Die Verführung des Mondes (German Edition)
sich zu mir herab.
„Ich hole Sie hier wieder ab. Und ich danke Ihnen, Luna, dass Sie mich heute Abend begleiten werden!“
E ndlich habe auch ich meine Stimme wiedergefunden.
„B is später“, murmel ich und sehe ihm nach, wie er den Laden verlässt.
Teresa strahlt mich an, ein warmes Lächeln, das sie plötzlich viel sympathischer wirken lässt. „Also dann Luna, wollen wir mal sehen, was wir für sie tun können!“ Sie schiebt mich Richtung Umkleidekabine.
Kaum bin ich in der Umkleidekabine angekommen, hole ich mein Smartphone aus der Tasche. Ich brauche den Internetzugang so gut wie nie, aber gerade bin ich froh, dass ich ihn habe. Schnell tippe ich „Phillip Dawn“ ein und google bringt mir 5.004.000 Ergebnisse. Ich muss schlucken. Ich wusste ja, dass mir der Name bekannt vorkommt. Mr. Dawn ist der Erbe einer riesigen Anwaltskanzlei hier, die sich auf die Rechtsberatung und Vertretung von großen Firmen spezialisiert hat, landesweit. Nach seinem Studium in Harvard (wo auch sonst?) ist er blutjung in die Kanzlei seines Vaters eingestiegen und hat sie vor vier Jahren ganz übernommen. Seine Familie und er haben Geld wie Heu. Und Macht und Ansehen. Ich erinnere mich dunkel, an einen Zeitungsartikel, den ich mal über ihn gelesen habe, man vermutet, dass er in der Top 100 der reichsten Privatpersonen des Landes ist. Da war noch von irgendwelchen Firmenanteilen die Rede, neben der Kanzlei, aber ich kann mich nicht mehr genau erinnern. Es hat mich beim Lesen damals nicht so wirklich interessiert.
Einen Moment wünsche ich mir, ich hätte lieber nicht nachgesehen, wer der Typ ist, jetzt bin ich noch nervöser. Ich überlege kurz, meine Mutter anzurufen, habe aber keine Lust, mich von ihr beschimpfen zu lassen, dass ich wahnsinnig genug war, mit einem Kerl, den ich erst zehn Minuten kenne, ins Auto zu steigen. Die Vorwürfe müsste ich mir bis an den Rest meines Lebens anhören. Und Teresa würde jedes Wort hören das ich am Telefon sage, das wäre mir viel zu peinlich.
Bevor ich noch weiter überlegen kann, kommt Teresa mit drei sündhaft teuer aussehenden Abendkleidern zu mir. Ich muss schlucken.
Naja, Mr. Dawn hat’s ja!
Darüber, dass ich ihn mit so einem Kleid in den finanziellen Ruin treiben würde, muss ich mir wohl eher keine Gedanken machen. Ich beschließe trotzdem, es morgen zurückzugeben. Es ist mir irgendwie unangenehm, dass er so viel Geld für mich ausgibt.
Teresa hat ein gutes Auge und einen guten Geschmack. Die Kleider sind alle drei wunderschön und passen wie angegossen.
„Die s gefällt mir am besten!“, sagt sie beim Letzten und zupft es kurz zu Recht. Mir auch.
Ich stehe vor der Umkleidekabine und betrachte mich im Spiegel. Ich kann es kaum fassen. Das Kleid ist ein Traum. Seidig und dunke lblau, fast violett. Es ist eng bis zur Taille, darunter wird es weit und fällt in weichen Wellen bis zu meinen Knöcheln. Ich fühle mich wie eine Meerjungfrau. Allerdings nur, bis ich mich zur Seite drehe. Ich betrachte meinen Körper im Profil, seufze und ziehe den Bauch ein wenig ein. Ich bin nicht dick, aber ich bin nicht mehr 18 und ich habe ein Kind bekommen. Nichts an mir ist mehr so straff, wie es mal war, mein Bauch nicht, meine Brüste nicht …
Teresa geht weg und kommt kurz darauf mit etwas Schwarzem in der Hand wieder.
„Sie brauchen passende Unterwäsche“, sagt sie und reicht mir das schwarze Etwas in ihrer Hand. „Shapewear!“, murmelt sie und zwinkert mir verschwörerisch zu. Ich könnte sie umarmen.
Das schwarze Etwas sieht gut aus. Ein enges schwarzes Unterkleid, das alle entscheidenden Stellen behutsam anhebt und polstert und andere flach drückt. Dazu passend schwarze Spitzenpanties und das Unterkleid hat integrierte Strumpfhalter. Ich muss schlucken. Das ist das „Drunter“ was man zu einem Date mit eindeutigen Absichten trägt. Ich muss wahnsinnig sein, ich kann das gar nicht oft genug wiederholen. Was ist, wenn der Typ nun, bekannter Anwalt hin oder her, ein psychopatischer Massenmörder ist? Vermutlich setzt er mich später unter Drogen, verschleppt mich anschließend und ich wache morgen tot in Mexico wieder auf, oder so etwas in der Art. Ich stehe nur in Unterwäsche in der Umkleidekabine und überlege, ob es nicht klüger wäre, meine eigenen Sachen wieder anzuziehen und zu verschwinden. In diesem Moment reicht Teresa mir ein Paar passende Strümpfe herein.
“Mr. Cortez ist da, um ihnen Haare und Make-up zu machen!“, sagt sie.
Weitere Kostenlose Bücher