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Die verlorene Geschichte: Roman (German Edition)

Die verlorene Geschichte: Roman (German Edition)

Titel: Die verlorene Geschichte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Martin
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Sonne, der durch die Öffnung fiel, konnte er einen Traktor sehen. Sonst war der Stall fast leer.
    Bernd runzelte die Stirn. Hier würde er sich nirgends verstecken können. Ob der Alte wusste, dass er hier hin eingelaufen war? Sicher wusste er das. Ob wenigstens Wolf gang entkommen war, ob er Hilfe holen konnte?
    Bitte lass ihm nichts passiert sein.
    Bernd machte einige entschlossene Schritte tiefer in das Halbdunkel hinein, warf wieder einen Blick über die Schulter zurück. Noch immer war niemand zu sehen. Plötzlich fiel ihm wieder die Stille auf, eine Stille, wie auf dem Weg hierher, so umfassend, dass er beim nächsten lauteren Geräusch befürchtete, schreien zu müssen.
    Hoffentlich ist Wolfgang schon auf dem Weg nach Hause. Hof fentlich kann er Hilfe holen.
    Er wagte sich noch ein Stück weiter vor. Was blieb ihm auch anderes übrig? Draußen wartete der Alte auf ihn. Er rümpfte die Nase, roch Staub, Feuchtigkeit und altes Holz, Moder. Unter den Sohlen seiner Sandalen knirschte es, während er sich behutsam vorwärtsbewegte, immer auf den Traktor zu. Vielleicht würde er sich ja dahinter ver stecken können?
    Plötzlich hatte er das Gefühl, beobachtet zu werden. Er sah sich um. Da war niemand. Hatte die Mutter recht? War der Alte verrückt? Er schaute wieder zum Traktor hin, dann zur Tür, atmete tief durch. Schmatzende Geräusche waren auf einmal zu hören, von denen er nicht wusste, ob er sie nun selbst verursachte oder doch jemand anders. Er lief nun nicht mehr auf staubiger Erde, sondern auf alten Brettern. Bei jedem Schritt knarzte und knirschte es lauter und beängstigender unter seinen Schuhsohlen.
    Himmel, was ist das?
    »Junge, bleib stehen!«
    Der Alte.
    Er war da. Er hatte ihn gefunden. Bernd fuhr herum, sah im nächsten Moment einen kleinen, dunklen Schatten durch die Stalltür und dann auf sich zu rasen.
    »Bernd, hilf mir, hilf mir bitte!«
    »Wolfgang«, konnte Bernd gerade noch hervorstoßen, dann prallte der Bruder auch schon gegen ihn.
    Für ein Augenzwinkern lang wurde das Knarzen und Knirschen noch lauter, wandelte sich mit einem Mal zu einem ohrenbetäubenden Bersten und Splittern. Bernd schrie, als er unerwartet den Halt verlor. Seine Hände suchten wirbelnd in der Luft, dann stürzte er krachend durch das Loch, das sich urplötzlich unter ihm aufgetan hatte, und schlug gleich darauf hart auf dem Boden auf. Wolfgang, der sich ebenfalls nicht mehr halten konnte, lan dete auf ihm.
    »Aua!« Der Schmerz ließ Bernd die Tränen in die Augen schießen, doch gleich schob er den Jüngeren beiseite, sprang auf und sah nach oben durch das Loch. Schritte näherten sich.
    »Alles in Ordnung, Jungs?«
    Der Alte.
    Bernd biss die Zähne aufeinander. Wolfgang wollte ant worten, doch der Bruder bedeutete ihm zu schweigen.
    »Sagt doch, ist euch etwas passiert?«
    »Es geht mir gut«, piepste Wolfgang, bevor Bernd ihn daran hindern konnte.
    »Und der andere?«
    Bernd hielt noch den Zeigefinger fest gegen die Lippen gepresst, als der Alte oben am Rand auftauchte und prüfend auf sie herunterblickte. Bernd konnte sehen, wie er den Kopf schüttelte.
    »Na, na, was mache ich denn jetzt mit euch?«
    Bernd klopfte sich den Staub von der Hose. Er hatte Angst, aber das würde er sich nicht anmerken lassen. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, verschwand der Alte wieder.
    »Wo geht er denn hin?«, fragte Wolfgang ängstlich.
    »Weg.« Bernd verschränkte die Arme vor der Brust, um nicht zu zittern.
    »Aber er kann uns doch nicht hier alleine lassen?«
    Wolfgangs Stimme klang unsicher. Bernd zuckte die Schultern.
    »Doch, kann er, siehste doch.«
    Zum ersten Mal sah er sich um. Zuerst hatte er gedacht, dass es ein Keller war, in den sie gestürzt waren. Nun stellte er fest, dass es sich lediglich um eine an den Seitenwänden mit Holz ausgeschalte Kammer handelte, etwas länger als seine knapp 1,50 m, doch recht tief. Auch wenn er sich streckte, konnte er den oberen Rand mit seinen Finger spitzen nicht erreichen. Bernd ließ die Arme sinken. Wolf gang hatte ihn derweil nicht aus den Augen gelassen.
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte er.
    »Wir warten.« Bernd versuchte, unbekümmert zu klin gen. »Man wird nach uns suchen.«
    »Und wenn nicht?«
    Bei diesen Worten krampfte sich Bernds Magen zusam men. Warte, warte nur ein Weilchen, sang es in seinem Kopf, dann kommt Haarmann auch zu dir …
    »Sie werden uns suchen«, bekräftigte er. Seine Stimme zitterte ganz leicht, er schluckte. »Ganz bestimmt.«
    Wolfgang

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