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Die Vergessenen

Die Vergessenen

Titel: Die Vergessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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verlangte der Wachmann.
    Sie legte eine Hand auf die schräg gestellte Hüfte und entgegnete: »Sie sehen es schon.«
    Das Gesicht des Wachmanns wich ein wenig zurück, als er sich offenkundig auf seinem Stuhl zurücklehnte. »Ich denke, das kriegen Sie besser hin.«
    Da sie dieses Haus schon eine ganze Weile lang überwachte, wusste Shree genau, was der Mann verlangte. Sie fuhr mit dem Finger an der Haftnaht des Kleids entlang und öffnete es für ihn, deckte ihre Brüste kurz ab und drückte die Brustwarzen, fuhr schließlich mit der Hand zum Schambein hinab und spielte mit sich.
    »Kommen Sie anschließend zu mir«, sagte er heiser, und das Türschloss wurde entriegelt.
    Sie schloss das Kleid, betrat das Foyer und nahm Kurs auf die Treppe. Die Huren, die Soola regelmäßig schickte, hatten in Mulen ihren Hauptkunden, betrieben aber auch ein kleines Nebengeschäft mit dem Wachmann. Offenkundig missfiel es dem Mann, dorthin zu gehen, wo Mulen zuvor gewesen war, sodass er mühsam agierte – und er behielt während des ganzen Blowjobs den Kamerabildschirm im Auge.
    Drei Treppenläufe weiter oben erreichte Shree die Tür zu Glaffren Shipping und tippte auf den Kombildschirm daneben.
    »Lieferung für Mr Glaffren.«
    Sein neues Gesicht musterte sie eine ganze Weile lang, dann wurde die Tür entriegelt. »Legen Sie im unteren Büro die Kleidung ab und kommen Sie herauf«, sagte er.
    Im Büro erblickte sie zwei Schreibtische mit alten Computerterminals darauf, eine Sammlung Zylinder mit Squermessenz in einer Ecke und eine Ansammlung leerer Weinflaschen auf einem der Schreibtische. Abfälle lagen auf dem gar nicht sauberen Fußboden herum. Mulen ließ sich in jüngster Zeit gehen, wie Shree ebenfalls plante, ihn gehen zu lassen. Sie zog das Kleid aus, drapierte es auf der saubersten Stelle, die sie hier fand, und stieg die Wendeltreppe zu seiner Wohnung hinauf.
    »Mr Glaffren?«, fragte sie und blickte sich forschend in der Küche um, in der sie sich wiederfand.
    »Hier herein.«
    Er wartete im Schlafzimmer auf sie, nackt im Bett, die halb leere Weinflasche, aus der er gerade soff, in der linken Hand, den Penis in der rechten. Shree rümpfte über den Geruch von saurem Schweiß und Alkohol die Nase und trat ans Fenster, das Aussicht auf Zealos und die überdachten Straßen zweihundert Meter unter ihr bot. Wie sie vermutet hatte, schloss das Fenster nur mithilfe üblicher Dichtungen und wurde die Außenatmosphäre durch einen Druckausgleichsmechanismus abgewehrt. Sie hob die Hand und machte sich daran, die Verschlüsse zu öffnen.
    »Was in Smythes Namen denken Sie eigentlich, was Sie da tun?«
    Als sie den letzten Verschluss öffnete, war er auf den Beinen und näherte sich ihr unsicheren Schritts. Sie drehte sich um und lächelte frech, während er auf sie zukam. Er zögerte, und sie nutzte die Unterbrechung, hämmerte ihm den Handballen auf die Nase, brach sie damit und streckte ihn auf den Rücken nieder.
    »Waaa!«, stieß er einen nasalen Laut hervor.
    »Ich bin hier, um Sie für die fünfzehn Teicharbeiter zur Verantwortung zu ziehen, die Sie persönlich exekutiert haben, Proktor Mulen«, sagte sie. »Ich gehöre dem Aufräumkommando an, und es entspricht nicht unserer Politik, die Polis-Interventions-Amnestie zu akzeptieren.«
    »Z’teufel!« Er streckte die Hand aus, zerschmetterte die Weinflasche, die er immer noch in der Hand hielt, an der Ecke eines Schranks und kam schnell auf die Beine. Shree freute sich darüber; er war fett, schwer, übelriechend – sie hatte ihn nicht aufheben wollen. Er drang auf sie ein, von Zuversicht bewegtangesichts ihres nackten, zierlichen und verwundbar wirkenden weiblichen Körpers. Als er mit der Flasche nach ihr ausholte, packte Shree seinen Arm, brach ihm den Ellbogen, drehte ihn um und rammte seinen Kopf, einmal, zweimal ans Fenster. Er stolperte rückwärts, und Shree hob das Fenster aus den Dichtungen und schleuderte es an den Angeln zur Seite. Als Mulen erneut auf sie losging, folgte ein einfacher und sauberer Wurf, und sie brauchte nicht mehr als die Hände und die Hüfte zu waschen, mit der sie ihn umwarf. Er berührte nicht mal den Fensterrahmen, wohl aber das Dach der überdachten Straße, und das heftig.
    Zehn Minuten später hatte Shree ihren Rucksack wieder an sich genommen. Zuvor hatte der Wachmann einen geblasen bekommen, wie er es weder erwartet noch gewünscht hatte, ehe Shree dazu überging, die Bilddateien des Überwachungssystems zu zerstören. Sie hatte

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