Die vergessenen Welten 13 - Der schwarze Zauber
widersprochen hatte. »Zieht Berg'inyon und all unsere Magiebenutzer auf der achten Position zusammen«, erwiderte Rai-guy und bezog sich damit auf den Abwasserkanal unter dem abgelegenen Raker-Haus.
Diese Anweisung bewirkte, dass Kimmuriel die weißen Augenbrauen hochzog. Sie wussten, mit welchem Widerstand sie im Falle des isolierten Außenpostens zu rechnen hatten, und es schien sehr unwahrscheinlich, dass Berg'inyon und sogar noch weitere Magier nötig sein würden, da sie ohnehin mit Leichtigkeit siegen würden.
»Die Operation muss so vollständig und sorgfältig ausgeführt werden, als griffen wir Haus Baenre selbst an«, verlangte Raiguy, und Kimmuriel zog die Augenbrauen noch etwas höher. »Ändert die Pläne und gruppiert alle nötigen Drowkräfte für diesen Angriff um.«
»Wir könnten unsere Kobold-Sklaven herbeordern, um diese Aufgabe zu erledigen«, erwiderte Kimmuriel abschätzig. »Keine Kobolde und keine Menschen«, erklärte Rai-guy und betonte jedes einzelne Wort. »Diese Arbeit ist nur für Drow.« Jetzt schien Kimmuriel allmählich zu verstehen, worauf Rai guy hinauswollte, denn ein schiefes Lächeln trat auf sein Gesicht. Er warf einen Blick zu Sharlotta, nickte Rai-guy zu und schloss die Augen. Mithilfe seiner psionischen Kräfte nahm er Verbindung zu Berg'inyon und den anderen Feldkommandeuren von Bregan D'aerthe auf.
Rai-guy richtete seinen Blick jetzt voll auf Sharlotta. Man musste ihr zugute halten, dass weder ihr Gesichtsausdruck noch ihre Haltung etwas von ihren Gedanken verriet. Dennoch war Rai-guy sicher, dass sie sich fragte, ob er sie oder einen anderen verdächtigte, ein Informant der Raker zu sein. »Ihr sagtet, unsere Macht würde sie völlig überwältigen«, bemerkte Sharlotta.
»In der heutigen Schlacht vielleicht«, erwiderte Rai-guy. »Der kluge Dieb stiehlt nicht das Ei, wenn diese Tat den Drachen weckt.«
Sharlotta musterte ihn weiter, und ihm war klar, dass sie über ihn nachgrübelte. Die Erkenntnis, dass diese allzu gewitzte Menschenfrau, mochte sie nun schuldig sein oder nicht, sich plötzlich Sorgen machte, bereitete ihm immenses Vergnügen. Sie ging zur Leiter zurück und stieg eine Sprosse hinauf.
»Wohin geht Ihr?«, fragte Rai-guy.
»Ich will die Basadoni-Soldaten zurückbeordern«, erwiderte sie, als sei diese Erklärung im Grunde überflüssig.
Rai-guy schüttelte den Kopf und bedeutete ihr, wieder herabzukommen. »Kimmuriel wird die Befehle überbringen«, meinte er.
Sharlotta zögerte – Rai-guy genoss ihren Moment der Verwirrung und Besorgnis –, stieg dann aber wieder auf den Tunnelboden herunter.
Berg'inyon konnte nicht fassen, dass die Pläne geändert worden waren – worin bestand der Sinn des ganzen Angriffs, wenn der Großteil der Raker dem Überfall entkam? Er war in Menzoberranzan aufgewachsen, und in jener matriarchalischen Gesellschaft lernten Männer, Befehlen ohne Widerrede zu gehorchen. Und so verhielt es sich jetzt auch bei Berg'inyon.
Man hatte ihn in den besten Kriegstaktiken der größten Häuser von Menzoberranzan unterrichtet, und ihm stand eine schier überwältigende Streitmacht zur Verfügung, um seine Aufgabe zu erledigen: die Vernichtung eines kleinen, schutzlosen Raker-Hauses – eines Außenpostens, der sich auf feindlichem Gebiet befand. Trotz seines Unbehagens über die Änderung der Pläne und seinem heimlichen Zweifel am Sinn der ganzen Mission trug Berg'inyon Baenre ein erregtes Lächeln zur Schau.
Die Kundschafter, die verstohlensten der verstohlenen Drow, kehrten zurück. Noch vor wenigen Minuten hatten sie sich durch Tunnel, die von den Zauberern erschaffen worden waren, in das Haus über ihnen begeben.
Drow-Finger gestikulierten flink in der lautlosen Zeichensprache.
In gleichem Maße wie Berg'inyons Zuversicht wuchs auch seine Verwirrung darüber, aus welchem Grund nur dieses Ziel ausgewählt worden war. Es befanden sich nur knapp zwanzig Menschen in dem Haus über ihnen, und keiner davon schien magiekundig zu sein. Nach Einschätzung der DrowKundschafter handelte es sich um kleine Ganoven, Leute, die überlebten, indem sie sich in den schützenden Schatten herumdrückten.
Für die scharfen Augen eines Dunkelelfs gab es keine schützenden Schatten.
Während Berg'inyon und seine Armee eine sehr genaue Vorstellung von dem hatten, was sie in dem Haus über ihnen erwartete, konnten die Menschen nichts von dem enormen Unheil ahnen, das unter ihnen lauerte.
Ihr habt den Gruppenführern alle Rückzugswege
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