Die verlorene Bibliothek: Thriller
gefunden. Sie waren verbrannt.« Er schwieg, um dem Sekretär Zeit zu geben, das Ganze zu verarbeiten, und wartete auf neue Anweisungen. Eine direkte Antwort erwartete er jedoch nicht. So funktionierte ihre Beziehung nicht. Er musste nur Bericht erstatten. Wurde mehr verlangt, würde der Sekretär es ihm schon sagen.
Die nächsten Worte des Sekretärs waren Drohung und Frage zugleich.
»Haben Sie Einzelheiten zu dem Buch?«
»Natürlich, Sir.«
Der Sekretär zwang sich, sich wieder zu entspannen. Der Freund war gut ausgebildet.
»In einer halben Stunde will ich diese Details auf meinem Schreibtisch sehen. Bringen Sie sie mir auf Ihrem Weg nach Washington.« So würde die Jagd nicht enden. »Und besorgen Sie mir eine Kopie dieses Buches.«
KAPITEL ACHT
W ASHINGTON D . C . – 10:45 U HR EST (9:45 CST )
Die Nachricht in dem roten Aktendeckel, den er in der Hand hielt, war äußerst beunruhigend, aber kaum detaillierter als das, was die blonde CNN-Nachrichtensprecherin auf dem Bildschirm ihm gegenüber verkündete. Vor ein paar Minuten hatte er den Ton abgestellt, kurz bevor sein Assistent das Büro betreten hatte. Die Frau hatte von der Explosion im Vereinigten Königreich berichtet, und ein kreisender Helikopter sorgte dafür, dass im Hintergrund immer ein Bild der Verwüstung lief; doch abgesehen vom Ausmaß des Schadens war zu diesem Zeitpunkt der Ermittlungen erst wenig bekannt. Eine großartige alte Kirche, ein englisches Denkmal, war am frühen Morgen von einer Bombe zerstört worden. Berichten zufolge hatte es keine Toten gegeben, doch der kulturelle und historische Schaden waren enorm.
»Hat schon irgendwer die Verantwortung übernommen?«, fragte er.
»Nein, Mr Hines«, antwortete sein Assistent.
Die fehlende Hochachtung des jungen Mannes ließ Jefferson mit den Zähnen knirschen. Und er wusste, dass der Bengel ihn absichtlich nicht mit seinem Titel, sondern lediglich mit Namen ansprach.
»Die CIA unterstützt die britische SIS, indem sie die entsprechenden Quellen überprüft, doch bis jetzt hat keiner der üblichen Irren mit der Tat geprahlt.«
Hines nahm die Information auf oder besser den Mangel daran. Auf terroristische Bombenanschläge folgte für gewöhnlich eine wahre Flut von Bekennerschreiben. Jeder wollte den Ruhm einheimsen, den westlichen Teufeln einen tödlichen Schlag versetzt zu haben. Aber natürlich gab es auch Ausnahmen von dieser Regel, und die waren häufig genug, dass das jetzige Fehlen eines Bekennerschreibens noch keine Alarmglocken schrillen ließ. Dennoch war das Schweigen interessant.
»Gibt es schon eine offizielle Reaktion seitens der britischen Regierung?«
»Nur dass sie schockiert und entsetzt seien und mit allem Eifer daran arbeiten, die Schuldigen zu finden und der Gerechtigkeit zuzuführen, und so weiter und so fort.« Mitch Forrester wedelte mit der Hand, um anzudeuten, wie sinnlos solche Standardreaktionen waren. Er arbeitete erst seit sechs Monaten in Hines’ Büro; trotzdem gab er Informationen weiter, als hätte er so etwas schon tausendmal gehört.
Hines konnte sich die Frage nicht verkneifen.
»Wie alt sind Sie, Mitch?«
Die Frage brachte seinen Assistenten aus dem Konzept.
»Wie bitte?«
»Ihr Alter. Wie alt sind Sie?«
Der junge Forrester schaute ihn seltsam an. Verwirrung zeigte sich auf seinem Gesicht. Wären sie allein gewesen, er hätte seine Verachtung vermutlich offen zur Schau gestellt, doch er war sich der Gegenwart des anderen Mannes in Hines’ Büro nur allzu bewusst – eines Mannes, der schweigend in der Ecke saß und von dem Forrester nicht wollte, dass er sah, wie unverschämt er wirklich war.
»Sechsundzwanzig«, antwortete er schließlich.
»Sechsundzwanzig«, wiederholte Hines. Er seufzte ob dieser deprimierend niedrigen Zahl. War er in dem Alter genauso dickköpfig gewesen? Inzwischen war er mehr als doppelt so alt, und er war stets ehrgeizig gewesen, doch er konnte einfach nicht glauben, dass auch er einmal so frech gewesen war wie der junge Kerl, der da vor ihm stand.
»Ich weiß nicht, was das …«
»Ist schon in Ordnung«, unterbrach Hines ihn und winkte ab. Er hielt einen Augenblick lang inne. »Sonst noch was?«
»Noch nicht«, antwortete Forrester gereizt. »Sobald es etwas Neues gibt, werde ich es Sie wissen lassen, Sir.« Sein Tonfall verriet deutlich, dass er nicht gerade glücklich darüber war, wie Hines ihn behandelt hatte. Aber trotz seiner Wut wartete er brav darauf, entlassen zu werden. Doch Hines schaute
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