Die verbotenen Küsse des Scheichs (German Edition)
nach A’Qadiz zurückkehren. Und was sollte dann aus Linah werden?
Mit einem letzten Fluch wandte Jamil sich von dem Brunnen mit dem Panther ab, begab sich in sein Schlafgemach und warf sich wenig später nackt auf seinen prunkvollen Diwan. Erinnerungen daran, wie Cassie ihn geküsst und geliebkost hatte, verfolgten ihn. Sie hatte keinerlei Erfahrung in diesen Dingen, sie war nicht kokett, aber auch keineswegs so gehemmt, wie man es von einer jungen englischen Dame erwarten konnte. Sie war einfach hinreißend! Sinnlich, leidenschaftlich und liebevoll. Der Gedanke daran, wie sie ihn berührt hatte, genügte, um sein Verlangen aufs Neue zu wecken.
Die Vorstellung, sie könne Daar-el-Abbah verlassen, war einfach unerträglich. Er musste irgendetwas tun, um das zu verhindern. In ein paar Stunden würde er wie üblich mit ihr und Linah ausreiten. Später würde er allein mit ihr in der Wüste sein. Dann – das nahm er sich fest vor – würde er ihr alles erklären.
Cassie hatte verschlafen – was so ungewöhnlich war, dass Linah, die sie geweckt hatte, sie besorgt musterte und dann ängstlich sagte: „Wir müssen uns beeilen, Lady Cassandra, sonst denkt Baba, wir kommen nicht.“
„Ich fürchte, ich kann heute nicht mit euch ausreiten. Lass dich von einer der Dienerinnen zu den Stallungen begleiten.“
Linahs Sorge wuchs. „Sind Sie krank? Oder traurig, weil Sie Ihre Schwestern schon so lange nicht gesehen haben?“
Sie schüttelte den Kopf und schloss die Kleine in die Arme. „Mit mir ist alles in Ordnung. Ich möchte nur noch ein bisschen liegen bleiben.“
Vor nicht langer Zeit hätte diese Bemerkung einen Wutanfall bei Linah hervorgerufen. Und tatsächlich begann die Unterlippe der Kleinen verdächtig zu zittern. Doch dann erklärte sie mit fester Stimme: „Wenn es Ihnen nicht gut geht, bleibe ich auch hier und sorge dafür, dass Sie genug Tee und Sorbet bekommen. Außerdem soll die Köchin Ihnen eine Arznei geben.“
Seufzend schlug Cassie die Decke zurück. „Das wird nicht nötig sein. Ich bin in wenigen Minuten fertig.“ Es würde schwer sein, Jamil gegenüberzutreten. Aber – das hatte sie gerade erkannt – ihr blieb keine Wahl.
Cassie fühlte sich erleichtert, als der Stallmeister ihnen mitteilte, dass einer der Burschen sie begleiten würde, da Jamil an diesem Morgen unabkömmlich war.
Linah gefiel das natürlich gar nicht. Ihre sowieso gereizte Stimmung wurde immer schlechter, was dazu führte, dass das Pony nervös zu tänzeln begann und sich nicht gut lenken ließ. Das wiederum vergrößerte Linahs Ungeduld, bis sie schließlich die Gerte hob, um das Tier zu schlagen. Entrüstet fiel Cassie ihr in den Arm und erklärte in strengem Ton: „Man darf andere niemals für die eigenen Fehler bestrafen!“
„Lassen Sie mich sofort los!“, schrie das Mädchen.
„Sobald du dich beruhigt hast.“
„Ich bin eine Prinzessin. Niemand kann mir etwas befehlen. Lassen Sie mich los! Sofort!“
„Linah!“
„Ich hasse Sie. Ich will Sie nicht mehr sehen! Gehen Sie zurück nach England!“
„Linah, ich weiß, dass du das nicht ernst meinst. Beruhige dich, bitte.“
Aber es war zu spät. Das Mädchen ließ die Reitgerte los, trat dem Pony in die Flanken und galoppierte davon.
Cassie brauchte einen Moment, um sich zu fassen. Dann folgte sie Linah in aller Eile.
Zum Glück hatte ihr Schützling den Weg zu den Stallungen eingeschlagen. Dort ließ Linah das Pony in der Obhut der Stallburschen zurück und rannte in den Palast, zweifellos, um sich in seinen eigenen Räumlichkeiten zu verkriechen.
Nach kurzem Nachdenken beschloss Cassie, Linah Zeit zu lassen, um sich zu beruhigen. Auch ihr selbst würde es guttun, ein wenig Abstand zu allem zu gewinnen. Also wendete sie ihr Pferd und ritt noch einmal hinaus in die Wüste.
7. KAPITEL
J amil hatte, gleich nachdem er aufgestanden war, unangenehme Nachrichten erhalten. Statt, wie geplant, mit Linah und Cassie auszureiten, musste er den Ältestenrat zu einer Krisensitzung einberufen. Die unerwarteten Probleme mussten dringend geklärt werden.
Viel Zeit verging mit Diskussionen. Und bis endlich alle notwendigen Entscheidungen getroffen waren, stand die Sonne hoch am Himmel. Jamil, der wusste, dass seine Tochter sich im Allgemeinen mittags für einige Zeit schlafen legte, beschloss Cassie aufzusuchen. Gewiss würde er sie an ihrem üblichen Platz nahe dem Brunnen im Schatten des Zitronenbaumes finden.
Doch statt der friedlichen Szene, die er
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