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Die verbotenen Küsse des Scheichs (German Edition)

Die verbotenen Küsse des Scheichs (German Edition)

Titel: Die verbotenen Küsse des Scheichs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marguerite Kaye
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erwartet hatte, bot sich ihm ein Bild größten Durcheinanders. Linah lag, umgeben von ihren hilflosen Dienerinnen, mit dem Gesicht nach unten auf den Kissen beim Brunnen und schluchzte herzerweichend. Der Hof war mit Scherben übersät. Eine Lache klebrigen Mangosafts bewies, dass zumindest eine Karaffe mit diesem Getränk zu Bruch gegangen war.
    Als die Dienerinnen vor Jamil auf die Knie fielen, schaute Linah auf, bemerkte ihren Vater, schrie „Baba!“, stieß eines der Mädchen beiseite und rannte auf ihn zu. Ihre Augen waren vom Weinen gerötet, ihr Haar war strähnig, ihre Kleidung zerknittert. „Baba“, rief sie noch einmal, „Baba, du musst sie zurückholen!“ Damit warf sie sich ihm in die Arme und klammerte sich an seiner Galabija fest.
    „Was ist geschehen?“ Er schaute zu den Dienerinnen hin, während er Linah tröstend übers Haar strich.
    Doch die Mädchen verharrten reg- und wortlos auf den Knien und wagten nicht, den Blick zu ihrem Fürsten zu erheben.
    „Cassie“, stammelte Linah, die endlich aufgehört hatte zu schluchzen.
    „Was hat sie getan?“
    „Sie ist fort.“
    Nur selten in seinem Leben hatte Jamil Angst gehabt. Jetzt allerdings war es, als griffen eisige Finger nach seinem Herzen. „Fort?“, wiederholte er. „Wohin?“
    Erneut brach Linah in Tränen aus. „Das weiß ich nicht. Aber es ist meine Schuld. Ich habe ihr gesagt, dass sie weggehen soll.“
    Jamil nahm sie auf den Arm und trug sie zu einem kleinen Diwan, den irgendjemand in den Hof gebracht hatte. Er setzte sich, nahm seine Tochter auf den Schoß und wartete ungeduldig, bis sie sich so weit beruhigte, dass sie eine verständliche Erklärung abgeben konnte.
    „Ich habe ihr gesagt, dass ich sie hasse. Ich habe sie angeschrien. Ich wollte, dass sie verschwindet. Zurück nach England! Sie hat so traurig ausgesehen, Baba. Aber … aber ich war froh darüber. Ich wusste ja, dass sie sowieso bald fortgehen würde. Eigentlich will ich, dass sie bleibt. Ich meine, für immer. Und … und …“ Schluchzer schüttelten Linah, sodass sie nicht weitersprechen konnte.
    Jamil hatte trotzdem verstanden, was sie ihm hatte sagen wollen. Doch viel wichtiger war jetzt herauszufinden, was nach Linahs Wutausbruch geschehen war. „Wann hat sie Daar verlassen? Und wie?“
    „Der Stallbursche sagt“, berichtete eine der Dienerinnen, „dass sie mit dem Pferd in die Wüste geritten ist.“
    Jamil erhob sich, doch Linah wollte ihn nicht loslassen.
    „Baba, bitte, sei nicht böse auf mich! Ich wollte doch nicht, dass sie wirklich weggeht. Bitte, hol sie zurück. Ich will auch immer lieb sein.“
    Sanft sagte er: „Bitte, hör mir zu, Linah. Ich werde bald heiraten. Ich habe dann eine neue Frau und du hast eine neue Mutter. Du wirst auch Geschwister bekommen, Brüder und Schwestern. Dann wirst du Cassie nicht mehr vermissen.“
    Linahs tränennasses Gesicht hatte sich bei seinen Worten überraschenderweise aufgehellt. „Du könntest Cassie heiraten. Ich hätte sie gern als Mutter. Und sie müsste dann nie mehr nach England zurück.“
    Kopfschüttelnd schaute er auf sie hinab. „So einfach ist das Leben nicht. Meine neue Ehefrau wurde bereits ausgewählt.“ Er zog Linah noch einmal an sich und wandte sich dann zum Gehen. „Mach dir keine Sorgen. Ich werde Cassie finden und sie heil zu dir zurückbringen.“
    Zuerst fand er ihr Pferd.
    Sie war geradeaus nach Osten in die Wüste geritten, und es war leicht gewesen, ihrer Spur zu folgen. Man traf hier nicht oft auf Tiere, auf ein paar Kamele vielleicht, aber nur ganz selten auf ein Pferd. Daher waren die Hufspuren Jamil sofort aufgefallen. Sie wiesen in Richtung der Oase Maldissi. Und dort, am Rande des Teichs, fand er ihre graue Stute. Von Cassie allerdings war weit und breit nichts zu sehen.
    Das Pferd war nicht angebunden. Sein Fell war staubig, aber das Tier wirkte nicht erschöpft und war auch nicht verschwitzt. Daraus schloss Jamil, dass es sich schon seit einer Weile in der Oase aufhielt. Wo aber war Cassie? Nach Auskunft des Stallburschen hatte sie nicht einmal eine Wasserflasche mitgenommen.
    Jamil bemühte sich, die Angst, die ihn erfüllte, zu unterdrücken. Er band die Stute an einem schattigen Platz an und bemühte sich, logisch zu denken. Cassie war eine erfahrene Reiterin. Wenn sie dennoch gestürzt war, so musste es ein schlimmer Sturz gewesen sein, sonst hätte sie gewiss die Zügel nicht losgelassen. Dass sie die Stute aus Nachlässigkeit nicht angebunden hatte, war

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