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Die Verfuehrerin

Titel: Die Verfuehrerin
Autoren: Jude Deveraux
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Honey.«
    Als er gegangen war, sank Chris gegen die Stuhllehne und bemühte sich, dem Mann von der Frachtlinie nicht zu zeigen, wie gebannt sie die Hauptstraße beobachtete. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite warteten zwei Männer, beide mit Gewehren bewaffnet, beide die rechte Hand an dem Holster, als wollten sie jeden Moment den Revolver ziehen. Chris merkte, wie ihre Hand zitterte, als sie einen versiegelten Brief für ihren Vater aus der Tasche zog. Sie mußte diesem Mann vom Frachtbüro gar nichts vormachen, da sie bestimmt so verängstigt aussah, wie sie sich fühlte. Und sie begriff, daß mindestens die Hälfte ihrer Furcht Tynan galt. Er hatte mit dieser Sache nichts zu tun und keinen Grund, ihretwegen sein Leben zu riskieren; und dennoch tat er das.
    Die Minuten verstrichen, und Chris begann unruhig zu werden. Was hielt ihn nur so lange auf? Vielleicht war Johns Schwester gar nicht zu Hause. Vielleicht...
    Ihre Gedanken stockten jählings, als sie am anderen Ende der Stadt, wo Tynan sich hinbegeben hatte, Schüsse hörte. Sie erhob sich von ihrem Stuhl.
    »Sie brauchen sich nicht aufzuregen, Lady«, sagte der Mann von der Frachtlinie hinter seinem großen Schreibtisch. »In dieser Stadt schießt immer jemand auf irgend jemand. Bleiben Sie sitzen, und ruhen Sie sich aus.«
    Doch Chris konnte sich nicht ausruhen. Sie beugte sich näher ans Fenster, um besser hinaussehen zu können.
    Ihr Atem stockte, als sie dort gewahr wurde, was sie befürchtet hatte: Tynan ritt wie der Teufel die Hauptstraße hinunter, verfolgt von zwei Reitern, deren Revolver ununterbrochen aufblitzten. Mit geweiteten Augen sah sie ihn näher kommen.
    Dann drehte sie sich zu dem Mann von der Frachtlinie um. »Darf ich mir die mal ausleihen?« fragte sie, ein Gewehr aus dem Ständer am Fenster nehmend.
    Ehe der Mann begriff, was sie vorhatte, war sie schon durch die Vordertür seines Büros gestürmt, fiel draußen auf der Veranda auf ein Knie und zielte. Sie holte den vorderen Verfolger mit einem Schuß in die Schulter aus dem Sattel und war gerade dabei, auch den zweiten aufs Korn zu nehmen, als Ty sein Pferd wendete und direkt auf sie zuhielt.
    Chris stand auf, trat einen kleinen Schritt zurück. Als Ty sich aus dem Sattel beugte und einen Arm nach ihr ausstreckte, ergriff sie ihn, stellte ihren Fuß auf den seinen in den Steigbügel und schwang sich hinter ihm auf das Pferd. Ty verminderte das Tempo nicht, als er mit donnernden Hufen durch den Lagerraum ritt, an Packern vorbei, denen der Unterkiefer herunterfiel, und hinten wieder hinaus und die Rampe hinunter.
    Die Männer, die sie verfolgten, brauchten etwas länger für die Durchquerung des Frachtschuppens, und Chris hörte den Schrei eines Pferdes, als einer der Männer, die ihnen auf den Fersen waren, sich in der Entfernung verschätzte und samt Gaul von der Rampe stürzte.
    Chris klammerte sich mit aller Kraft an Tynan fest. Ihr Haar löste sich aus den Spangen und flatterte hinter ihr her, ihr Körper schien an seinem Rücken zu kleben. Er beugte sich zum Hals -seines Pferdes hinunter, und sie folgte seinem Beispiel. Kugeln schwirrten hinter ihnen her; aber sie ritten zu schnell, um in Reichweite der Verfolgerwaffen zu geraten. Zudem schossen die Verfolger vom Rücken ihrer Pferde aus, so daß sie nicht richtig zielen konnten - oder wenigstens hoffte Chris, daß ihnen das nicht gelang.
    Als sie am Rand des Regenwaldes ankamen, verminderte Tynan das Tempo nicht, sondern galoppierte noch etliche hundert Meter in dieser halsbrecherischen Geschwindigkeit weiter. Plötzlich zügelte er sein Pferd, drehte sich um, packte Chris und ließ sie auf den Boden gleiten. Dann stieg er selbst aus dem Sattel.
    »Und jetzt verschwinden wir«, sagte er, nahm das Pferd beim Zügel und Chris bei der Hand. Er deutete auf ein Gewirr von Ranken unterhalb des Pfades und befahl ihr, sich dort zu verstecken. Sie stieg rasch die Senke hinunter, rutschte die halbe Strecke auf ihrem Hinterteil. Das Pferd zu »überreden«, war schon eine andere Sache, und Ty tat das mit einer Reihe von mit leiser Stimme vorgebrachten Flüchen, daß Chris fast die Augen dabei übergingen. Kaum hatte er das Pferd in die Kuhle hinuntergebracht und ein paar Ranken über ihre Köpfe geschoben, als über ihnen drei Männer auf Pferden den Pfad heraufkamen.
    Ty hielt eine Hand über die Nüstern des Pferdes, damit es keinen Lärm machte, während Chris dicht bei ihm stand und durch die Ranken zu den Männern
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