Die Verführung der Mrs. Jones
anschalten. Mit einem fremden Mann fühlte sie sich im Dunkeln wohler, der Sex bekam dadurch etwas Anonymes, der Mann wurde austauschbar. Seitdem sie und Fabian sich getrennt hatten, war sie keine Beziehung mehr eingegangen, sie war noch nicht so weit. Und wenn sie Lust hatte so wie jetzt … war da immer jemand wie Reto. Nein, nicht immer, wenn sie ehrlich zu sich war. Aber hin und wieder lernte sie jemanden kennen, der ihr sympathisch war, der ihr zeigte, dass sie eine attraktive Frau war. Höflich musste er sein, stilvoll. Das machte es ihr leicht, die Distanz zu wahren und sich auf ihn einzulassen ‒ zumindest für einen Abend. Der konnte schön sein, doch das, was folgte, war unverbindlich, ohne Erwartungen. Ihr war heiß, ihre Kehle war wie ausgedörrt.
„Sie erlauben?“
Reto machte ein paar Schritte an ihr vorbei und stand im Wohnraum der Suite. Im Gegenlicht der Parkbeleuchtung konnte sie seine schlanke Silhouette erkennen. „Kommen Sie zu mir, Sandra.“
Zögernd ging sie auf ihn zu. Er zog sie an seine Seite und öffnete das Fenster. Noch immer waren leise Saxophonklänge zu hören.
„Lassen Sie uns die Stimmung genießen, die Musik … der Etagenkellner muss gleich hier sein.“
Reto schob sie auf den Balkon, legte die Hände auf ihre Hüften. Sandra schloss die Augen. Das war alles wie ein Traum.
Wenig später saßen sie sich im Schein von Kerzen an dem kleinen Tisch der Suite gegenüber, die leichten Voilevorhänge wehten im Nachtwind. Sandra spürte ein leichtes Frösteln.
Reto schenkte ihr Wein nach und reichte ihr das Glas. Sandra fühlte sich wie auf einer Wolke. Dieser Mann war ein Geschenk. Nie war sie jemandem begegnet, der so stilvoll war und dabei so offen und locker mit der Situation umging. Sie würden einen One-Night-Stand haben, doch das ließen sie sich nicht spüren. Sandras Anspannung legte sich. Sie würde ihm nichts vorspielen müssen. Ja, er würde es wahrscheinlich sogar akzeptieren, wenn sie ihn ohne jedes Zugeständnis fortschicken würde.
„Sandra? Ich möchte einen Toast ausbringen.“ Reto stand auf und erhob sein Glas. „Auf diese Nacht und auf die beiden Planeten, deren Umlaufbahnen sich gerade kreuzen. Chin-chin, Sandra.“
„Chin-chin, Reto.“
Sandra war beeindruckt. Dieser Mann widerlegte alle Vorurteile, die sie für seine Gattung in petto hatte.
Sie genoss die Häppchen und seine Gesellschaft, hörte seinen Geschichten zu und lachte. Draußen im Garten war es inzwischen still geworden, die Lichter erloschen. Ein heller Mond spiegelte sich im See. Sandra hatte jedes Gefühl für Zeit verloren, sie fühlte sich einfach nur wunderbar. Sie lachte und sah ihrem Gegenüber in die Augen. Und verstand: Der Moment war gekommen.
Reto legte seine Serviette beiseite und stand auf. Er ging langsam um den Tisch herum, nahm ihre Hand und zog sie hoch.
„Habe ich heute Nacht noch einen Wunsch frei?“ Seine Stimme klang heiser.
Sandra lächelte. „Jeden Wunsch.“
Reto lächelte jetzt auch. Er trat einen Schritt zurück und ließ ihre Hand los.
„Dann wünsche ich mir, dass Sie sich für mich ausziehen.“
3
Im Zimmer war es still. Reto hatte sich wieder in seinen Sessel gesetzt; im Schein der Kerzen konnte sie sein entspanntes Gesicht sehen.
Sandra spürte, dass sie Vertrauen fasste. Ihre Brustwarzen kitzelten, Lust stieg in ihr auf. Langsam führte sie ihre Hände sacht über die Brüste in den Nacken und löste den Knopf des Neckholders. Dann öffnete sie den Reißverschluss des Kleides. Der leichte Chiffon glitt raschelnd zu Boden. Für einen Moment gönnte sie Reto einen Blick auf die zarten Dessous, die sie trug, dann hakte sie ihre Daumen in den Slip und zog ihn langsam, Stück für Stück nach unten. Sie wusste, ihm gefiel, was er sah. Jetzt der BH. Sie strich sich eine Ponysträhne aus dem Gesicht und ging zum Sessel hinüber. Er sagte nichts, sondern zog sie an den Hüften auf seine Oberschenkel. Ihre Brüste berührten sein Gesicht. Er lachte leise und schnappte nach den sanften Rundungen. Sandra wollte sich an ihn drücken, doch er hielt sie auf Abstand und liebkoste ausschließlich ihren Busen. Sie legte die Arme auf seine Schultern, griff in seine Haare. Ihr Atem ging schneller. Doch er war ruhig, ließ sich Zeit, ließ ihr Zeit. Sandras Gesicht glühte, sie konnte es nicht mehr aushalten, wollte ihn in sich spüren, doch Reto machte keine Anstalten, ihrem Verlangen nachzugeben. Als sie ihm zwischen die Beine griff, zog er ihre Hand weg und
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