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Die Vergessenen

Die Vergessenen

Titel: Die Vergessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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unvermittelt von den Tankwänden ab und stürzten sich auf Tombs, wobei manche von ihnen diverse Schläuche, Optiken und sonstige Anhängsel aus Anschlüssen rings um den Tank hinter sich herzogen. Sie machten sich daran, Tombs aufzuschneiden, und obwohl diese Operation wirklich präzise kontrolliert wurde, trübte sich die Tankflüssigkeit doch durch Blut und anderen Abfall ein.
    »Sag mir Bescheid, sobald ich mit der Arbeit an seinem Gesicht loslegen kann«, sagte Sanders und ging hinaus.
Chanters Stützpunkt (Solstan 2453 – 16 Jahre nach der Rebellion)
    Als Chanter sein Erd-Uboot an die Erdoberfläche lenkte, streckte er ohne große Überlegung die Hand aus, um die Chamäleonware einzuschalten, riss dann aber verärgert die Schwimmhauthand zurück. Erst jetzt zählte er alles zusammen und wurde sich darüber klar, dass dies sein erster Besuch zu Hause seit hundert Masadatagen war. Derweil das automatische Dock seine Arbeit verrichtete, wirbelte Chanter den Sitz herum und betrachtete Mick, der in aufrechter Haltung mit Klammern an der Innenwand befestigt war und die alte Plastik behutsam auf dem Rücken trug. Chanter griff in die Hosentasche und fingerte einen Augenblick lang an der Probenflasche herum, ehe er sagte: »Ins Museum.«
    Mick löste sich von der Rumpfwand und rutschte glatt daran herab, die Plastik nach wie vor auf dem Rücken. Die Luke des Erd-Uboots fuhr in ihr Reinigungsfach zurück, als sich ihr derRoboter näherte. Nach einer nachdenklichen Pause drehte sich Chanter wieder zur Konsole um und sendete ohne die üblichen Sicherheitschecks die Daten, die er an Bord gespeichert hatte, in die Hauptdatenbank des Stützpunkts. Sinnlos, auf Würmer oder Viren zu prüfen – wenn Polis-KIs ihm ans Leder wollten, konnte er nicht viel dagegen tun. Dann stand er auf und folgte Mick von Bord.
    Die Rebellen waren nicht die einzigen Entdecker der zahlreichen Höhlensysteme unter den Bergen Masadas. Chanter hatte viele davon schon von Bord des Schmugglerschiffs aus kartiert, das sein Erd-Uboot und andere Versorgungsgüter hierhergebracht hatte, und noch während er damals mit einer Antischwerkraftplattform zum Planeten hinabsank, entschied er sich für den Standort des Stützpunkts. Er hatte damals hastig gearbeitet, denn er musste hier unten eintreffen, ehe die Theokratie damit fertig wurde, das planetenumspannende Netz von Lasersatelliten und hochauflösenden Kameras zu installieren, aber er war nach wie vor mit seiner Entscheidung zufrieden.
    Das Uboot hockte in einem pappigen Tümpel von zwanzig Metern Länge und zehn Metern Breite und füllte ihn fast vollständig aus. Unter dem Tümpel bog sich eine Röhre zweihundert Meter weit in den Mutterboden des Planeten, und ein speziell angepasstes Schimmerfeld darin wehrte die Trikonusse ab. Der Tümpel lag in einer zylinderförmigen Höhle von fünfzig Metern Durchmesser und mehr als hundert Metern Länge. Inzwischen war er jedoch um ungefähr zwanzig Meter verkürzt durch die Schaumsteinkonstruktion, die zugleich Chanters Haus und das Museum für seine Sammlung war – eine Konstruktion, die er erweitern musste, falls er noch weitere Plastiken des Technikers fand, was ihm inzwischen zunehmend unwahrscheinlich erschien.
    Er stapfte über sein Dock, wandte sich nach rechts und folgte Mick über den verwitterten Basalt. Mick betrat das Schaumsteinhaus durch eine Tür ganz unten, während Chanter eine Treppe zu der Tür erstieg, die zu seiner persönlichen Unterkunft führte. Er war neugierig auf die Daten, die ihm Amistad geliefert hatte, und wollte den Inhalt der Probenflasche in seiner Tasche untersuchen. Um sich jedoch nicht in einen komplett introvertierten Chaoten zu verwandeln, folgte er stets festen Regeln, wenn er zurück nach Hause kam: Zunächst ein ausgiebiges Bad in seiner großen Wanne, gefolgt von Hautölausgleich und einer medizinischen Untersuchung; dann speiste er reichhaltig und berücksichtigte dabei die Vitamine und Mineralstoffe, an denen es ihm laut der medizinischen Untersuchung mangelte; darauf schloss sich eine lange und nachdenkliche Sichtung seiner Sammlung an.
    Das Bad saugte ihm allerlei schlimmes Zeug aus, und sobald ihm seine Ölmaschine nach kurzer Analyse die richtige Mischung lieferte, mit der er sich einsprühte, spannte sich die Haut allmählich und fühlte sich nicht mehr so wie ein Sack an. Neben dem Mangel an den üblichen Vitaminen warnte ihn der medizinische Scan auch vor einem gefährlichen Magnesiummangel. Und als er dann

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