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Die Verlorenen

Die Verlorenen

Titel: Die Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Ewigkeit nicht leichtfertig aufs Spiel setzen. Denn mochten sie auch unsterblich sein - der Tod verschmähte sie dennoch nicht, wenn sie sich seiner Sense unbedacht in den Weg stellten.
    So war also auch vampirisches Leben nicht frei von Gefahren und Schwierigkeiten. Und allen Regeln und Gesetzen zum Trotz, die im Laufe von Jahrtausenden entstanden waren und die das Leben der Alten Rasse ordneten, erwuchsen ihr mitunter die ärgsten Probleme aus den eigenen Reihen. Stets dann, wenn einzelne den tarnenden Mantel der Heimlichkeit abstreiften und offen zur Schau stellten, wes finsteren Geistes Kind sie wirklich waren .
    Geromes Seufzen wehte in die Nacht hinaus.
    Die schlanken Hände auf das schmiedeeiserne Balkongeländer gestützt, sah er hinab auf die Straßen des Vieux Carre. Weder der Nebel, in den sich der eigentlich in Sichtweite gelegene Mississippi hüllte, noch der Regen wirkten sich auf das Treiben in den Straßen und Gassen zu den Füßen des Vampirs aus. Temperamentvolle Ca-jun-Musik drang allerorten aus den Tavernen und belebte die Nacht und die Menschen gleichermaßen.
    Gerome versuchte sich am Widerhall des Pochens, das dort unten in Hunderten von Adern klang, zu berauschen. Vergebens. Nichts konnte ihn die Schwere jener Bürde, die in diesen Tagen auf seinen Schultern lastete, vergessen lassen. Er mußte sich selbst davon befreien; es war seine Pflicht als Blutvater der New Orleans-Sippe. Doch er konnte es nicht - nicht ohne den Kodex der Alten Rasse zu brechen .
    Oder »heiligte« der Zweck die Mittel in einem solchen Fall?
    Gerome wußte es nicht.
    Und so wartete er auf jenen, der es ihm vielleicht sagen konnte .
    Gerome verließ den Balkon und ging durch das prunkvoll ausstaffierte Zimmer, dessen Nutzung allein ihm vorbehalten war. Dem leblosen Körper des Kreolenmädchens, das mit verdrehtem Hals auf den seidigen Laken des Bettes lag, gönnte er nicht mehr als einen flüchtigen Blick, in dem Ärger aufblitzte.
    Nicht einmal sie hatte ihn für eine Weile abzulenken vermocht .
    Auf der Galerie jenseits der Tür blieb er stehen.
    Unten in der Schenke florierte das Geschäft. Männer jeden Alters und aus allen Schichten der Gesellschaft amüsierten sich mit Mädchen, die allesamt derselben Branche angehörten. Das schrille Lachen der Huren mengte sich mit dem Klirren der Gläser und den rauhen Stimmen der Freier.
    Auf Höhe der Galerie, die den Schankraum als Geviert umlief, hing Tabaksqualm wie eine dicke Wolkendecke am spätwinterlichen Himmel. Rings um Gerome her drückten sich Pärchen gegen das Geländer und die Wände, darauf wartend, daß eines der Separees frei wurde. Währenddessen gaben sie sich schon hier draußen dem Vorspiel hin.
    Gerome haßte die plumpe und ruppige Art, in der die geilen Kerle die Weiber betatschten. Sie hatten weder Kultur noch Lebensart, wußten offensichtlich nicht, daß der Genuß jener vermeintlich höchsten Lust schal schmecken konnte im Vergleich zu dem, was man ihm vorausschicken konnte - wenn man sich darauf verstand.
    Doch es mußte den Vampir nicht kümmern. Im Gegenteil, je kürzer der Weg, den die Freier zum Gipfel der Leidenschaft wählten, desto größer war sein Profit - weil seine»Kapazitäten« schneller frei wurden .
    Gerome ließ den Blick seiner strahlend blauen Augen ein weiteres Mal schweifen. Ein abfälliges Lächeln brachte für zwei, drei Sekunden etwas Dämonisches in seine engelhaften Züge.
    Kein anderes Bordell in New Orleans konnte sich eines solchen Zuspruchs erfreuen wie das seine. Weil es keinen Wunsch gab, der abartig genug war, um hier nicht in Erfüllung zu gehen. Daß die Freier das Blut der Mädchen nicht wirklich in Wallung zu setzen vermochten, schien sie nicht zu kümmern. Und daß die Blässe ihrer Haut nicht Zeichen von Vornehmheit war, ahnte niemand .
    »Nekrophile Bastarde«, grinste Gerome. Im gleichen Zuge winkte er einem Kerl zu, der überzeugt war, zu den wichtigen Männern dieser Stadt zu zählen. Der Vampir hatte Mühe, sein Lächeln im Zaum zu halten.
    »Guillaume machte wieder von sich reden.«
    Der Sippenführer zuckte kaum merklich zusammen, als er von hinten angesprochen wurde. Beherrscht langsam wandte er sich um. Ein Echo der Sorge, die in ihm nagte und fraß, schien auf dem Gesicht seines Gegenübers zu liegen.
    »Dieser Narr«, knurrte Gerome.
    Gilles nickte nur.
    »Wo?« fragte das Oberhaupt.
    »Auf Resolute, wie man hört«, antwortete der andere Vampir.
    »Guillaume wird immer dreister. Die Plantage liegt

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