Die verbotenen Küsse des Scheichs (German Edition)
mehr als eine Freundin würde sie niemals für Jamil sein können.
Obwohl … Manchmal, wenn sie nur mit ihm durch die Wüste ritt, bemerkte sie, dass er sie auf diese seltsame Art anschaute. Hungrig. So, als würde er sich bestimmte Dinge vorstellen. So, als wäre es ihm lieber, wenn diese Vorstellung ihn nicht verfolgte. So, als könne er nicht vergessen, dass er sie einmal geküsst hatte.
Es kam vor, dass ihre Hände sich zufällig berührten. Dann zuckte Cassie innerlich zusammen, und ihr ganzer Körper schien zu vibrieren. Es war ein sehr angenehmer, aber auch sehr beunruhigender Zustand. Jedes Mal erinnerte sie sich dann daran, wie Jamils Lippen die ihren berührt hatten. Dieser Kuss war so ganz anders gewesen als alle vorher. Und wie gut hatte es sich angefühlt, in seinen Armen zu liegen!
Wenn sie es doch nur vergessen könnte!
Sie musste es vergessen! Und zwar sofort. Sie zwang sich, an etwas anderes zu denken. Tatsächlich gab es etwas, das ihr Glück trübte und ihr Sorgen bereitete. Während sie und Jamil Freunde geworden waren, bestanden noch immer große Spannungen zwischen ihm und seiner Tochter. Er war Linah gegenüber zum Glück nicht mehr so hart und unnachgiebig. Auch zeigte er echtes Interesse an ihren Fortschritten. Aber allem Anschein nach war er unfähig, ihr Liebe und Zuneigung entgegenzubringen. Oder konnte er ihr seine Gefühle nur nicht zeigen?
Er redete mit ihr wie mit einer erwachsenen Frau, obwohl sie doch ein Kind von acht Jahren war. Stets strebte er nach Vollkommenheit, was Cassie grundsätzlich lobenswert fand. Das Problem war, dass er Linah ständig kritisierte. Da sie ihren Vater vergötterte, traf sie das besonders hart. Warum, um Himmels willen, verstand er nicht, wie glücklich er seine Tochter mit einem kleinen Zeichen der Zuneigung machen würde? Sicher, er selbst schien auch keine besonders glückliche Kindheit erlebt zu haben. Aber es gab doch gewiss Momente zwischenmenschlicher Nähe, an die er sich gern zurückerinnerte?
Cassie erhob sich. Jetzt, am frühen Nachmittag, war es so heiß, dass alle sich ein schattiges Plätzchen suchten und eine Pause von der täglichen Arbeit machten. Sie war jedoch zu ruhelos, um nichts zu tun. Der Innenhof, den sie in Gedanken stets den Scheherezade-Hof nannte, lag verlassen da. Es war sehr still. Zu still, fand Cassie.
Sie wollte irgendetwas unternehmen. Hatte Linah nicht einmal erwähnt, dass es auf der Ostseite des Palasts einen großen seit Jahren vernachlässigten Garten gab? Die Vorstellung, eine Wildnis zu erforschen, in der niemand sie stören würde, gefiel ihr. Schließlich war sie von Natur aus eine Romantikerin. Also machte Cassie sich auf die Suche nach dem vergessenen Garten.
Jamil schob die Papiere beiseite. Er konnte sich einfach nicht konzentrieren. Immer wieder wanderten seine Gedanken von den geschäftlichen Dingen zu anderen Problemen. Wie stets hatte Halim gute Vorarbeit geleistet, und eigentlich interessierte Jamil sich für alles, was sein Land betraf. In diesem Fall ging es um die Nutzung einer Diamantenmine, die sich auf dem Gebiet von Daar-el-Abbah befand, und um den Verkauf der Rohdiamanten nach Holland. Ein wichtiges Thema, und doch wollte er sich jetzt nicht länger damit beschäftigen.
Seine Schultern waren verspannt, und sie zu bewegen, half nicht viel. Am besten würde es sein, irgendetwas Ungewöhnliches zu unternehmen, das ihn auf andere Gedanken brachte.
Am Morgen war er mit Cassie und Linah zu einer nahe gelegenen Oase geritten. Zum ersten Mal hatte Linah ihr Pony selbstständig durch die Wüste lenken dürfen. Sie hatte ihre Sache gut gemacht. Überhaupt hatte sie alles, was mit dem Reiten und der Versorgung des Ponys zu tun hatte, sehr schnell gelernt. Sie saß aufrecht im Sattel und hielt die Zügel mit leichter Hand. Jamil war stolz auf sie und hatte in Gedanken ein paar Worte der Anerkennung formuliert. Doch dann hatte ihn irgendetwas daran gehindert, sie auszusprechen. Er hatte bemerkt, wie enttäuscht Cassie darüber war, dass er Linah nicht lobte. Auch wusste er genau, wie sehr Linah sich nach einem ermutigenden Wort sehnte. Aber es wollte ihm einfach nicht über die Lippen kommen.
Als er jetzt aufstand, stieß er einen leisen Fluch aus. Im Moment empfand er weniger Zorn darüber, dass er geschwiegen hatte, als darüber, dass Cassies Missfallen ihm so naheging. Er durfte nicht zulassen, dass das Wohlwollen dieser Frau für ihn immer wichtiger wurde! Vor allem musste er vor ihr
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