Die Vergessenen

Titel: Die Vergessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe

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leichten schwarzen Schneefall, und Grant lag nur da und starrte in eine Dunkelheit, die sich allmählich zu rauchigem Nebel aufhellte und schließlich von einer eiskalten Brise plötzlich weggefegt wurde.
    »Bist du okay?«
    Er wusste nicht recht, wie lange er in vergleichsweise ruhiger Umgebung gelegen hatte, ehe er die Worte hörte. Er drehte den Kopf und sah Sanders neben sich stehen, und es überraschte ihn, dass er nicht taub geworden war.
    »Ich denke schon.« Endlich fühlte er sich in der Lage aufzustehen, was er dann tat. »Schön zu sehen, dass du es auch bist.«
    Sie zuckte die Achseln. »Sie hat mich an eine Säule geschoben und dort festgehalten.«
    »Und Tombs?«
    Sie deutete mit dem Kopf auf das Gebäude. »Er scheint unzerstörbar.«
    Sie gingen über eine dicke Schicht hinweg, die an das Produkt eines Kompostschredders erinnerte, und betraten wieder das Gebäude. Die Schnatterente hockte nach wie vor in derselben Position, scheinbar des ganzen Drecks nicht gewahr, der auf sie gefallen war, sogar in ihre Augen. Tombs stand zwischen zwei Säulen und starrte hinaus auf die ständig höher aufragende Pilzwolke.
    »Einfache Fusionsbombe«, sagte er, ohne sich umzudrehen.»Wahrscheinlich ist der schmutzige Fallout noch zerstörerischer.«
    Grant ging zu ihm hinüber und zuckte die Achseln – wie es schien, hatten sich Explosionen dieser Art ins Bewusstsein der Menschheit eingebrannt. Dann senkte er den Blick und sah Shree Enkara, die sich fünfzig Meter hinter dem Ende des Gehwegs wieder vom Boden aufrappelte, einen Blick zu ihnen zurückwarf und dann abrupt Kurs auf eine nahe Fläche Flötengras nahm. Er traf Anstalten, ihr nachzugehen, aber Tombs packte ihn an der Schulter.
    »Nicht nötig«, sagte er.
    »Aber sie hat diesen Dschainatech …«
    »Der Techniker ist dort draußen – sie kommt nicht weit.«
    Grant dachte darüber nur einen Augenblick lang nach. Shree hatte für das, was sie getan hatte, den Tod verdient, aber nicht auf diese Weise. Niemand hatte es verdient, so zu Tode zu kommen.
    »Nein«, sagte er. »Ich bringe dir den Zylinder zurück, und ich bringe sie zurück.«
    Er ging ins Freie und lief ihr nach.
    Abrupte Beschleunigung, die ihr menschlicher Körper nicht spürte, die sie andererseits aber auf mehr Arten und Weisen empfand, als ein menschlicher Körper das überhaupt konnte. Masada fiel zurück, während Weltraumschrott auf die diamantharten schrägen Flanken der Cheops einprasselte und der Schiffsantrieb wie eine kleine Sonne leuchtete. Voraus wurde Kalypse langsam größer, aber die Bildvergrößerung gab das über dem Onyxgesicht des Gasriesen schwebende Objekt in klarem Detail wieder.
    Es sah wie ein aus Metallstreifen gewebtes Füllhorn aus, nur wog das Metall zehnmal mehr als Blei, war härter als Diamant und robuster als Keramal, und jeder dieser Streifen war fünfzig Meter breit. Innerhalb dieses Füllhorns hatte sich die Masse ausZwölfflächern, die Janice Golden zu Anfang in ständiger Bewegung umeinander herum gesehen hatte, inzwischen zu einem reglosen Klumpen geballt. Massesensoren zeigten, dass dieses Ding nach wie vor die Masse des Planeten Mars aufwog, und schon zeigten sich auf der Oberfläche Kalypses Gezeitenwirkungen. Auch das Mondsystem des Gasriesen war gestört – und das Ergebnis dessen würde erst später deutlich werden, wenn man die Trümmer zusammenkehrte.
    »Warum wurde es noch nicht auf dem Weg hierher abgefangen?«, fragte Janice. »Wir wussten, dass es feindselige Absichten verfolgt. Warum dürfen wir erst jetzt die Samthandschuhe ausziehen?«
    »Im Grunde«, erfolgte Scolds Entgegnung, »kannten wir seine Absichten nicht mit Sicherheit.«
    Das moderne Schlachtschiff, das derzeit in tausend Kilometern Entfernung einem Parallelkurs folgte, zeichnete sich in ihren Sensoren riesenhaft ab, und Janice kam sich wie ein Welpe vor, der neben einem ausgewachsenen Wolf herrannte.
    »Wir mussten also erst abwarten, bis es Menschen umbrachte? Ich wette, dass das nicht geschehen wäre, hätten wir es hier mit einem Pradorschlachtschiff zu tun.«
    »Vielleicht liegt es daran, dass wir von den Prador nichts mehr lernen können«, versetzte die KI des anderen Schiffs.
    Ja, das schien hochwahrscheinlich. Der Angriffsbefehl war zurückgehalten worden, um erst mehr Informationen zu sammeln. Diese Informationen waren den Herrschern der Polis wichtiger als das Leben von ein paar Zivilisten. Wie enorm sich Dinge im Verlauf der Geschichte änderten, und wie sehr sie