Die Verlockung des Glücks (German Edition)
ihren Scheitel.
„Ach Sophie!“ Matt seufzt schwer. „Wenn du nur nicht ganz so stur wärst!“
Wenn sie nur ein bisschen mehr Vertrauen in ihn und nicht zuletzt in sich selbst hätte, würde er deutlich optimistischer in die Zukunft blicken.
Eigentlich gehört er nicht unbedingt zu jenen hoffnungslosen Romantikern, die bei jeder Gelegenheit gleich ihr Herz verlieren. Genau genommen war er in keine Frau mehr wirklich verliebt, seit er nicht mehr auf der High School ist.
Sein Beruf lässt ihm wenig Zeit dazu und die Tatsache, dass ihn in den USA so ziemlich jeder kennt, macht es auch nicht unbedingt leichter, eine Frau zu finden, die in ihm nicht den bekannten Sportler mit viel Geld in den Taschen, sondern einfach nur ihn selbst sieht. Natürlich gab es immer Frauen in seinem Leben, wenn er es vielleicht auch nicht ganz so hat krachen lassen, wie der ein oder andere seiner Teamkameraden. Aber es gab keine ernst zu nehmenden Beziehungen.
Vielleicht war es so leicht für ihn, sich in Sophie zu verlieben, weil sie ihn am Anfang so gar nicht hat haben wollen.
Und vielleicht ist es jetzt deshalb so schwer, von ihr weggehen zu müssen, weil er erkannt hat, wie sehr er sie will. Wie sehr er sie braucht, um wie viel glücklicher und besser er sich fühlt, wenn er seine Zeit mit ihr verbringen darf.
Er hatte vorher nie das Gefühl, dass ihm etwas gefehlt hat, aber er weiß ganz sicher, dass ihm jetzt etwas fehlen wird. Sophie wird ihm fehlen, wenn er nach Hause kommt und wieder ohne sie wird leben müssen.
Während er wach neben ihr liegt, in der letzten gemeinsamen Nacht, die die beiden miteinander haben, beschließt er, dass er nicht einfach aufgeben wird. Er ist im Leben nicht zuletzt deshalb so weit gekommen, weil er immer an seinen Zielen festgehalten hat. Weil er gelernt hat zu kämpfen, um zu erreichen was er will.
„Stur sein kann ich auch, mein Mädchen!“
Er lächelt, als er ihr hübsches Profil im diffusen Licht des Mondes betrachtet, bevor er doch noch für wenige Stunden einschläft.
+++
Ich bin froh, dass ich Matt nicht zum Flughafen bringen muss. Ich hasse Abschiede! Es wird mir ein ewiges Rätsel sein, warum manche Menschen meinen, einen Abschied so zelebrieren zu müssen, wie man das manchmal sieht. Bahnhöfe scheinen sich für künstlich in die Länge gezogene Abschiede besonders gut zu eignen. So mit aneinander festklammern, bis der Zug schon fast wieder abfährt und einander nachwinken, bis der Zug nicht mehr zu sehen ist.
Was soll so was? Niemand trennt sich gern von einem Menschen, der einem irgendwie nahe steht. Und Abschied tut dann immer in irgendeiner Form weh. Ist es da nicht sinnvoller, den Abschiedsschmerz so kurz wie möglich zu halten, statt ihn theatralisch in die Länge zu ziehen? Niemand kann mir erzählen, dass er die Zeit, die man so miteinander verbringt, überhaupt noch irgendwie genießen kann. Es sei denn, er hat perverse Neigungen.
Ich jedenfalls bin eindeutig nicht masochistisch genug veranlagt, um mir so etwas geben zu müssen. Ich habe nicht gerne Schmerzen, weder körperliche noch seelische. Und wenn ich schon welche ertragen muss, dann doch bitte so kurz wie möglich. Und Tränen in der Öffentlichkeit stehen mir auch nicht wirklich gut.
Zu meinem großen Glück muss Matt ohnehin seinen Mietwagen am Flughafen abgeben, sodass es kaum Sinn machen würde, wenn ihn jemand anderes fährt. Und auch er scheint kein Freund von großen, theatralischen Abschieden zu sein.
Ich stehe also - zusammen mit Betty - vor seinem Auto und schaue ihm zu, wie er seine Taschen in den Kofferraum packt. Irgendwann ist er damit fertig. Er nimmt erst Betty in den Arm und danach mich.
„Mach es gut, mein Mädchen!“, flüstert er mir ins Ohr. „Ich melde mich bei dir, wenn ich angekommen bin, okay? Und morgen rufe ich dich an. Du wirst mir fehlen.“
Er drückt mich noch ein letztes Mal an sich, gibt mir einen schnellen, letzten Kuss und steigt dann in sein Auto, winkt noch kurz, biegt um die Ecke und ist weg.
In mir macht sich ein dumpfes Gefühl breit. Alles um mich herum fühlt sich plötzlich ganz seltsam an, die Sonne scheint nicht mehr wirklich warm zu sein, der Himmel nicht mehr wirklich blau. Es ist, als hätte jemand alle meine Sinneswahrnehmungen irgendwie heruntergeregelt, einfach leiser gestellt.
Es ist jetzt so endgültig, dass er weg ist. Bald schon werden es tausende von Kilometern sein, die uns trennen. Ich
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