Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die vergessenen Welten 07 - Das Vermächtnis

Die vergessenen Welten 07 - Das Vermächtnis

Titel: Die vergessenen Welten 07 - Das Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
Vom Netzwerk:
überflog plötzlich ein böses, unheilverheißendes Lächeln. »Durch das Opfer von Drizzt werde ich Lloths Gunst wiedererlangen, werde ich erneut...« Vierna brach abrupt ab und war offensichtlich entschlossen, den Rest ihrer Pläne für sich zu behalten.
    »Ihr klingt wie die Oberin Malice«, wagte Dinin zu sagen. »Auch sie begann eine Jagd auf unseren Brud... auf den Verräter.«
    »Ihr erinnert Euch doch an die Oberin Malice?« reizte Jarlaxle sie und benutzte die Erinnerungen, die dieser Name auslösen mußte, als Beruhigungsmittel für die übererregte Vierna. Malice, Viernas Mutter und die Oberin des Hauses Do'Urden, war letztendlich vernichtet worden, weil sie versagt hatte und den verräterischen Drizzt nicht wieder eingefangen und getötet hatte.
    Vierna beruhigte sich und wurde dann auf einmal von einem Anfall spöttischen Gelächters gepackt, der mehrere Minuten anhielt.
    »Ihr versteht, warum ich Euch hergerufen habe?« wandte sich Jarlaxle an Dinin, ohne der Priesterin Beachtung zu schenken.
    »Ihr wünscht, daß ich sie töte, bevor sie zu einem Problem wird?« erwiderte Dinin ebenso beiläufig.
    Viernas Lachen brach ab; der Blick ihrer wilden Augen fiel auf ihren anmaßenden Bruder. » Wishya!« schrie sie, und eine Welle magischer Energie warf Dinin von seinem Sitz und schmetterte ihn gegen die Steinwand.
    »Kniet nieder!« befahl Vierna, und Dinin fiel auf die Knie, sobald er seine Fassung wiedererlangt hatte, wobei er die ganze Zeit mit leerem Blick Jarlaxle ansah.
    Auch der Söldner konnte seine Überraschung nicht verbergen. Dieser letzte Befehl war ein einfacher Zauber gewesen, der bei einem erfahrenen Kämpfer von Dinins Format eigentlich nicht so einfach hätte wirken dürfen.
    »Ich stehe in Lloths Gunst«, erklärte Vierna den beiden und stand hochaufgerichtet vor ihnen. »Wenn Ihr gegen mich seid, verliert Ihr ihre Gunst, und mit der Macht von Lloths Segnungen für meine Zauber und Flüche seid Ihr hilflos gegen mich.«
    »Das letzte, was wir über Drizzt hörten, besagte, daß er sich auf der Oberfläche befindet«, sagte Jarlaxle zu Vierna, um ihren aufbrausenden Zorn abzulenken. »Allen Berichten zufolge ist er noch immer dort.«
    Vierna nickte, mit einem bösartigen Grinsen, wobei ihre perlweisen Zähne dramatisch mit ihrer ebenholzfarbenen Haut kontrastierten. »Das ist er«, bestätigte sie, »aber Lloth hat mir den Weg zu ihm gezeigt, den Weg zum Ruhm.«
    Erneut tauschten Jarlaxle und Dinin verwirrte Blicke aus. All ihrer Einschätzung nach klangen Viernas Behauptungen - und auch Vierna selbst - verrückt.
    Aber Dinin kniete noch immer - gegen seinen Willen und gegen jede Vernunft.

TEIL 1
Die erregende Furcht
    Fast drei Jahrzehnte sind vergangen, seit ich mein Heimatland verlassen habe, ein kurzer Zeitabschnitt für den Maßstab eines Drowelfen, aber eine Periode, die mir wie eine ganze Lebenspanne erscheint. Alles, wonach es mich verlangte oder wovon ich glaubte, daß es mich danach verlangte, als ich die dunklen Höhlen von Menzoberranzan verließ, war eine wahrhaftige Heimat, ein Ort der Freundschaft und des Friedens, um meine Krummsäbel über dem Kamin einer warmen Herdstelle aufhängen und mit vertrauten Gefährten plaudern zu können.
    All dies habe ich nun an der Seite von Bruenor in den geheiligten Hallen seiner Jugend gefunden. Es geht uns gut. Wir haben Frieden. Ich trage meine Waffen nur während der Fünftagereisen zwischen Mithril-Halle und Silbrigmond. Hatte ich unrecht?
    Ich stelle meine Entscheidung, die üble Welt von Menzoberranzan zu verlassen, weder in Frage noch bedaure ich sie, aber in der (endlosen) Ruhe und dem Frieden beginne ich nun zu glauben, daß meine Wünsche zu jener kritischen Zeit in der unvermeidbaren Sehnsucht der Unerfahrenheit begründet waren. Ich hatte niemals ruhige Existenz gekannt, die ich so sehr ersehnte.
    Ich kann nicht leugnen, daß mein Leben besser ist, tausendmal besser als alles, was ich jemals im Unterreich erlebt habe. Und doch, ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal die Beklemmung, die erregende Furcht gespürt habe, die eine nahende Schlacht verursacht, das Prickeln, das einen nur dann überfällt, wenn ein Feind sich naht oder einer Herausforderung entgegengetreten werden muß.
    Oh, ich kann mich an den genauen Zeitpunkt erinnern - es ist gerade ein Jahr her, als Wulfgar, Guenhwyvar und ich die tiefergelegenen Tunnel von Mithril-Halle säuberten -, aber das Gefühl, das Prickeln der Furcht ist schon lange aus

Weitere Kostenlose Bücher