Die verratene Nacht
Wechsel. Und seither hatte er viel zu viel Energie drauf verwendet, herauszufinden, wer er war, warum er wieder auferstanden und verändert worden war, um daran zu denken, das Leben mit jemandem zu teilen. Und dann hatte es die zwei, drei Jahre gegeben, als die einzige Frau in seinen Gedanken Sage war, aus der Ferne angebetet, so wie sie war.
„Aber du musst Kinder haben.“
Ein trockenes Lächeln verzog seine Lippen. „Nein, ich kann nicht behaupten, ich hätte welche. Aber nicht, weil ich es nicht immer wieder probiert hätte“, fügte er mit einem ausgewachsenen Grinsen hinzu.
„Was?“, rief sie aus. Sie klang ehrlich entsetzt und rutschte tatsächlich etwas von ihm weg.
„Ich mache Witze. Wirklich, ich mache Witze“, sagte er mit Nachdruck. „Ich habe Acht gegeben, dass so etwas nicht passiert ist.“
„Manche Leute würden das für moralisch verwerflich halten“, sagte Selena einen Augenblick später, als sie offensichtlich beschlossen hatte ihm zu glauben.
„Was sagst du dazu?“, fragte er und strich ihr eine Haarlocke aus dem Gesicht, strich sie nach oben und hinten, ihr über den Kopf.
„Ich sage, dass Eltern sein ist schwer genug, wenn du es mit jemandem machst, den du liebst, wenn du dazu bereit bist. Aber es ist noch schwerer, wenn das nicht der Fall ist. Also plädiere ich nicht dafür, dass Leute Babys bekommen, nur um die Welt zu bevölkern. Meine Ansicht mag nicht die beliebteste sein, aber so ist das halt.“ Sie zuckte die Achseln. „Das ist eine andere Sache, wo ich warum gefragt habe – warum ich nur Sammy habe.“
„Das war nicht deine Entscheidung?“
Selena schüttelte den Kopf und diese Haarlocke fiel wieder runter. Sie schob sie weg, ließ dann ihre Finger sanft an seiner Brust streicheln. „Ich war fünf Mal schwanger, vielleicht öfter.“
„Aber ... irgendwel–“, fing er an, verstummte dann. „ Fünf ?“
Ihr Mund wurde ein wenig schmal um die Mundwinkel. „Mindestens drei Fehlgeburten. Ein kleines Mädchen starb sehr früh und natürlich Sam.“
„Oh ... Selena“, sagte er, seine Stimme leise. „Es tut mir so Leid.“
Sie nickte, das Gesicht seitwärts geneigt, in dem wenigen Licht hielten ihre Augen seine fest. „Mir auch. Aber ... es ist schon lange her, das Letzte. Und offenbar ... nun, aus welchem Grund auch immer ist Sam mein einziges, überlebendes Kind. Ich habe aber immer noch ein Baby gewollt. Also...“ Ihre Stimme wurde leiser. „Wenn es wieder passieren sollte, selbst in meinem Alter jetzt noch, wäre ich glücklich.“
Theos Hirn zersplitterte da in kleine Stücke von Schock, Panik, Neugier und Wärme. Und eine große Frage: Wie fühlte er sich dabei?
Aber wie sie es so oft zu tun pflegte, schien Selena sein Dilemma zu verstehen. „Auch wenn du ein echter Hengst bist ... und das bist du ganz eindeutig“, fügte sie mit einem vielsagenden Lächeln zu, „mach dir keine Sorgen, dass ich dich benutze, um mir ein Kind machen zu lassen. Das tue ich ganz sicher nicht.“
„Darüber habe ich mir keine Sorgen gemacht“, unterbrach er sie. „Ich, tja ... nun, Vater zu werden ist nichts, was ich auf die leichte Schulter nehmen würde. Vor allem würde ich erst einmal verheiratet sein wollen mit einer Frau, von der ich weiß, dass ich mit ihr für den Rest meines Lebens zusammen sein will. Was auch der Grund ist, warum ich so sauer war, dass ich nicht vorbereitet war – selbst als ich das hätte sein sollen.“
Selena seufzte. „Ich wünschte, Sammy ginge das auch so. Ich weiß nicht, ob er und Jennifer Sex haben, aber – nun, was denkst du denn? Wie stehen die Chancen?“
„Uhm, ziemlich gut. Ich denke, die verräumen gerade Bücherregale“, erwiderte er mit einem Grinsen bei dem Euphemismus. „Ein fast siebzehnjähriger Junge und ein Mädel, das aussieht wie Jennifer? Das ist gelaufen. Sorry“, fügte er hinzu, als sie ihn missvergnügt anschaute.
„Ugh“, erwiderte Selena. „Das ist keine Vorstellung, die ich in meinem Kopf feststecken haben möchte.“
„Dann lass mich dich auf andere Gedanken bringen“, sagte Theo und streckte die Arme nach ihr aus.
Sie rutschte mit einer Willigkeit zu ihm her, die ihn wieder anheizte.
Dieses Mal war alles lang und langsam und gemächlich. Körper glitt an Körper entlang, hielt inne, um zu sehen, wie sie zueinander passten, schauten sich an, wie die unterschiedlichen Farben ihrer Haut sich in dem etwas trüben Licht aneinanderfügten, das Gefühl von Haar-bewehrten Körpergliedern
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