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Die Verfuehrerin

Titel: Die Verfuehrerin
Autoren: Jude Deveraux
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wollen, als ginge sie die Böschung hinunter, doch das, was sie für festen Boden gehalten hatte, war grundloses Grünzeug, und so rutschte sie auf ihrem Rücken den Abhang hinunter.
    Tynan spurtete über die Lichtung und warf sich auf sie, damit sie nicht weiterrutschen und in irgendeinem Abgrund verschwinden konnte.
    Instinktiv schlang sie die Arme um seinen Körper und zog ihn fest an sich. Als er den Kopf hob und sie ansah, war sie sich der Nähe seines Körpers nur zu deutlich bewußt. Einen Moment lang dachte sie, er würde sie küssen- und sie war bereit, seinen Kuß zu empfangen.
    Seine Lippen waren nur noch wenige Zentimeter von ihrem Mund entfernt, als er plötzlich aufsprang und sie auf dem steilen Hang liegenließ. Diesmal drehte er ihr nur einen Moment den Rücken zu, und sie hatte das Gefühl, als müßte er seine Emotionen gewaltsam unterdrücken. Als er sich ihr wieder zudrehte, waren seine Augen ganz glänzend; aber sonst schien er wieder die Ruhe in Person zu sein. »Ich sagte Ihnen doch, daß Sie ins Lager zurückgehen sollen. Und ich dachte, Sie wären so müde, daß Sie kaum noch stehen können und Ruhe brauchen.«
    »Das war gelogen«, sagte sie lächelnd.
    »Schwindeln sie öfter, Miss Mathison?«
    »Nicht halb so oft wie andere Leute von unserer Expedition«, sagte sie mit einem unschuldigen Augenaufschlag. »Sie sagen mir jetzt die Wahrheit, und dann sage ich Ihnen ebenfalls die Wahrheit. Das ist fair, denke ich.«
    Er schien etwas sagen zu wollen, überlegte es sich jedoch anders und ging zu seinem Pferd zurück. »Dort drüben ist ein kleiner Trampelpfad. Den können Sie benützen, um auf den Trail und in unser Lager zurückzukommen.«
    Sie stand auf, zog ihren Rock glatt und hob die Sanitätsausrüstung auf, die mit ihr den Hang heruntergerutscht war. »Tatsächlich habe ich Sie nur gesucht, weil ich mir Ihren Rücken ansehen wollte.«
    »Meinen was?!« sagte er und drehte sich mit einem zornigen Gesicht wieder zu ihr um. »Hören Sie, Miss Mathison, ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen; aber ich habe mir jetzt genug von Ihnen gefallen lassen!« Er bewegte sich auf sie zu und deutete mit der Pferdebürste auf sie, so daß Chris unwillkürlich vor ihm zurückwich. »Vielleicht denken Sie, ich könnte eine Figur für eine Ihrer Geschichten abgeben; aber da habe ich noch eine Überraschung für Sie bereit. Ihr Vater hat mich angeheuert, damit ich Sie und Prescott durch den Regenwald führe und anschließend nach Hause bringe. Ich habe nicht vereinbart, daß Sie mich überallhin verfolgen und mir ständig irgendwo splitternackt an die Brust hüpfen. Unter anderen Umständen würde ich das ja genießen; aber auf dieser Reise habe ich einen Job zu erledigen, und den gedenke ich auch auszuführen, egal, wie oft Sie auch probieren mögen, mich zu verführen. Sie, Lady, sind der Satan in schönster Verpackung. Und nun, verschwinden Sie von hier, und lassen Sie mich gefälligst in Ruhe. Ich möchte Sie nicht mehr sehen, bis ich Sie morgen früh wecke - und vielleicht gebe ich sogar einer anderen Person den Auftrag, das für mich zu erledigen.«
    Er schloß abrupt den Mund, drehte sich um und ging zu seinem Pferd zurück.
    »Schön«, sagte Chris, »ich werde ins Lager zurückkehren und Mr. Prescott erzählen, daß Ihr Rücken mit roten Striemen übersät ist, die mir ganz nach einer Infektion oder nach einem Wundfieber aussehen. Und weiterhin werde ich ihm sagen, daß etwas mit Ihren Füßen nicht stimmt. Ich bin überzeugt, daß die daraus entstehende Rebellion nur von kurzer Dauer sein wird und Sie dann nicht mehr unser Führer sein werden, sondern dorthin zurückkehren können, wo Sie herkamen, was Sie aber keinem Menschen verraten wollten. Guten Tag, Mr. Tynan«, sagte sie und setzte sich in die Richtung des Trampelpfades in Bewegung, den er ihr eben gezeigt hatte.
    Sie hatte noch keine drei Schritte gemacht, als sie hinter sich einen leisen Fluch hörte und ein Geräusch, als würde die Pferdebürste mit großer Heftigkeit auf die Erde geworfen.
    »Also gut«, sagte er so laut, daß sich Chris zu ihm umdrehte. »Was erwarten Sie von mir?«
    »Daß Sie sich jetzt das Hemd und die Stiefel wieder ausziehen und dort mit dem Bauch nach unten auf das Moos legen.«
    »Vermutlich darf ich mich noch dafür bedanken, daß Sie nicht mehr von mir verlangen«, meinte er grollend, legte sich aber gehorsam hin.
    Als sich Chris neben ihm niederkniete und seinen Rücken betrachtete, sah sie, daß die Wunden
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