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Die verlorene Geschichte: Roman (German Edition)

Die verlorene Geschichte: Roman (German Edition)

Titel: Die verlorene Geschichte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Martin
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schaute nachdenklich auf den Auszug, »das habe ich nicht. Es ist … Es ist alles nicht so leicht, weißt du …« Dann fügte sie leise hinzu: »Ich habe mich übrigens entschieden, bald nach Deutschland zu fliegen.«
    John blieb reglos sitzen.
    »Du? Nach Deutschland? Nach so langer Zeit? Du bist fünfundachtzig, Mum.«
    »Ich weiß selbst, wie alt ich bin.« Claire hob den Kopf. »Ich muss … Ich muss dort noch etwas erledigen.«
    In meinem Alter darf ich die Dinge nicht länger aufschieben, nicht wahr? Die Zeit ist gekommen.

Z weites Kapitel
    Deutschland, bei Bad Kreuznach
    Die nächste Kurve nahm Lea viel zu schnell. Mit knirschenden Reifen schoss der kleine Polo hinüber auf den Seitenstreifen, schleuderte und schlitterte über den Kies, während sie verzweifelt gegenlenkte. In rasender Geschwindigkeit näherte sich der steile Abhang, dahinter folgten nur noch Weinstöcke, Reihen um Reihen von Weinstöcken. Lea trat auf die Bremse, bis sie glaubte, ihr Fuß müsse durch den Boden brechen. Der Wagen scherte zur Seite aus, rutschte noch einige Meter weiter und kam endlich zu einem abrupten Halt. Lea schleuderte nach vorne. Kurz war ihr, als setze ihr Herz aus, bevor es nur noch lauter und schneller weiterhämmerte und kaum noch Luft durch die auf einmal zu enge Kehle dringen wollte. Als sie den nächsten Atemzug nahm, explodierte dieser fast in ihrer Lunge. Wie erstarrt blieb sie sitzen, dann kreuzte sie die Arme vor sich auf dem Lenkrad und presste die Stirn darauf. Ihre Haut glühte. In schnellen, kurzen Stößen konnte sie den eigenen Atem hören, ganz so, als sei sie eben noch gerannt. Ihr Mund war staubtrocken. Von einem Moment auf den anderen zitterte sie. Gleich, das wusste sie, würde sie zu weinen beginnen, dabei hatte sie doch nicht weinen wollen. Lea presste den Rücken gegen den Sitz, legte den Kopf gegen die Kopfstütze und schloss die Augen.
    Ich hätte tot sein können.
    Sie würgte.
    Ich hätte tot sein können.
    Die erste Träne rann über ihre linke Wange. Leas Unterlippe bebte, als sie gegen das Weinen ankämpfte. Sie hatte die Kurve viel zu schnell genommen, und das nur, weil sie mit den Gedanken woanders gewesen war. Bei Marc, der ihr an diesem Morgen unmissverständlich zu ver stehen gegeben hatte, dass ihr Lebensplan nicht der seine war.
    Ab heute würden sie getrennte Wege gehen. Es ist aus und vorbei. Ich will keinen Nachwuchs, hatte er gesagt, und ich lasse mich damit auch nicht erpressen.
    Vorbei. Kein gemeinsames Kind.
    Die Worte waren nicht überraschend gekommen. Es war nicht das erste Mal, dass sie beide sich über das Thema gestritten hatten. Es war auch nicht das erste Mal, dass Lea sich eingestehen musste, wie wenig sie gemein hatten. Und das nach sieben Jahren.
    Sie schluckte, doch trotz aller Mühe konnte sie die Tränen nicht mehr zurückhalten. Natürlich hatte sie angenommen, dass Marc anders auf den positiven Test re agieren würde, nicht so kalt, nicht so geschäftsmäßig. Und sie hatte dagestanden mit diesem dämlichen Lächeln auf dem Gesicht, während er den Test in ihrer Hand ange starrt hatte, als halte sie etwas Unappetitliches zwischen den Fingern.
    Das kann doch nicht dein Ernst sein, hatte er gesagt, du arbeitest in einem Café, Lea. Du hattest noch nie eine ordentliche Arbeitsstelle, du hast nach deinem Studium nichts zustande gebracht, noch nie eine wirklich wich tige Entscheidung getroffen. Was willst ausgerechnet du mit einem Kind?
    Es ist auch dein Kind, hatte sie unsicher aufbegehrt, und die beiden Striche, die sie früher am Morgen in einen Freudentaumel versetzt hatten, hatten mit einem Mal ihren Zauber verloren.
    Ärgerlich fuhr Lea sich mit dem Ärmel ihrer hellen Bluse über die Augen. Heute Morgen, als sie mit dem zaghaft heller werdenden Himmel Marcs Haus verlassen hatte, hatte sie nicht geweint. Da war sie stark gewesen – und stolz darauf.
    Sie setzte sich gerader auf.
    Verdammt, jetzt lief auch noch ihre Nase. Und den Schluckauf spürte sie auch schon.
    Lea hasste das. Sie fühlte sich dann wie ein kleines, hilf loses Kind. Tränenblind suchte sie in ihrer Tasche nach Taschentüchern, fand eines und schnäuzte sich heftig, bevor sie es zusammenknüllte und zurück in die Tasche pfefferte. Plötzlich war es ihr zu eng im Auto. Die Luft war schrecklich stickig. Sie betätigte den Türöffner, stieß ungehalten gegen die Tür, als diese sich nicht gleich öffnen wollte, und stieg mit weichen Knien aus.
    Die Kälte biss an ihrer Haut. Lea stapfte

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