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Die vergessenen Welten 04 - Das Tal der Dunkelheit

Die vergessenen Welten 04 - Das Tal der Dunkelheit

Titel: Die vergessenen Welten 04 - Das Tal der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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stieg die Felswand hoch, klammerte sich an dem Gestein fest, um jeden möglichen Halt zu finden, und vertraute sich dieser letzten Möglichkeit in seiner Verzweiflung völlig an. Als sie die Schlucht betreten hatten, hatte er den Lärm der Schlacht weiter oben gehört. Er wußte, daß seine Freunde bald auf einen Gegner stoßen würden, der mächtiger war als jeder, der ihnen jemals begegnet war. Was nützte es, daß sie bislang immer siegreich gewesen waren.
    Drizzt war entschlossen, ihnen zur Seite zu stehen.
    Entreri paßte sich dem Tempo des Dunkelelfen an, um in dessen Nähe zu bleiben, obwohl er noch keinen genauen Plan geschmiedet hatte.
    Wulfgar und Catti-brie stützten sich beim Laufen gegenseitig. Regis blieb in der Nähe von Bruenor, da er sich Sorgen um dessen Verletzungen machte, die den Zwerg aber anscheinend nicht bekümmerten. »Behalte deine Sorgen für deine eigene Haut, Knurrbauch«, keifte er den Halbling ständig an. Aber Regis erkannte, daß Bruenors Schroffheit an Kraft verloren hatte. Der Zwerg schien wegen seines Benehmens zuvor verlegen zu sein. »Meine Wunden werden schon heilen. Bilde dir ja nicht ein, daß du mich so schnell loswirst! Wenn wir diesen Ort hinter uns gelassen haben, werden wir genügend Zeit haben, meine Haut zu reparieren.«
    Regis war plötzlich stehengeblieben, und sein Gesicht hatte einen verwirrten Ausdruck angenommen. Bruenor sah zu ihm zurück. Auch er war verwirrt und fragte sich, ob er den Halbling wohl schon wieder beleidigt hatte. Wulfgar und Catti-brie hielten hinter Regis an und warteten ab, ob eine erneute Auseinandersetzung losbrechen würde, da sie nicht wußten, was zwischen den beiden gesagt worden war.
    »Was ist denn mit dir?« fragte Bruenor.
    Regis war in diesem Augenblick weder über das verärgert, was Bruenor gesagt hatte, noch über den Zwerg im allgemeinen. Es war Trübschimmer, den er gespürt hatte: eine plötzliche Kälte, die in die Höhle geströmt war, eine Verdorbenheit, die durch die bloße Gegenwart die Gefährten beleidigte.
    Bruenor wollte gerade etwas sagen, als auch er die Anwesenheit des Drachen der Dunkelheit wahrnahm. Er sah zur Schlucht hinunter, wo die Spitze der schwarzen Wolke hinter der Brücke zum Vorschein kam, von wo sie schnell auf sie lossteuerte.
    Wulfgar schob Catti-brie zur Seite, dann zerrte er sie, so schnell er konnte, weg. Regis lief in den Vorraum zurück.
    Erinnerungen überwältigten Bruenor.
    Der Drache der Dunkelheit, dieses abscheuliche Ungeheuer, hatte seine Sippe fast ausgerottet und in den kleineren Korridoren der oberen Ebene schließlich in die Flucht geschlagen. Mit erhobener Mithrilaxt blieb er wie angewurzelt stehen und wartete.
    Die Schwärze tauchte unter dem Bogen der Steinbrücke hindurch und schwang sich dann auf den Felsvorsprung empor. Klauen wie Speere krallten sich am Rand der Schlucht fest, und Trübschimmer ragte vor Bruenor in seiner entsetzlichen Pracht auf. Der Wurm, der widerrechtlich an die Macht gekommen war, trat dem rechtmäßigen König von Mithril-Halle entgegen.
    »Bruenor!« schrie Regis, zog seine kleine Keule und rannte in die Höhle zurück. Das Beste, was er tun konnte, war, an der Seite seines Freundes zu sterben.
    Wulfgar schob Catti-brie hinter sich und wirbelte zu dem Drachen herum.
    Der Wurm, dessen Augen unentwegt dem starren Blick des Zwerges begegneten, bemerkte weder Aegisfang, als der auf ihn zu flog, noch den furchtlosen Angriff des großen Barbaren.
    Der mächtige Kriegshammer schlug gegen die rabenschwarzen Schuppen, prallte jedoch ab, ohne Schaden anzurichten. Erzürnt, daß jemand den Augenblick seines Sieges unterbrochen hatte, warf Trübschimmer Wulfgar einen finsteren Blick zu.
    Und stieß seinen Atem aus.
    Wulfgar wurde in vollkommene Schwärze getaucht, die ihm alle Kraft aus den Knochen saugte. Er spürte, daß er fiel, unaufhörlich fiel, denn es war, als ob kein Stein da war, um ihn aufzufangen.
    Catti-brie schrie auf, eilte zu ihm hinüber und stürzte sich in die schwarze Wolke von Trübschimmers Atem, ohne an die eigene Sicherheit zu denken.
    Bruenor zitterte voller Zorn um seine seit langem toten Verwandten und um seinen Freund. »Verschwinde aus meinem Heim!« brüllte er Trübschimmer an und griff ihn von vorne an. Er sprang auf ihn los und schlug in der Absicht, die Bestie über den Rand zurückzutreiben, mit seiner Axt wild auf ihn ein. Die rasiermesserscharfe Klinge der Mithrilwaffe war bei den Schuppen wirkungsvoller als der Kriegshammer.

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