Die verratene Nacht
ausmacht, dass du mit meinem Körper spielst oder umgekehrt ... aber du hast diese fixe Idee von mir und davon, wie alt ich bin – oder wie alt ich aussehe – und ich denke, du hältst das hier für eine vorübergehende Sache. Vielleicht ist es das, aber ich bin mir nicht sicher wie vorübergehend vorübergehend ist. Also habe ich beschlossen, mich etwas rar zu machen, ein paar Dinge hier zu erledigen, vielleicht dich und Sam und Vonnie besser kennenzulernen, so dass – was immer das zwischen uns nun ist – es nicht nur körperlich ist. Denn Selena, ich habe es dir neulich gesagt ... ich kann nicht aufhören, an dich zu denken. Und ich meine nicht nur deinen Körper, der sich mit meinem in den Laken wälzt. Und all die Dinge, die du damit anstellen kannst.“ Sein Lächeln blitzte in der vielfarbigen Welt da auf. „Ich habe Kratzer an meinem Rücken – und ob du es glaubst oder nicht, die stammen nicht von den Ganga neulich Nacht.“
Jetzt explodierte Selena das Gesicht heiß und rot, und sie war froh, dass es zu dunkel war für ihn, das zu erkennen. „Tut mir Leid.“
Sein Lachen klang etwas forciert. „Keine Entschuldigung nötig, glaub mir. Ich kann nicht abwarten zu sehen, was du tun kannst, wenn ich dich erst einmal richtig kennengelernt habe ... und was du magst.“
Oh, Gott. Das Herz hämmerte ihr wild in der Brust und ihr gesamter Körper schien plötzlich zu erwachen. Was du magst.
„Ok“, erwiderte sie. Wie im Nebel. Verwirrt. Und mit absolut butterweichen Knien. „Wenn es das ist, was du willst.“
„Was ich will“, sagte er, auf einmal sehr ernst und sehr stark, „ist, dass du mir genug vertraust, um mit mir zu reden wie heute Abend. Dass du mir erlaubst, dich zu verstehen. Und dann können wir alle möglichen Arten von Spaß haben.“
Genau. Sie war sich nicht sicher, ob das möglich war ... aber, dachte sie, während sie stolperte, als sie sich gerade wegdrehte, sie kam immer näher an den Punkt, wo sie es auf einen Versuch ankommen lassen würde.
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ZEHN
Das Problem mit einer kalten Dusche war, dass die betäubende Wirkung nur so lange anhielt wie die Dusche selbst.
Wenn ein Kerl da nun rausstieg und sein Verstand wieder an den Ort zurückwanderte, wo er vorher gewesen war und der ihn erst in die kalte Dusche getrieben hatte, war er am Arsch. Und leider nicht an dem von jemand anderem.
Was der Grund war, warum sich Theo mit Haaren, von denen immer noch das eiskalte Wasser auf seine nackten Schultern runtertropfte, dabei wiederfand, wie er erneut die dunkle Treppe zu den Arkaden hochstapfte. Und das nur eine Stunde nach der Fahrt auf dem Riesenrad. Wenigstens konnte er sich etwas Produktivem zuwenden, anstatt schlaflos auf dem Bett unten auf der Hospizstation herumzurollen, das er immer noch benutzte.
Wieder am Computer, seine Finger in der vertrauten, tröstlichen Haltung auf der Tastatur, mitten unter dem Summen der Monitore und dem Sirren der Festplatten, checkte Theo seine Mail.
Nichts von Lou; aber das überraschte ihn nicht. Sie hatten im Laufe des Tages ein paar Mental-Übertragungen gehabt.
Dann schaute er sich Brads Video noch einmal an. Diesmal konzentrierte er sich auf die Umgebung, das Umfeld hinter ihm. Es war ganz eindeutig nicht hier auf Blizek Beach. Es sah eher wie ein simpler Büroraum aus, oder vielleicht auch ein Hotelzimmer, mit schlichten Wänden und ohne Möbel.
Er versuchte auf Geräusche im Hintergrund zu achten, indem er eine Sound-Mix-Software anwandte, um das Rauschen da im Hintergrund herauszufiltern und zu analysieren. Auch wenn er sich nicht ganz sicher war, was für einen Unterschied es machen würde, wenn er herausfand, wo Brad war. Es war nicht hier und es war vor fünfzig Jahren gewesen.
Und als er sich das Video noch ein weiteres Mal anhörte, ging ihm noch etwas auf. Brad sagte, „ich arbeite mit Truth, um Daten zu sammeln...“
Truth?
War es möglich, dass er Remington Truth meinte? Einer der Drahtzieher des Wechsels?
Wenn das der Fall war, dann hatte Remington Truth den Kult womöglich hintergangen und das war der Grund, warum sie auf der Suche nach ihm waren. Oder zumindest–
Ruuuu-uuuthhhhhh. Ruuu-uuuthh.
Er blickte nach draußen, schaute in die weite Dunkelheit und sah dort die Überbleibsel der Zerstörung, die fünfzig Jahre später immer noch existierten. Einen von Kratern übersäten Boden, nach oben gedrückte Erdhügel, die mittlerweile Gras und Bäume bedeckten, und – am eindrücklichsten von allem – die
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