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Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler

Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler

Titel: Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward M. Larry und Lerner Niven
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PROLOG
ERDJAHR 2197
     
     
    In einer Reihe flacher Kurven jagte die Long Pass über den Himmel hinweg – weil Diego MacMillan das so wollte.
    Der interstellare Raum ist nicht völlig einförmig. Nicht überall finden sich im Beinahe-Vakuum des Weltalls nur wenige Wasserstoffatome pro Kubikzentimeter: Es gibt Regionen höherer Dichte, einige davon dicht genug, um dort sogar ganze Reihen von Sternen entstehen zu lassen – wenn man dem All nur genügend Zeit dafür lässt. Doch zwischen diesen Regionen gibt es überhaupt nichts. Ein Bussard-Ramjet wie die Long Pass, die mithilfe ihrer elektromagnetischen Schaufel den interstellaren Wasserstoff einsammelt und zu Helium fusioniert – und beschleunigt, indem sie das neu erzeugte Gas ausstößt –, muss sich an genau diesen dichteren Wolken entlangbewegen.
    Das ist schlimmer, als es klingt: Sobald man erst einmal einen vernünftigen Bruchteil der Lichtgeschwindigkeit erreicht hat, rast einem jeglicher Interstellar-Müll ebenso todbringend entgegen wie kosmische Strahlung. Und die Aufgabe der EM-Schaufel eines Bussard-Ramjets ist nicht nur, das Schiff anzutreiben, sondern auch, diesen todbringenden Müll vom Lebenserhaltungssystem fernzuhalten.
    Jede Simulation, die im Solsystem durchgeführt worden war, hatte zum gleichen, nicht sonderlich überzeugenden Schluss geführt: Die erforderliche Feinabstimmung des Kurses, um Dichtefluktuationen im interstellaren Medium auszunutzen, würde mit größter Wahrscheinlichkeit unergiebig sein. Zwischen Sol und dem Zielstern war dieser ›Müll‹ auf jeden Fall dicht genug. Natürlich: eine Feinabstimmung des Kurses mochte jetzt vielleicht ein wenig mehr Wasserstoff in die EM-Schaufel befördern … aber würde das ausreichen, um etwaige Kursabweichungen später zu kompensieren? Schon ein geringfügiger Umweg fraß immense Mengen kinetischer Energie. Und was würde man am Ende eines derartigen Umwegs vorfinden? Vielleicht würde man genau dort von den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit wieder eingeholt, und aus dem Beinahe-Vakuum mit interstellar verteiltem Gas würde ein echtes Vakuum.
    Natürlich hatten die Flatlander diese Modelle aufgestellt. Ihre Ratschläge hatte Diego MacMillan nur mit einem nichts sagenden Nicken hingenommen. Eigentlich war er selbst ja auch ein Flatlander. Dieses Prädikat hefteten Raumfahrer nun einmal jedem an, der auf der Erde geboren war. Aber Diego hatte bereits das Solsystem bereist. Und sobald die Long Pass erst einmal gestartet war, würden die Wissenschaftler dort unten keinen Einfluss mehr darauf haben, ob er das Experiment nun wagte oder nicht.
    Schon seit Jahrzehnten zog die Long Pass in geschwungenen Kurven durch das All. Das war in Ordnung so. Variationen zu untersuchen, Alternativkurse zu berechnen, Wahrscheinlichkeiten abzuschätzen – das hielt Diego MacMillan beschäftigt. Was hatten sich die Experten denn vorgestellt? Was sollte der Navigator dieses Schiffes im Laufe der Jahrzehnte tun?
    Niemals hätten sie sich vorstellen können, was Diego in seinem geradezu besessenen Bedürfnis, immer weiter in die Ferne zu spähen, eines Tages entdecken würde.
     
    »Und womit haben wir diese Ehre verdient?«, erkundigte sich Captain Nguyen.
    Damit spielte sie darauf an, dass Diego um diese Uhrzeit normalerweise schlief. Es kostete ihn echte Anstrengung, mit der Antwort nicht einfach herauszuplatzen. Eines nach dem anderen, sagte er sich. »Das werden Sie zu gegebener Zeit erfahren«, erwiderte er mit so viel gespieltem Hochmut, wie er aufbringen konnte.
    An Bord des Schiffes befanden sich etwas mehr als zehntausend Personen. Die meisten davon waren Embryonen, die gemeinsam mit den dreiundvierzig erwachsenen Passagieren in Schlaftanks lagen. Die eigentliche Besatzung der Long Pass hingegen bestand aus vier Personen, die ihren Dienst in drei Schichten versahen. Waren alle vier versammelt, war der Tagesraum des Schiffes bereits überfüllt.
    Diego war frühzeitig eingetroffen, um das Dekor dieses Raumes so einzustellen, dass er nicht mehr ganz so beengt wirkte. Auf der Digitaltapete verlieh ein saftig-grüner Wald, der sich sanft im Wind wog – die Vorhügel der Anden, die Diego aus seiner Jugend kannte – dem Raum eine beachtliche virtuelle Tiefe. Schäfchenwolken jagten über den leuchtend blauen Himmel hinweg … Diesen Höhlenparks, die seine Belter-Kollegen für normal hielten, konnte er nichts abgewinnen. Laub raschelte, leises Summen von Insekten war zu hören – in glasklarem

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