Die vergessenen Welten 08 - Nacht ohne Sterne
der Zwerg kurz davor stand, sie zu umarmen, oder ob er sie würgen wollte.
»Selber verdammter Narr«, erwiderte sie mit ihrer üblichen Sturheit.
Bruenor sprang vor und hob seine Hand. Er hatte seine Adoptivtochter noch nie zuvor geschlagen, aber diesmal konnte er sich erst im allerletzten Moment zurückhalten.
»Selber verdammter Narr!« wiederholte Catti-brie, als wolle sie Bruenor herausfordern, sie zu schlagen. »Du sitzt hier und brütest über etwas, was du nicht ändern kannst, während andere Dinge, die geändert werden müssen, weiter ihren Lauf nehmen!«
Bruenor wandte sich ab.
»Glaubst du, ich vermisse Wulfgar nicht ebensosehr wie du?« fuhr Catti-brie fort und packte ihn an der Schulter, obwohl sie nicht einmal daran denken konnte, den kräftigen Zwerg umzudrehen. »Glaubst du, Drizzt vermißt ihn weniger?«
»Und er ist auch ein Narr!« brüllte Bruenor und wirbelte herum, um ihr direkt in die Augen zu blicken. Für einen flüchtigen Moment sah Catti-brie das alte Funkeln, das alte Feuer wieder in dem feuchten Auge des Zwerges lodern.
»Und er ist der erste, dir darin beizupflichten«, erwiderte Catti-brie, und ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. »Und das sind wir alle zu manchen Zeiten. Aber es ist die Pflicht eines Freundes, zu helfen, wenn wir uns wie Narren benehmen.«
Bruenor gab nach und bot seiner lieben Tochter die Umarmung an, die sie so verzweifelt brauchte. »Und Drizzt könnte sich keine bessere Freundin wünschen als Catti-brie«, gab er zu und begrub seine Worte am Hals der jungen Frau, der feucht war von den Tränen eines alten Zwerges.
* * *
Außerhalb von Mithril-Halle saß Drizzt Do'Urden auf einem Stein. Ohne dem beißenden Wind Beachtung zu schenken, der vom nahenden Winter kündete, sonnte er sich in der Morgendämmerung, von der er geglaubt hatte, daß er sie nie wieder erleben würde.
Weitere Kostenlose Bücher