Die vergessenen Welten 13 - Der schwarze Zauber
Entreri in den Sinn gekommen war, den Illithiden, erhoffte der Meuchelmörder fast, dass Jarlaxle den Namen eines mächtigen Dämonen aussprechen würde. Entreri hatte während seines Aufenthalts in Menzoberranzan mit Illithiden zu tun gehabt – die Gedankenschinder waren ein unvermeidlicher Bestandteil des Lebens in der Stadt der Drow. Er verspürte keinerlei Verlangen, jemals wieder einer der weichköpfigen, zutiefst bösartigen Kreaturen zu begegnen. Er lauschte noch ein wenig länger, und Jarlaxle schien sich zu beruhigen und es sich in seinem Sessel bequemer zu machen. Der Söldnerführer redete noch immer, sprach leise mit sich selbst über den bevorstehenden Untergang der Raker-Gilde, als Entreri in den Raum trat.
»Allein?«, fragte der Meuchelmörder mit Unschuldsmiene.
»Ich dachte, ich hätte Stimmen gehört.«
Er bemerkte mit einiger Erleichterung, dass Jarlaxle heute auf seine magische Augenklappe verzichtet und daher wahrscheinlich weder gerade Illithiden getroffen hatte, noch dies für die nähere Zukunft plante. Die Klappe schützte vor Gedankenmagie, und niemand in der ganzen Welt war in solchen Dingen versierter als die berüchtigten Gedankenschinder.
»Ich gehe alles noch mal durch«, erklärte Jarlaxle, und seine Beherrschung der Umgangssprache der Oberflächenwelt wirkte nicht weniger flüssig als die seiner Heimatsprache. »Es steht so viel bevor.« »Hauptsächlich Gefahr«, erwiderte Entreri.
»Für einige«, sagte Jarlaxle mit einem leisen Lachen. Entreri sah ihn zweifelnd an.
»Du glaubst doch sicher nicht, dass die Raker uns ebenbürtig wären?«, fragte der Söldnerführer ungläubig. »Nicht im offenen Kampf«, antwortete Entreri, »aber so war es mit ihnen schon seit langer Zeit. Es gibt wenige, denen sie Mann gegen Mann ebenbürtig wären, und doch haben sie immer einen Weg gefunden, um zu überleben.«
»Weil sie Glück hatten.«
»Weil sie eng mit Stärkeren verbündet sind«, berichtigte Entreri. »Ein Mann muss nicht über körperliche Kraft verfügen, wenn er von einem Riesen beschützt wird.«
»Solange dieser Riese sich nicht noch enger mit einem Rivalen angefreundet hat«, warf Jarlaxle ein. »Und Riesen sind für ihre Unzuverlässigkeit bekannt.«
»Du hast dies mit den größeren Fürsten von Calimhafen abgesprochen?«, fragte Entreri, der noch nicht überzeugt war. »Mit wem, und warum war ich nicht an den Verhandlungen beteiligt?« Jarlaxle zuckte mit den Achseln und schwieg.
»Unmöglich«, entschied Entreri. »Selbst wenn du einen oder mehrere von ihnen bedroht hättest: Die Raker sind zu lange und zu tief in das Machtgefüge von Calimhafen eingewoben, als dass ein solcher Verrat Erfolg versprechend wäre. Sie haben Verbündete, die sie gegen andere Verbündete beschützen würden. Es gibt selbst für Jarlaxle und Bregan D'aerthe keine Möglichkeit, den Widerstand gegen eine solch plötzliche und radikale Verschiebung der Machtstruktur zu beseitigen, wie sie die Auslöschung der Raker-Gilde darstellen würde.«
»Vielleicht habe ich mich mit dem mächtigsten Wesen verbündet, das jemals nach Calimhafen gekommen ist«, deutete Jarlaxle dramatisch und auf seine typisch rätselhafte Weise an.
Entreri kniff die dunklen Augen zusammen und musterte den extravaganten Drow. Er suchte nach Hinweisen, nach irgendwelchen Anhaltspunkten, die sein uncharakteristisches Verhalten erklärten. Jarlaxle war oft rätselhaft, immer geheimnisvoll und stets bereit, jede Gelegenheit beim Schopf zu packen, die ihm Profit oder größere Macht einzubringen versprach. Diesmal jedoch schien irgendetwas nicht zu stimmen. Entreris Einschätzung nach war der bevorstehende Angriff auf die Rakers ein Schnitzer, etwas, das dem legendären Jarlaxle sonst nie unterlief. Daher erschien es Entreri offensichtlich, dass der verschlagene Drow in der Tat eine mächtige Allianz eingegangen war – oder er besaß ein tiefer gehendes Wissen über die Situation. Entreri konnte dies jedoch nicht glauben, da er und nicht Jarlaxle über die besten Verbindungen zu Calimhafens Straßen verfügte.
Aber selbst wenn eine dieser Möglichkeiten zutraf, kam Entreri trotzdem irgendetwas seltsam vor. Jarlaxle war großspurig und arrogant – natürlich war er das! –, doch nie zuvor hatte er derart selbstbewusst gewirkt, insbesondere in einer Situation, die so explosiv war wie diese.
Die Lage erschien Entreri umso brisanter, als er sich die Zeit nach dem unvermeidlichen Untergang der Rakers vorstellte. Er kannte
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