurden, weil Sie daheim in Ungnade gefallen sind.“
„Nicht ganz. Papa wollte, dass ich mich eine Zeit lang aufs Land zurückziehe. Doch Celia schlug vor, ich solle sie stattdessen besuchen kommen. Sie wusste ja, wie sehr ich meinen ersten Aufenthalt in A’Qadiz genossen hatte. Damals, als ich mit meiner Tante hier war, um Celia zu rett…“ Sie unterbrach sich. „Ich meine, damals, als Celia noch nicht verheiratet war. Auf jeden Fall erschien es mir gut, recht weit fort von Papa und seiner zweiten Frau zu sein. Bella Frobisher muss sich in alles einmischen. Und seit sie Papa einen Sohn geschenkt hat, ist sie gänzlich unausstehlich geworden.“
Jamils Miene war undurchdringlich.
„Oh Gott“, rief Cassie, „verzeihen Sie, Hoheit. Ich bin wohl vom Thema abgekommen. Was ich sagen wollte, ist: Meine Verlobung und deren unrühmliches Ende haben meinen Vater wohl davon überzeugt, dass ich zu nichts nutze bin. Und ich würde ihm so schrecklich gern das Gegenteil beweisen.“
„Ich habe den Eindruck, dass Ihr Vater seine Pflicht, Sie zu schützen, vernachlässigt hat. Hier in Arabien wissen wir, dass Frauen das schwächere Geschlecht sind, und versäumen nicht, sie vor falschen Entscheidungen zu bewahren. Deshalb gestatten wir ihnen auch nicht, sich ihre Gatten selbst auszusuchen.“
Im ersten Moment wollte Cassie ihm entgegenhalten, dass die Frauen hier weniger beschützt als unterdrückt würden. Doch sie besann sich rechtzeitig eines Besseren und sagte nur: „Mein Vater ist, was das angeht, zweifellos Ihrer Meinung.“
Er hob die Augenbrauen.
„Er würde all seine Töchter am liebsten zu Ehen zwingen, die ihm selbst nützen, gleichgültig, ob wir dabei glücklich oder unglücklich sind.“
„Sie glauben, ich suche eine Gouvernante, die Linah so erzieht, dass ich sie vorteilhaft verheiraten kann? Nun, Sie täuschen sich. Ich möchte lediglich, dass meine Tochter lernt, Autoritäten mit Achtung zu begegnen.“
„Kinder neigen dazu, Grenzen zu überschreiten, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.“
„Besonders, wenn sie
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