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Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall

Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall

Titel: Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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habe einen Plan geschmiedet, der deiner Zustimmung bedarf«, teilte Beorg Heafstaag mit.
    »Später, ehrenwerter Freund«, erwiderte der einäugige König. »Widme diesen Abend dem Singen und Trinken zur Feier unseres Sieges.« Er schlug Beorg auf die Schulter und zwinkerte mit seinem einzigen Auge. »Freu dich über meine Ankunft, denn sonst hättest du auf einer solchen Versammlung einen schlechten Stand«, fügte er mit einem herzhaften Lachen hinzu. Beorg musterte ihn prüfend, doch Heafstaag schenkte ihm ein zweites groteskes Zwinkern, um ihn von seinem Zweifel zu befreien.
    Unvermittelt schnalzte der robuste Riese mit den Fingern in Richtung auf einen seiner Feldleutnants und stieß seinen Rivalen mit dem Ellbogen an, als wollte er ihn an einem Witz teilhaben lassen. »Hol die Mädchen!« befahl er.

Der Gesprungene Kristall
    Um ihn herum war alles vollkommen schwarz.
    Gnädigerweise konnte er sich nicht erinnern, was passiert war und wo er sich befand. Nur Dunkelheit, eine tröstende Dunkelheit.
    Doch dann spürte er an den Wangen ein eiskaltes Brennen, das immer stärker wurde und ihn um den Frieden der Bewußtlosigkeit brachte. Wie unter einem Zwang öffnete er ganz langsam die Augen, aber als er blinzelte, war das blendende, grelle Licht noch immer zu stark.
    Er lag mit dem Gesicht im Schnee. Überall um ihn herum ragte das Gebirge empor, und die zerklüfteten und schneeüberzogenen Gipfel erinnerten ihn daran, wo er war. Sie hatten ihn in den Grat der Welt geworfen. Sie hatten ihn zum Sterben zurückgelassen.
    Akar Kessells Kopf pochte, als er ihn schließlich hochheben konnte. Zwar schien die Sonne, aber der bitterkalte und böige Wind zerstreute jede Wärme, die ihre hellen Strahlen ihm schenken konnten. In diesem Hochgebirge herrschte ewiger Winter, und Kessell trug nur leichte Roben, die ihn kaum vor der tödlichen, schneidenden Kälte schützen konnten.
    Sie hatten ihn zum Sterben zurückgelassen.
    Er kam schwankend auf die Füße, stand bis zu den Knien in dem weißen Puder und sah sich um. Weit unten sah er in einer tiefen Schlucht schwarze Punkte, die sich gen Norden auf die Tundra und die Wege zu bewegten, die um die unpassierbaren Gebirgszüge herumführten. Es war die Karawane der Zauberer, die die lange Reise zurück nach Luskan angetreten hatte. Sie hatten ihn hintergangen. Auf einmal begriff er, daß er in ihren hinterlistigen Plänen, sich Morkais des Roten zu entledigen, nichts weiter als eine Spielfigur gewesen war.
    Eideluc, Dendybar der Bunte und die anderen.
    Sie hatten zu keinem Zeitpunkt im Sinn gehabt, ihm den Titel eines Zauberers zu verleihen.
    »Wie konnte ich nur so dumm sein?« stöhnte Kessell. Bilder von Morkai, dem einzigen Menschen, der ihm je Achtung erwiesen hatte, zogen blitzartig vor ihm auf und versanken in einem Nebelmeer von Schuldgefühlen. Er erinnerte sich an all die schönen Dinge, die er bei dem Zauberer hatte erleben dürfen. Einmal hatte ihn Morkai in einen Vogel verwandelt, damit er die Freiheit des Fliegens erleben konnte, und dann in einen Fisch, um ihn die verschwommene Welt unter Wasser erfahren zu lassen.
    Und diesem Mann hatte er sich mit einem Dolchstoß erkenntlich gezeigt!
    Tief unten auf dem Weg hörten die abreisenden Zauberer Kessells qualvollen Aufschrei, der von den Bergwänden widerhallte.
    Eideluc lächelte. Voller Zufriedenheit, daß ihr Plan einwandfrei aufgegangen war, spornte er sein Pferd an.
    Kessell stapfte durch den Schnee. Er wußte nicht, warum er überhaupt noch einen Schritt tat, denn er konnte nirgendwohin gehen. Es gab kein Entrinnen. Eideluc hatte ihn in eine schalenförmige, schneegefüllte Senke geworfen. Mit Fingern, die so taub waren, daß er sie nicht einmal mehr spürte, hatte er keine Chance, herauszuklettern.
    Immer wieder versuchte er, ein Feuer zu zaubern. Er hielt die ausgestreckte Handfläche himmelwärts gerichtet und stotterte durch seine klappernden Zähne die Worte der Macht.
    Nichts.
    Nicht einmal eine Andeutung von Rauch.
    Also ging er weiter. Seine Beine schmerzten. Er war fast überzeugt, daß einige Zehen von seinem linken Fuß abgefallen sein mußten, wagte aber nicht, den Stiefel auszuziehen, um sich seine grausige Vermutung bestätigen zu lassen.
    Noch einmal umkreiste er die Senke und folgte der Spur, die er bei dem ersten Rundgang hinterlassen hatte. Plötzlich stellte er fest, daß er die Richtung geändert hatte und sich auf die Mitte zu bewegte. Er kannte den Grund nicht einmal und war zu verwirrt, um

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