Die vergessenen Welten 13 - Der schwarze Zauber
führte ein Verdacht, für den es keinen greifbaren Beweis gab, im Gegenteil zu stiller Anerkennung.
»Unsere Krieger sind auf ihren Posten«, verkündete Kimmuriel. »Die Drow befinden sich unter den Gildenhäusern und sind bereit durchzubrechen. Die Soldaten von Basadoni haben die drei Hauptgebäude umzingelt. Es wird schnell gehen, denn sie rechnen nicht mit einem Angriff von unten.« Rai-guy hielt den Blick auf Sharlotta gerichtet, während sein Gefährte die Einzelheiten der Lage schilderte, und ihm entging nicht, dass die Frau kaum wahrnehmbar eine Augenbraue hochzog. War Bregan D'aerthe verraten worden? Errichteten die Rakers eine Verteidigung gegen einen Angriff von unten? »Sind die Agenten isoliert worden?«, wollte der Drowzauberer von Sharlotta wissen und bezog sich dabei auf die erste Phase der Invasion: den Kampf mit den RakerSpionen auf den Straßen – oder besser, ihre Ermordung. »Man kann sie nirgendwo finden«, erwiderte Sharlotta sachlich – ein Tonfall, der angesichts der Ungewöhnlichkeit der Nachricht überraschte. Wieder schaute Rai-guy zu Kimmuriel.
»Alle sind an Ort und Stelle«, erinnerte der Psioniker.
»Keegos Schwarm verstopft die Tunnel«, erwiderte Rai-guy mit einem alten Sprichwort der Drow. Es bezog sich auf eine lange zurückliegende Schlacht, in der eine überwältigende Übermacht von Goblins, angeführt von dem schlauen, rebellischen Sklaven Keego, vollständig von den Bewohnern einer kleinen, nur schwach bevölkerten Drowstadt vernichtet worden war. Die Dunkelelfen hatten damals ihre relativ offene Stadt verlassen und sich der überlegenen Streitmacht in den engen Tunneln gestellt. Vereinfacht übersetzt und auf die gegenwärtige Situation übertragen, waren Rai-guys Worte eine Erwiderung auf Kimmuriels Feststellung. Alle waren an Ort und Stelle, um den falschen Kampf zu führen.
Sharlotta sah den Zauberer erstaunt an, und er verstand ihre Verwirrung, denn die Soldaten von Bregan D'aerthe, die in den Tunneln unterhalb der Raker-Gilde auf der Lauer lagen, bildeten wahrhaftig keinen »Schwarm«.
Natürlich kümmerte es Rai-guy herzlich wenig, ob Sharlotta seine Bemerkung nun verstand oder nicht.
»Haben wir die Spuren der fehlenden Agenten verfolgen können?«, fragte Rai-guy die Frau. »Wissen wir, wohin sie geflohen sind?«
»Wahrscheinlich zurück zu den Häusern«, erwiderte Sharlotta. »Heute sind nur wenige auf den Straßen.«
Erneut kam ein versteckter Hinweis darauf, dass zu viel bekannt geworden war. Hatte Sharlotta selbst sie verraten? Rai-guy kämpfte gegen den Impuls an, sie auf der Stelle zu verhören und dabei dunkelelfische Foltertechniken anzuwenden, die schnell und effektiv jeden Menschen brechen konnten. Er wusste, dass er sich für eine solche Tat vor Jarlaxle würde rechtfertigen müssen, und für diesen Streit war Rai-guy nicht bereit – noch nicht.
Wenn er die ganze Sache in diesem kritischen Moment abbliese – wenn alle Krieger, Menschen und Dunkelelfen in das Gildenhaus zurückkehrten, ohne ihre Waffen mit Rakerblut zu beflecken, würde Jarlaxle nicht sehr erfreut sein. Der Drow war entschlossen, diese Eroberung durchzuführen, wie heftig all seine Offiziere auch dagegen protestieren mochten. Rai-guy schloss die Augen, dachte die ganze Situation sorgfältig und logisch durch und suchte nach einer weniger riskanten Vorgehensweise. Es gab ein Raker-Haus, das weit von den anderen entfernt stand und wahrscheinlich nur schwach besetzt war. Seine Zerstörung würde die Organisation und Funktionalität der gegnerischen Gilde nicht sonderlich schwächen, aber vielleicht würde eine solche Eroberung Jarlaxles vorhersehbares Wüten ein wenig besänftigen.
»Ruft die Basadoni-Soldaten zurück«, befahl der Zauberer.
»Ihr Rückzug muss deutlich sichtbar sein – weist einige von ihnen an, in den ›Kupfernen Einsatz‹ oder ein anderes Lokal zu gehen.«
»Die Türen des ›Kupfernen Einsatzes‹ sind verschlossen«, gab Sharlotta zu bedenken.
»Dann öffnet sie«, befahl Rai-guy. »Sagt Dwahvel Tiggerwillies, dass es für sie und ihren zwergenhaften Clan keinen Grund gibt, sich heute zu verstecken. Lasst unsere Soldaten deutlich sichtbar auf den Straßen paradieren – nicht als vereinte Kampftruppe, sondern in kleinen Grüppchen.« »Was ist mit Bregan D'aerthe?«, fragte Kimmuriel mit einem Anflug von Besorgnis. Weniger Sorge, als er erwartet hätte, stellte Rai-guy fest, wenn man bedachte, dass der Zauberer gerade Jarlaxles direkten Befehlen
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