Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis

Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis

Titel: Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
Vom Netzwerk:
Wulfgar. »Ein guter Tag zum Reisen«, meinte der Drow frohgemut, doch sein Tonfall war gezwungen und überheblich, wie Wulfgar fand. Er konnte sich nur mit einigen Schwierigkeiten davon abhalten, Drizzt ins Gesicht zu schlagen.
    Stattdessen grunzte er als Erwiderung und schritt an dem trügerisch kleinen Dunkelelfen vorbei. Drizzt war nur knapp über fünf Fuß groß, während Wulfgar fast sieben Fuß erreichte und gut doppelt soviel wog wie der Drow. Die Schenkel des Barbaren waren dicker als Drizzts Taille, und doch, wenn die beiden gegeneinander kämpfen sollten, würden kluge Leute auf den Dunkelelfen wetten.
    »Ich habe Catti-brie noch nicht geweckt«, erklärte Drizzt.
    Bei der Erwähnung dieses Namens drehte Wulfgar sich schnell um. Er starrte düster in die violetten Augen des Drows, und die Intensität, die hinter seinen blauen Pupillen brannte, kam jener gleich, die immer im Blick seines Gegenübers vorhanden zu sein schien.
    »Aber Regis ist bereits wach und beim Frühstücken – er hofft zweifellos, zwei oder drei Mahlzeiten zu schaffen, bevor wir aufbrechen«, fügte Drizzt mit einem leisen Lachen hinzu, in das Wulfgar nicht einstimmte. »Und Bruenor wird auf dem Feld hinter dem Osttor von Bryn Shander zu uns stoßen. Er ist bei seinen Leuten und bereitet die Priesterin Stumpet darauf vor, den Clan in seiner Abwesenheit zu leiten.«
    Wulfgar nahm die Worte nur mit halbem Ohr wahr. Sie bedeuteten ihm nichts. Die ganze Welt bedeutete ihm nichts. »Wollen wir Catti-brie wecken?«, fragte der Drow.
    »Ich werde das tun«, antwortete Wulfgar knurrig. »Sieh du nach Regis. Wenn er sich den Bauch voll schlägt, wird er uns sicher aufhalten, und ich habe vor, schnell zu deinem Freund Cadderly zu kommen, damit wir Crenshinibon loswerden.«
    Drizzt setzte zu einer Antwort an, aber Wulfgar wendete sich ab und ging durch den Korridor zu Catti-bries Tür. Er klopfte einmal donnernd dagegen und trat dann einfach ein. Drizzt machte einen Schritt in diese Richtung, um den Barbaren für sein ungehobeltes Benehmen auszuschelten – die Frau hatte schließlich noch nicht einmal Zeit gehabt, auf sein Klopfen zu reagieren –, ließ es dann aber sein. Von allen Menschen, die der Drow jemals getroffen hatte, war Catti-brie am besten dazu in der Lage, sich gegen Beleidigungen oder Gewalt zu wehren.
    Außerdem wusste Drizzt, dass sein Verlangen, Wulfgar zurechtzuweisen, zu einem guten Teil mit seiner Eifersucht auf den Mann zusammenhing, der einst Catti-bries Gemahl hatte werden sollen und das vielleicht bald tatsächlich werden würde.
    Der Drow strich sich mit der Hand über das gut aussehende Gesicht und machte sich auf die Suche nach Regis.

    * * *

    Nur in leichte Unterwäsche gekleidet und gerade dabei, die Hose hochzuziehen, schaute die erschreckte Catti-brie mit einem überraschten Blick zu Wulfgar auf, als dieser in ihren Raum gepoltert kam. »Du hättest auf eine Antwort warten können«, meinte sie trocken und überspielte ihre Verlegenheit, während sie die Hose hochzog und nach ihrer Jacke griff. Wulfgar nickte und hob die Hände – es war vielleicht nur eine halbe Entschuldigung, aber das war eine halbe mehr, als Catti-brie erwartet hatte. Sie sah den Schmerz in den himmelblauen Augen des Mannes und die Leere in seinem gelegentlichen gezwungenen Lächeln. Sie hatte lange mit Drizzt darüber gesprochen, und auch mit Bruenor und Regis, und sie alle waren zu dem Schluss gekommen, Geduld mit ihm zu haben. Nur die Zeit konnte Wulfgars Wunden heilen.
    »Der Drow hat ein Frühstück für uns alle vorbereitet«, erklärte Wulfgar. »Wir sollten reichlich essen, bevor wir uns auf den Weg machen.«
    »›Der Drow‹?«, wiederholte Catti-brie. Sie hatte nicht vorgehabt, es laut auszusprechen, war aber über Wulfgars distanzierte Bezeichnung für Drizzt so verwirrt gewesen, dass es ihr einfach herausrutschte. Würde Wulfgar jetzt Bruenor als »den Zwerg« bezeichnen? Und wie lange würde es dauern, bis sie einfach nur »das Mädchen« war? Cattibrie stieß einen langen Seufzer aus und streifte die Jacke über, während sie sich daran gemahnte, dass Wulfgar gerade durch die Hölle gegangen war – und zwar wortwörtlich. Sie musterte ihn jetzt, schaute ihm in die Augen und nahm tatsächlich einen Hauch von Verlegenheit wahr, als hätte ihre Wiederholung seiner abschätzigen Bezeichnung ihn wirklich getroffen. Das war ein gutes Zeichen. Er wandte sich ab, um den Raum zu verlassen, aber sie trat zu ihm, hob die Hand, um ihm

Weitere Kostenlose Bücher