Die Verdammten: Endzeit-Thriller (German Edition)
Richtung Treppenhaustür in Bewegung.
Candice stieß ein Schnauben aus und folgte ihr.
Beth hielt es für den sichersten Weg, sich zuerst an der Wand entlangzutasten und dann auf die Treppe zuzusteuern – die direktere Route quer über das Parkdeck kam ihr mit all den Löchern, die den Boden durchzogen, zu gefährlich vor.
Beth bewegte sich langsam über den rissigen Beton und Candice folgte dicht hinter ihr.
Während sie einen großen Bogen um mehrere breite Spalte machten, stellte Beth sich vor, wie der Beton unter ihnen wegbrach und Candice in den Tod stürzte.
Glücklicherweise geschah das nicht.
Sie erreichten die gegenüberliegende Mauer und pressten sich wie zwei Häftlinge, die versuchten, aus dem Gefängnis zu fliehen, mit dem Rücken dagegen. Mit seitlichen Schritten schoben sie sich auf die Tür des Treppenhauses zu.
»Hey, warten Sie auf mich!«, rief Bruce ihnen nach, und sie blieben stehen, bis er sie eingeholt hatte.
Als Bruce die Wand erreichte, sagte er: »Was soll’s, ich kann auch genauso gut bei euch bleiben. In der Gruppe ist man sicherer, wieʼs so schön heißt.«
Candice warf Beth einen Blick zu, der bedeutete: Halt mir bloß diesen fiesen Typen vom Leib. Beth nickte, und sie setzten sich wieder in Bewegung. Bruce bildete die Nachhut. Als sie das Treppenhaus erreichten, drückte Beth die Klinke herunter und sie traten ein.
Hinter Bruce fiel die Tür mit einem Klicken ins Schloss und schnitt das Licht der Autoscheinwerfer ab. Da auch im Treppenhaus kein grelles Neonlicht mehr flackerte, lag es in völlige Dunkelheit getaucht. Es hing jedoch ein eindeutiger Geruch von Urin in der Luft, der sich mit einem Hauch von Reinigungsmitteln mischte. Besonders gründlich putzen sie hier allerdings nicht, dachte Beth und rümpfte die Nase angesichts des ätzenden Gestanks von altem Urin.
»Ich nehme nicht an, dass jemand Streichhölzer dabeihat«, meinte Bruce mit einem Glucksen.
Neben Beth hielt Candice ihr leuchtendes Handy in die Höhe, das einen relativ großen Teil des Treppenhauses erhellte. »Wir brauchen keine Streichhölzer«, erwiderte Candice.
»Na, was sagt man dazu?«, stieß Bruce aus. »Die Wunder der modernen Technik.«
Beth folgte Candices Beispiel und tauchte ihre Umgebung in noch mehr Licht.
Die Wände und selbst der Boden des Treppenhauses waren mit Graffiti beschmiert. Aber zumindest gab es hier drinnen keine Bäume. Auch wenn sich Beth an einem Ort wie diesem normalerweise nicht länger als unbedingt nötig aufgehalten hätte, war sie mehr als froh, die Bäume und den zerstörten Beton hinter sich gelassen zu haben – zumindest für den Moment.
Beth sah Candice an. »Schaffst du es, die Treppe runterzugehen?«
»Sicher«, antwortete Candice, die noch immer sehr blass wirkte.
»Gehen Sie vor«, forderte Bruce sie auf. Seine dünne Stimme klang in der Enge des Treppenhauses noch blecherner.
Beth drehte sich um und begann, die schmutzigen alten Stufen hinabzusteigen.
Paul hasste es, schlimme Nachrichten überbringen zu müssen, und eine Nachricht konnte kaum schlimmer sein, als jemandem zu sagen, dass sein Enkel nicht mehr lebte. Aber er hatte es getan, und während er neben dem armen Harold stehen blieb, der auf dem Boden saß und die Leiche seiner Frau in den Armen wiegte, hatte er sich gefragt, was sie als Nächstes tun sollten. Ich sollte versuchen, zu verschwinden und verdammt noch mal hier rauszukommen. Aber was ist mit dem Alten? Ich kann Harold doch nicht hier unten lassen, ganz allein, während er um seine tote Frau und seinen toten Enkel trauert. Plötzlich öffnete sich die Tür zum Treppenhaus.
Die Frau und das Mädchen aus dem Fahrstuhl erschienen, gefolgt von dem jungen Mann, der ihnen hinterhergestarrt hatte.
Paul hob seinen rechten Arm, zuckte zusammen, als ein Schmerz durch seine linke Seite fuhr, und winkte mit seinem brennenden Zippo. »Hey, hier drüben.«
Die drei Fremden kamen auf Paul zu. Mit weit aufgerissenen Augen starrten sie auf die mächtigen Stämme der Bäume. Der junge Mann blieb stehen, um einen von ihnen genauer zu betrachten. Er ließ seine Finger erst über die Rinde und dann über den Beton gleiten, bevor er eine Handvoll Erde aus einem der Risse im Boden zusammenklaubte.
»So sieht man sich wieder«, begrüßte Paul die Frau und das Mädchen, als sie ihn erreicht hatten.
»Hallo«, erwiderte die Frau. Sie hatte eine klaffende Wunde auf der Stirn, Gesicht und Arme waren schmutzverschmiert und ihr Haar vollkommen zerzaust.
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