Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die vergessenen Welten 07 - Das Vermächtnis

Die vergessenen Welten 07 - Das Vermächtnis

Titel: Die vergessenen Welten 07 - Das Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
Vom Netzwerk:
erinnert ihn daran, daß das nicht nötig war.
    »Sie werden von selbst zurückkommen«, erklärte der Söldner, zupfte an dem Ärmel seiner Bluse und enthüllte die magische Scheide, die an seinem Handgelenk befestigt war. »Setzt Euch«, bat er seinen Freund und deutete auf einen einfachen Hocker neben dem Schreibtisch. »Wir haben viel zu besprechen.«
    »Warum habt Ihr mich zurückgerufen?« fragte Dinin grob, während er seinen Platz neben dem Tisch einnahm. »Ich hatte Vandree vollständig unterwandert.«
    »Ah, mein Khal'abbil«, erwiderte Jarlaxle. »Ihr kommt immer direkt zur Sache. Das ist eine Qualität, die ich an Euch bewundere.«
    » Uln'hyrr«, antwortete Dinin darauf mit dem Drowwort für »Lügner«.
    Wieder lachten die beiden Kameraden gemeinsam, aber Jarlaxle hörte sehr bald auf, ließ seine Füße hinabfallen und schwang seinen Stuhl nach vorne. Seine Hände, die von einem Königsschatz an Edelsteinen geschmückt waren - und angesichts derer sich Dinin oft fragte, wie viele wohl magisch waren -, falteten sich auf dem Steintisch vor ihm, und sein Gesicht wurde plötzlich sehr ernst.
    »Der Angriff auf Vandree wird jetzt beginnen?« fragte Dinin, in dem Glauben, das Rätsel gelöst zu haben.
    »Vergeßt Vandree«, erwiderte Jarlaxle. »Deren Geschäfte sind für uns im Augenblick nicht so wichtig.«
    Dinin hatte die Arme auf dem Tisch aufgestützt und ließ jetzt sein kantiges Kinn in eine schlanke Hand sinken. Nicht wichtig! dachte er. Er wollte aufspringen und den geheimnistuerischen Anführer erwürgen. Er hatte ein ganzes Jahr darauf verwendet...
    Dinin ließ seine Gedanken an Vandree versiegen. Er blickte forschend in Jarlaxles stets gleichmütiges Gesicht und suchte dort nach Anhaltspunkten. Und auf einmal verstand er alles.
    »Meine Schwester«, sagte er, und Jarlaxle nickte bereits, bevor das Wort noch Dinins Mund verlassen hatte. »Was hat sie getan?«
    Jarlaxle setzte sich gerade auf, blickte zur Wand des kleinen Raumes und ließ einen scharfen Pfiff ertönen. Auf dieses Signal hin verschob sich eine Steinplatte und gab den Blick auf einen Alkoven frei. Gleich darauf rauschte Vierna Do'Urden, Dinins einzige überlebende Schwester, in das Zimmer. Sie wirkte auf Dinin prächtiger und schöner, als er sie aus der Zeit des Untergangs ihres Hauses in Erinnerung hatte.
    Dinins Augen weiteten sich, als er ihre Kleidung erkannte.
    Vierna trug die Roben! Die Roben einer Hohepriesterin von Lloth, verziert mit dem Spinnen- und Waffenmuster des Hauses Do'Urden! Dinin hatte nicht gewußt, daß sie sie behalten hatte, denn er hatte sie seit einer Dekade nicht mehr gesehen.
    »Ihr riskiert...« begann er eine Warnung, aber Viernas wahnsinniger Gesichtsausdruck, ihre roten Augen, die wie Zwillingsfeuer hinter den Schatten ihrer hohen, ebenholzfarbenen Wangenknochen flackerten, stoppten ihn, bevor er die Worte aussprechen konnte.
    »Ich habe die Gunst von Lloth wiedererlangt«, verkündete sie.
    Dinin blickte zu Jarlaxle, der nur die Achseln zuckte und in aller Ruhe seine Augenklappe auf das linke Auge hinüberschob.
    »Die Spinnenkönigin hat mir den Weg gezeigt«, fuhr Vierna fort, deren normalerweise melodische Stimme vor Erregung umschlug.
    Dinin vermutete, daß die Frau am Rande des Wahnsinns stand. Vierna war immer ruhig und tolerant gewesen, selbst nach dem plötzlichen Ende des Hauses Do'Urden. In den letzten Jahren waren ihre Handlungen jedoch immer unberechenbarer geworden, und sie hatte viele Stunden alleine verbracht und verzweifelt zu ihrer gnadenlosen Gottheit gebetet.
    »Werdet Ihr uns über diesen Weg berichten, den Euch Lloth gezeigt hat?« fragte Jarlaxle, anscheinend völlig unbeeindruckt, nach ein paar Momenten der Stille.
    »Drizzt.« Vierna spuckte das Wort, den Namen ihres frevelhaften Bruders, mit einem Schwall von Gift über ihre zarten Lippen.
    Dinin verschob klugerweise seine Hand vom Kinn über seinen Mund, um eine Erwiderung zu unterdrücken. Vierna war, trotz all ihrer offenkundigen Narrheit, eine Hohepriesterin, und man tat besser daran, sie nicht zu erzürnen.
    »Drizzt?« fragte Jarlaxle sie ruhig. »Euer Bruder?«
    »Er ist nicht mein Bruder!« schrie Vierna und stürzte zum Schreibtisch, als wolle sie Jarlaxle niederschlagen. Dinin bemerkte sehr wohl die leichte Bewegung des Söldnerführers, eine Verlagerung, die seinen dolchbewehrten Arm in eine bessere Position brachte.
    »Verräter am Haus Do'Urden!« wütete Vierna. »Verräter an allen Drow!« Ihr zorniges Gesicht

Weitere Kostenlose Bücher