Die Verlockung des Glücks (German Edition)
Geschenk, dass ich je erhalten habe, aber ich befürchte, ich werde es nie nutzen. Matt tut alles dafür, damit ich mich so fühlen kann, als hätten wir eine Beziehung miteinander. Nur in mir sperrt sich irgendetwas noch immer dagegen.
Lukas kommt mich noch öfter als vorher besuchen und wenn er mich ansieht, kann ich die Sorge um mich in seinem Gesicht erkennen.
„Ich kann dich nicht verstehen, Schwesterchen. Du benimmst dich fast, als würdest du um ihn trauern. Als wäre er gestorben oder hätte dich verlassen. Dabei meldet er sich doch ständig bei dir, oder?“
Ich knabbere ohne Appetit an dem Kuchen, den Lukas mir mitgebracht hat.
„Er meldet sich täglich.“
„Und warum fliegst du nicht einfach zu ihm und besuchst ihn ein paar Tage?“
„Er kann mich doch gar nicht gebrauchen. Er ist doch viel zu sehr mit seinem Sport beschäftigt …“
Ich versuche mich irgendwie herauszureden. Denn eigentlich ist es eher so, dass ich weiß, dass es gänzlich um mich geschehen wäre, wenn ich Matt besuchen würde. Danach könnte ich vermutlich noch viel weniger ohne ihn leben, als jetzt. Und jetzt ist es schon schlimm genug! Ich habe Angst davor, dass ich es nicht ertragen könnte, für ein paar Wochen bei ihm zu sein und dann wieder alleine zurück zu müssen.
Eine Fernbeziehung auf diese große Distanz wäre schon unter normalen Umständen schwierig genug. Und ich bin mir nicht sicher, ob ich mich überhaupt so sehr auf jemanden einlassen will, ob ich das überhaupt kann. Vor allem aber ist meine Angst riesengroß, wieder enttäuscht und verletzt zu werden. Irgendwie habe ich immer das Gefühl, für eine normale Beziehung gar nicht genug bieten zu können. Ich habe das Gefühl, nicht genug zu sein, sodass mich ein anderer gar nicht wirklich lieben kann.
Lukas sieht mich prüfend an, er kennt mich lange genug, um zu wissen, dass mein Argument nur vorgeschoben ist.
„Weißt du eigentlich, dass er deshalb soviel mit seinem Sport beschäftigt ist, weil er davon lebt und als Quarterback eine ziemlich große Nummer ist?“
Als ich mich nicht rühre, gibt Lukas ein leicht entnervtes Geräusch von sich.
„Ich r ede hier nicht von irgendeinem Provinzspieler, Sophie. Er ist ein echter Star!“
Ich blicke entgeistert von meinem Kuchenteller hoch.
„Ich dachte immer, er übertreibt, wenn er das erzählt!“
Lukas verschränkt die Arme vor der Brust und lehnt sich mit gerunzelter Stirn zurück.
„Du willst mir nicht ernsthaft erzählen, dass du nicht weißt, dass er einer der Superstars der NFL schlechthin ist? Dass Kinder sein Poster über dem Bett hängen haben und er unanständig große Summen Geld verdient? Und ich bin mir sicher, er könnte Frauen genug haben, wenn er nur wollen würde. Aber ganz offensichtlich will er das nicht, sondern er will dich!“
„Ich weiß zwar, dass er Football spielt, aber irgendwie haben wir nie so richtig darüber geredet …“, gebe ich ziemlich kleinlaut zu.
„Weißt du wenigstens, wie die Mannschaft heißt, für die er spielt?“
Ich weiß es nicht und es ist mir gerade furchtbar unangenehm, dass ich solche Dinge, über den Mann, der mir so nahe steht, einfach nicht weiß.
Mein Bruder schüttelt nur ungläubig den Kopf und steht auf, um ein paar Augenblicke später mit meinem Laptop wieder zu kommen.
„Es sind die Boston Racoons, Sophie. Sie haben letztes Jahr den Superbowl gewonnen.“
Er stellt den Laptop vor mir ab und setzt sich neben mich, ruft Google auf und tippt „Matthew Johnson“ in die Suchmaske ein.
Als ich die wahnsinnig hohe Anzahl von Treffern sehe, gebe ich ein erstauntes Geräusch von mir.
Lukas zeigt mir zig Bilder von Matt und mein Herz schlägt immer schneller.
Bilder von ihm beim Footballspielen in voller Montur im Trikot der Boston Racoons, Bilder von Werbeaufnahmen für eine Sportfirma, Bilder von Partys, von Wohltätigkeitsorganisationen, die Liste ist schier endlos.
Da sind sogar Bilder aus irgendeiner Sportkneipe, die eine regionale Zeitung gemacht und online gestellt haben muss. Matt steht da, links und rechts von ihm irgendwelche Teamkameraden, er hält ein Bier in der Hand und grinst breit in die Kamera.
„Die sind ja von letzter Woche!“ Ich schaue verwirrt auf das Datum.
„Er wird ständig fotografiert werden.“ Lukas klingt wenig beeindruckt.
Ich bin völlig fassungslos. Ich wusste ja, dass er vom Sport lebt, aber ich habe irgendwie immer gedacht, er will mich veralbern, wenn er
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