Die verbotenen Küsse des Scheichs (German Edition)
beibringen kann.“ Und ohne ihm die Chance zu einer Unterbrechung zu geben, begann sie aufzuzählen, was sie sich in den langen Nachtstunden zurechtgelegt hatte.
Jamil hörte ihr zu. Aber er beobachtete sie auch. Es amüsierte ihn, wie sie ihre Worte mit Gesten unterstrich. Es gefiel ihm, wie ihre Augen aufleuchteten, während sie sprach. Ihre Begeisterung faszinierte ihn. Und irgendwann war er so weit, dass er sich Lady Cassandra tatsächlich als Linahs Gouvernante vorzustellen versuchte. Hin und wieder tauchten störende Bilder auf, Bilder, wie sie schlafend vor ihm gelegen hatte. Er verdrängte sie ebenso wie die Erinnerung an den Kuss.
„Die Bedeutung von geografischem Wissen sollte nicht unterschätzt werden“, erklärte Cassie gerade. „Deshalb habe ich bereits an meine Tante in England geschrieben und sie gebeten, mir einige besonders gute Landkarten mit den dazugehörigen Erklärungen zu schicken. Diese Erklärungen sind in französischer Sprache abgefasst, was Linah dabei helfen wird, Französisch zu lernen. Ich nehme an, dass sie schon ein wenig Englisch beherrscht?“
„Sie ist ungehorsam und frech, aber nicht dumm“, stellte Jamil fest. „Ihr Englisch ist, wie man mir versichert, recht gut. Und sie spricht auch ein wenig Französisch. Es wäre mir lieb, wenn sie auch Unterricht in Italienisch erhielte und vielleicht in Latein, Griechisch und Deutsch.“
„Leider“, gestand Cassie, „werde ich sie nicht in Deutsch unterrichten können.“ Sie sah enttäuscht drein, erklärte aber voller Überzeugung: „Ich halte die Sprache allerdings auch für unwichtig, seit ich den deutschen Botschafter getroffen habe. Er gefiel mir ebenso wenig wie seine Sprache. Oh … Ich hoffe, Sie haben keine deutschen Freunde …“
Jamil musste ein Lächeln unterdrücken – was seltsam war. Diese Frau ließ es an Respekt gegenüber ihm und den Traditionen seines Landes fehlen. Dennoch fand er sie sympathisch und amüsant. Ja, er war zu dem Schluss gekommen, dass es mehr Vor- als Nachteile mit sich bringen würde, wenn er sie als Linahs Gouvernante engagierte. Halim und die Mitglieder des Ältestenrats würden natürlich schockiert sein. Doch gerade das gefiel Jamil.
„Ist Ihnen klar, dass meine Untertanen großen Wert auf Traditionen legen und dass die meisten von ihnen, insbesondere meine Berater, gegen eine englische Gouvernante für meine Tochter sein werden?“
„Sie meinen, dass ich mir ihre Zustimmung verdienen muss?“
„Ich meine, dass es klug wäre, wenn Sie niemanden beleidigen.“
Sie runzelte die Stirn. „Ich verstehe nicht …“
„Wie ich Ihnen bereits sagte, sehen Sie aus, als würden Sie in den Harem gehören und nicht ins Schulzimmer.“
„Hoheit, für mein Aussehen kann ich nichts. Und was letzte Nacht geschehen ist, wird …“
„… wird sich nicht wiederholen“, vollendete Jamil den Satz. „Als Linahs Gouvernante müssen Sie über jeden Tadel erhaben sein.“ Sie würde für ihn unerreichbar sein. Sie musste für ihn unerreichbar sein. Aber er spürte, wie schwer es ihm fallen würde, in ihr nicht die verführerische Frau, sondern die untadelige Gouvernante zu sehen.
„Natürlich, Hoheit. Das ist mir klar.“ Wie konnte sie ihm nur beweisen, dass dieser Kuss etwas ganz und gar Untypisches für sie gewesen war?
„Man wird rasche Erfolge von Ihnen erwarten“, fuhr Jamil fort.
„Gewiss werden Sie selbst sich regelmäßig von Linahs Fortschritten überzeugen wollen“, bestätigte Cassie nicht ohne Hintergedanken.
„Ich bin ein sehr beschäftigter Mann. Vergessen Sie nicht, dass ich ein ganzes Land regiere.“
„Bitte, vergeben Sie mir!“ Sie hatte das Gefühl, deutlicher werden zu müssen. „Ich möchte Sie darauf hinweisen, dass es viel einfacher sein wird, Linah dazu zu bewegen, sich gut zu benehmen, wenn ich ihr als Belohnung einen Besuch ihres Vaters in Aussicht stellen kann.“
„Es sollte Belohnung genug für sie sein zu wissen, dass ihr Benehmen mich nicht länger erzürnt, sondern erfreut.“
Cassie schüttelte den Kopf.
„Sie beginnen mich zu langweilen, Lady Cassandra. Wenn Sie so sicher sind, dass meine Tochter Liebe und Zuneigung braucht, dann geben Sie sie ihr. Betrachten Sie es als eine Ihrer Aufgaben als Linahs Gouvernante.“
„Sie geben mir also eine Chance?“
„Ich stelle sie für einen Monat ein. Wenn Sie Ihre Aufgabe gut erfüllen, wird selbst der Ältestenrat begreifen, dass man sich der neuen Zeit anpassen muss.“
Vor Freude vergaß
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