Die verratene Nacht
allzu lüstern anzustarren, aber es war schwer, das nicht zu tun. Sie sah einfach so gut aus, so lässig und warm und feminin, mit ihrem dunklen Haar lang und offen, und in einem T-Shirt mit tiefem V-Ausschnitt, das vorne Knöpfe hatte. Unter ihren graubraunen Shorts waren ihre Beine nackt, lang und golden, und oh je oh je , sie trug etwas um ihren Knöchel. Eine geflochtene Kordel mit kleinen Perlen daran, tief und gut locker hing sie gerade über der Kurve ihres Knöchels. Gerade lose genug, dass er noch seinen kleinen Finger drunter kriegen könnte, um ihn an der zarten Haut ihres Fußes entlang gleiten zu lassen.
Was auch immer er da hätte sagen können, wurde unterbrochen, als sie Sam einen strengen Blick zuwarf und Zeichen in Richtung Treppenhaus machte. Anscheinend war sie gerade nicht in der Stimmung von dieser Unterredung mit ihm abgelenkt zu werden.
„Bis dann“, rief Sam und schlurfte davon.
Theo sah ihnen zu, wie sie gingen, und versuchte ein unangenehmes Gefühl zu unterdrücken, dass höher und stärker hochblubberte, als ihm lieb war. Jetzt konnte er nicht mit Selena reden, aber vielleicht etwas später, wenn sie eine stille Minute fanden.
Anstatt sich um etwas Sorgen zu machen, woran er im Moment nichts ändern konnte, schnappte er sich einen Löffel voll Eier und wandte sich dem Computer zu. Jetzt da er die Wahrheit über Brad Blizek wusste, musste er sich in das System hinein eingraben und alle Daten finden, die Brad dort versteckt hatte. Er fragte sich, ob es noch weitere Hinweise in seiner Videobotschaft gab, außer der Erwähnung von Truth.
Lou. Ich könnte dich echt gut gebrauchen!
Die Antwort seines Bruders kam fast augenblicklich retour, total überheblich. Wusste, du kommst ohne mich nicht klar. Ich bin fast da, Brüderchen.
Theo lächelte und schickte ein Vollidiot zurück. Dann ein Beweg deinen müden Arsch . Er öffnete seinen Geist und erfühlte Lous Richtung und stimmte zu: er war in der Tat fast hier. Morgen vielleicht. Willst du auch ganz sicher nicht, dass ich dich holen komme?
Der Vollidiot kam ebenso schnell retour, wie Theo seinen losgeschickt hatte und er schmunzelte, bevor er sich wieder an das ihm vorliegende Computerproblem setzte. Zwei Hirne waren ganz sicher besser als eines. Theo mochte im Allgemeinen der bessere Hacker sein, aber Lou war einfach schlauer in anderen Dingen ... nicht dass Theo das vor ihm je zugegeben hätte.
Er saß und arbeitete noch etwas daran, konzentrierte sich auf das Problem, noch tiefer in die Eingeweide des Computersystems hinein zu gelangen. Dann beschloss er eine Pause einzulegen und ein bisschen zu flippern. Er hatte neulich das Star Treck Spiel per Reboot zum Laufen gebracht und es hatte wunderbar funktioniert, auch wenn der Plunger ein paar Mal feststeckte. Heute, als Hommage an seinen Traum gewissermaßen, steckte er Aragorn und Legolas ans Netz und wartete darauf, dass die Lichter nach dem Reboot wieder zu leuchten anfingen.
Die Lichter.
Die in schneller Folge blinkenden Lichter.
Ein Prickeln überkam ihn überall und Theo lehnte sich weiter vor, schaute sich das Spiel und seine Glocken und Schlagtürme und Lichter an.
Was hatte Selena gesagt? Zombies mögen Lichter, die so blinken, nicht. Es scheint sie zu verwirren.
Und dann hatte er eine Idee.
~*~
Schon in dem Moment, als sie die kreisenden Falken in der Ferne erblickte, hatte Selena ein schlechtes Gefühl.
Sie war immer noch bestürzt und durcheinander von ihrem Gespräch mit Sam von etwas früher heute, das nicht so gut gelaufen war, wie sie gehofft hatte. Und jetzt, mit seinen zornigen Worten, die ihr immer noch im Kopf herumschwirrten, brachte sie einen Korb voller Gemüse von Franks Garten nach Yellow Mountain, auch zusammen mit dem in Tücher eingewickelten Leichnam von Robert für Cath, die den Mann für seine Familie einäschern würde.
Sam war eigentlich der, der es hätte tun sollen, aber er war mitten im Aufzäumen von Thelma und Louise davon gestürmt, als Selena noch einmal mit ihm zu reden versucht hatte – um die Wogen etwas zu glätten. Er redete immer noch nicht mit ihr und Selena beschloss, dass ein Ortswechsel ihr guttun würde. Sie dachte auch, dass sie vielleicht die Chance hätte mit Jennifer zu reden, wenn sie erst mal in der Siedlung war.
Neben all diesen anderen Turbulenzen versuchte sie aus einer Reihe von Gründen nicht an die vergangene Nacht zu denken – darunter nicht zuletzt der, wie gut es sich angefühlt hatte neben einem Mann
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