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Die Verlorenen

Die Verlorenen

Titel: Die Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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jener einen Nacht Es war von oben gekommen, und es wiederholte sich. Andere Geräusche gesellten sich hinzu, von denen Agamemnon wußte, was sie zu bedeuten hatten. Dennoch - die Vorstellung war so ungeheuerlich, daß er sie nicht einmal akzeptiert hätte, wenn er bereit gewesen wäre, daran zu glauben.
    Lautlos wie ein Schatten eilte er die breite Treppe empor. Oben verharrte er, lauschte, orientierte sich. Die Tür ausfindig zu machen, hinter der die Geräusche laut wurden, war nicht schwierig. Dazu ging das Treiben dahinter mittlerweile schon viel zu lautstark vonstatten.
    Agamemnon legte die Hand auf die Klinke, holte noch einmal tief Luft und drückte die Tür dann einen Spaltbreit auf, gerade weit genug, um mit einem Auge hindurchspähen zu können.
    Er unterdrückte den reflexhaften Impuls, zurückzuweichen, zwang sich dazu, weiter in den Raum hineinzusehen.
    Er erkannte Semiramis. Nackt lag sie auf einem breiten Bett. Und über ihr - Insgeheim hatte Agamemnon damit gerechnet, sie mit einem der La Fore-Brüder vorzufinden, vielleicht auch mit allen dreien - - doch es war Jacques La Fore selbst, der nackt über ihr lag ... mit dem geöffneten Mund an Semiramis' Hals! Die beiden dornenspitzen Eckzähne in ihre kaffeebraune Haut gegraben!
    Agamemnon taumelte die Treppe hinab, als würde er die Stufen hinunter geprügelt. Schwankend wie ein Betrunkener torkelte er durch die Nacht, zurück zu den Sklavenhütten. Erst dort angekommen, lichtete sich der Orkan seiner Gedanken, ein wenig zumindest. Einer kristallisierte sich heraus, gewann an Macht, bis kein anderer neben ihm mehr Bestand hatte.
    Es war der Gedanke an - Flucht.
    *
    »Währenddessen nahmen die Dinge auch drüben in New Orleans ihren Lauf«, erzählte der alte Zefrem weiter ...
    Die Yankees hatten New Orleans bereits 1862 von der See her eingenommen. Indem sie die Hafenstadt kontrollierten und die südliche Küstenlinie von der Kriegsmarine blockieren ließen, konnten sie sowohl den Export von Baumwolle und anderen Dingen als auch den Import vor allem von Waffen und Munition, den sich die Rebellen von Europa erhofft hatten, lahmlegen. Der Süden hungerte und blutete förmlich aus.
    In New Orleans selbst jedoch änderte sich durch die Präsenz der Besatzungsmacht kaum etwas. Da die Unionstruppen vor Ort ver-sorgt werden mußten, kam auch die Bevölkerung der Stadt nicht zu kurz, weil jeder irgend jemanden kannte, der irgendwelche Beziehungen zu den Nordstaatlern unterhielt. Und am damals noch stark französisch geprägtem Lebensstil (New Orleans war seinerzeit von Franzosen gegründet worden) fand auch der Feind rasch Gefallen, so daß er auch fürderhin gepflegt wurde.
    Die geheimen Herrscher von New Orleans indes nahmen von der Besetzung ihrer Stadt durch den Norden nicht einmal wirklich Notiz, denn die tatsächliche Gewalt konnte keine Armee der Welt übernehmen, wenn sie es nicht wollten.
    Es kümmerte die wahren Herren nicht, welcher Gesinnung die Menschen waren, derer sie sich bedienten, um ein in ihrem dunklen Sinne zufriedenes Dasein zu führen. Und da niemand von ihrem abseitigen Tun und Treiben wußte - niemand zumindest, der noch in der Lage oder auch nur willens gewesen wäre, sein Wissen weiterzugeben -, konnten sie es fortführen wie ehedem.
    Vielleicht kam ihnen auch ihre geringe Zahl zugute. Die Angehörigen der Alten Rasse, wie sie sich selbst nannten, waren in New Orleans an den Fingern zweier Hände abzuzählen. Der erste von ihnen, ein französischer Adliger, war kurz nach der Gründung der Stadt im Jahre 1718 in den Stand der Unsterblichkeit erhoben worden, und hernach durften zehn Kinder den Keim endlosen Lebens mit seinem Blute trinken.
    Um ihre Zahl zu mehren, reichte die Zeit jedoch nicht mehr. Denn das Unheiligtum der Vampire, das sie den Lilienkelch hießen, verschwand auf unerklärliche Weise, kaum daß New Orleans das zehnte Jahr der Gründung begehen konnte.
    Doch nur aus dem Kelch konnte neues Leben für die Alte Rasse fließen. Der Hüter, dessen Name und Gesicht kein Vampir kannte, reiste mit dem Artefakt um die Welt und besuchte die Sippen, auf daß deren Führer ihr Blut in den Lilienkelch gaben und geraubte Menschenkinder die Ewigkeit daraus empfingen.
    So blieb dem uralten Volk, das der eigenen Legende nach die Menschheit seit Anbeginn aus dem Dunkel heraus regierte, echter Nachwuchs fortan versagt. Und die »Lebenden« mußten Vorsicht in noch stärkerem Maße lernen, wollten sie ihre Herrschaft und ihren Anspruch auf

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