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Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall

Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall

Titel: Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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»Das ist deBernezan, der für unseren Sieg von großer Bedeutung sein wird. Die Informationen, die er mir gegeben hat, sind von großem Wert, denn seit mehr als zwei Jahren lebt er in Zehn-Städte.«
    »Welche Rolle spielte er denn?« fragte Heafstaag.
    »Er informiert uns«, wiederholte Beorg.
    »Das ist doch bereits geschehen«, gab Heafstaag zurück. »Welchen Wert hat er denn jetzt noch für uns? Gewiß wird er nicht neben unseren Kriegern kämpfen.«
    Beorg warf deBernezan einen Blick zu und verdrängte schnell seine Verachtung für diesen Schuft aus seinem Denken, der in dem jämmerlichen Versuch, die eigenen Taschen zu füllen, sein Volk verriet. »Erkläre deinen Fall, Südländer. Und möge Tempus für deine Knochen auf seinem Feld einen Platz finden!«
    DeBernezan versuchte vergeblich, Heafstaags eisernem Blick standzuhalten. Er räusperte sich und sprach so laut und selbstsicher, wie es ihm möglich war. »Wenn die Städte erobert sind und ihr Reichtum sichergestellt ist, werdet ihr jemanden brauchen, der den südlichen Markt kennt. Ich bin dieser Mann.«
    »Zu welchem Preis?« knurrte Heafstaag.
    »Ein angenehmes Leben«, antwortete deBernezan. »Eine geachtete Stellung, weiter nichts.«
    »Pah!« schnaubte Heafstaag. »So wie er seine Leute verrät, wird er auch uns verraten!« Der riesige König riß die Axt aus seinem Gürtel und machte einen Satz auf deBernezan zu. Beorg zog eine Grimasse, denn er wußte, daß dieser kritische Augenblick den ganzen Plan zunichte machen konnte.
    Mit seiner verstümmelten Hand packte Heafstaag deBernezan an den öligen, schwarzen Haaren, zog den Kopf des schmächtigen Mannes zur Seite und entblößte seinen Hals. Er schwang die Axt mit voller Kraft auf dies Ziel zu. Sein Blick war unentwegt auf das Gesicht des Südländers gerichtet. Aber entgegen den unbeugsamen Regeln der Tradition hatte Beorg deBernezan auf diesen Augenblick gut vorbereitet.
    Der kleine Mann war mit eindeutigen Worten gewarnt, daß er auf jeden Fall sterben würde, wenn er sich sträubte. Aber da Heafstaag ihn ja bloß auf die Probe stellte, würde sein Leben wahrscheinlich verschont bleiben, wenn er dem Hieb nicht auswich. DeBernezan bot seine ganze Willenskraft auf, heftete den Blick auf Heafstaag und zuckte angesichts seines bevorstehenden Todes mit keiner Wimper.
    Im allerletzten Augenblick wandte Heafstaag die Axt ab, und die Klinge zischte um Haaresbreite an der Kehle des Südländers vorbei. Heafstaag löste den Griff aus den Haaren des Mannes, sah ihn aber weiterhin prüfend an.
    »Ein ehrlicher Mann nimmt jede Prüfung durch seine auserwählten Könige hin«, sagte deBernezan und versuchte, mit fester Stimme zu sprechen.
    Aus allen Kehlen erscholl im Hengorot Jubelgeschrei, und nachdem das verhallt war, wandte sich Heafstaag an Beorg. »Wer wird anführen?« fragte der Riese unverblümt.
    »Wer hat die Herausforderung des Liedes gewonnen?« fragte Beorg zurück.
    »Gut geschlichtet, gütiger König.« Heafstaag salutierte vor seinem Rivalen. »Dann also gemeinsam, du und ich, und kein Mann soll unsere Herrschaft in Frage stellen!«
    Beorg nickte zustimmend. »Tod einem jeden, der sich erdreistet!«
    DeBernezan seufzte tief vor Erleichterung und bewegte vorsichtig seine Beine. Falls Heafstaag oder auch Beorg die Pfütze zwischen seinen Füßen auffiel, wäre sein Leben mit Sicherheit verwirkt. Wieder bewegte er nervös die Beine und sah sich um. Jäher Schrecken packte ihn, als er dem Blick des jungen Fahnenträgers begegnete. DeBernezan erbleichte in Erwartung der bevorstehenden Erniedrigung und seines Todes. Doch unerwartet wandte sich der Fahnenträger ab. Er lächelte zwar belustigt, hielt aber den Mund. DeBernezan wußte, daß dies ein beispielloser Gnadenakt angesichts der rauhen Traditionen der Barbaren war.
    Heafstaag warf die Arme über den Kopf und richtete den Blick und die Axt zur Decke empor. Beorg nahm seine Axt aus dem Gürtel und ahmte diese Bewegung schnell nach. »Tempus!« riefen sie im Chor. Wieder musterten sie sich, dann schlitzten sie sich mit den Äxten die Haut am Schildarm auf und befeuchteten die Klingen mit ihrem Blut. Gleichzeitig wirbelten sie in einer schnellen Bewegung herum und schleuderten ihre Waffen durch die Halle. Beide Äxte fanden ihr Ziel im gleichen Faß Honigwein. Die Männer, die diesem am nächsten saßen, ergriffen ihre Krüge und stürmten dorthin, um die ersten Tropfen des Weins aufzufangen, der mit dem Blut ihrer Könige gesegnet war.
    »Ich

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