Die verbotenen Küsse des Scheichs (German Edition)
verloben.“
„Colchester? Ist das der Junge, den Wellington unter seine Fittiche genommen hat? Eine gute Wahl, vorausgesetzt, Cassandra sagt Ja. Es heißt, sie habe einen Narren an diesem Araber gefressen.“
„Nein, nein, da verwechselst du etwas. Es ist Celia, die einen arabischen Fürsten geheiratet hat. Ramiz heißt er.“
„Das weiß ich doch. Nach allem, was man hört, muss er reich wie Krösus sein. Aber den meine ich nicht. Ich spreche von dem Mann, der über das benachbarte Fürstentum herrscht. Lass mich nachdenken … Ja, jetzt fällt es mir wieder ein: Jamil al-Nazarri.“
„Nie von ihm gehört! Mit Cassandra hat er bestimmt nichts zu tun!“
„Nun, Archie ist gerade erst aus Kairo zurückgekommen. Und er behauptet, er habe die Information von Lord Winchester persönlich.“
„Von unserem dortigen Generalkonsul? Was, um Himmels willen, soll Winchester über Cassandra gesagt haben?“
„Dass sie im Harem dieses Jamil lebt.“
„Hölle und Teufel!“
Fitzgerald sah betroffen drein. „Tut mir leid, wenn ich dich erschreckt habe. Dachte, du solltest das wissen. Nun, vielleicht ist alles ja ganz harmlos.“
Mit einem Zug leerte Lord Armstrong sein Glas. „Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du allen Gerüchten widersprechen würdest. Cassandra besucht ihre Schwester Celia in A’Qadiz. Punkt.“
„Natürlich, alter Freund. Selbstverständlich.“
Die beiden Männer wechselten einen Blick. Dann sagte Armstrong: „Ich muss mich mit meiner Schwester beraten.“ Die Idee, sich mit seiner Gattin Bella zu besprechen, kam ihm nicht.
Cassie fand keinen Schlaf. Die absurdesten Gedanken gingen ihr durch den Kopf. Und auch ihre Gefühle spielten verrückt. Sie wurde zwischen Wut, Bedauern, Reue und Hoffnung hin und her gerissen. Dabei hätte sie nicht einmal genau zu sagen gewusst, worauf sie hoffte. Worüber sie wütend war, wusste sie allerdings genau. Sie hatte sich geschworen, nie wieder ihren körperlichen Gelüsten nachzugeben. Doch genau das hatte sie getan, sobald Jamil sie geküsst hatte.
Wie beschämend, sich einzugestehen, dass sie sich ihm an den Hals geworfen hatte! Celia würde entsetzt sein. Und Tante Sophia … Nein, daran mochte sie gar nicht denken.
Sie wollte auch nicht daran denken, welch wundervolle Empfindungen Jamils Liebkosungen in ihr geweckt hatten. Und erst recht nicht daran, wie hemmungslos sie seine Zärtlichkeiten erwidert hatte. Ihre Wangen brannten vor Scham. Und dennoch konnte sie nicht vergessen, wie erregend es gewesen war, von ihm geküsst und gestreichelt zu werden. Ja, selbst jetzt spürte sie, dass jenes Feuer, das er entfacht hatte, nicht gänzlich erloschen war. Es glomm noch immer. Wenn sie sich vorstellte, wie er ihre Brustknospe … Nein, das durfte sie nicht!
Ich bin eine leichtfertige, der Wollust ergebene Frau!
Davon war offenbar auch Jamil überzeugt. Warum sonst hätte er mit ihr tun sollen, was er getan hatte? Und er hatte geglaubt, sie würde noch weiter gehen. Irgendwie musste sie ihn ermutigt haben.
Schon damals, bei ihrem ersten Treffen in der Wüste, hatte er gesagt, sie gehöre in den Harem und nicht ins Schulzimmer. Himmel, sie hatte es ja sogar selbst gesehen, wenn sie in den Spiegel schaute. Aber dickköpfig und unbelehrbar hatte sie darauf bestanden, eine verantwortungsbewusste Gouvernante für Linah sein zu können.
Sie hatte sich selbst belogen, doch es war ihr nicht gelungen, Jamil hinters Licht zu führen.
Cassie schlug die leichte Seidendecke zurück und stand auf. Sie würde sowieso nicht schlafen können. Barfuß ging sie in den Hof hinaus. Im Mondlicht glitzerte das Wasser der beiden Springbrunnen. Auf dem Boden nahe dem Sonnenbrunnen lagen mehrere Kissen in wildem Durcheinander.
Dort hat Jamil mich geküsst, dachte Cassie. Und weiter: Er ist hierher gekommen, weil er mich ebenso wenig vergessen konnte wie ich ihn, weil er sich leidenschaftlich nach mir gesehnt hat, weil der Kuss in der Wüste ihm genauso viel bedeutet hat wie mir.
Es war ein erregender Gedanke. Vor allem, weil Jamil kein Möchte-Gern-Poet war wie Augustus, sondern ein Mann, der daran gewöhnt war, seine Gefühle zu beherrschen.
Eine tiefe Trauer überkam Cassie. Nie wieder würde ein Mann sie so begehren wie Jamil. Denn nie wieder würde sie einem so starken wunderbaren Mann wie ihm begegnen. Es war ein Fehler gewesen, sich seinen Zärtlichkeiten zu entziehen. Denn nun würde sie die körperliche Liebe nie kennenlernen. Einen Moment lang wünschte sie,
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