Die verratene Nacht
sie weiterhin direkt an. Als ob er etwas sagen wollte. Schließlich sagte er. „Ich muss dich etwas fragen. Was ist passiert, als du mich wieder zum Leben erweckt hast? Ganz genau? Wie hast du das gemacht?“
„Nun, ich...“ Selena drehte sich ein wenig, setzte sich in ihrer Ecke der Bank etwas zurecht. Als sie damit fertig war, streckte er die Hand nach ihrem Schenkel aus und hob ihr Bein an, damit es dann quer über seinem Schoß lag, wo er erneut ihren Fuß festhielt.
Sie biss sich auf die Lippen. Wie viel sollte sie ihm erzählen? „Der Kristall, den ich getragen habe ... neulich Nacht.“
„Der, der gebrannt hat? Als du mit den Zombies unterwegs warst?“
Selena nickte. „Ich habe mit dem Kristall deinen ... ich habe ihn an das Auge von dem Drachen an deinem Rücken gelegt. Es ist ... was ist es denn eigentlich? Es war aus Metall oder so was. Du hast diesen großen ... Ruck getan und irgendwie bist du erzittert. Und dann hast du die Augen geöffnet.“
„Nun, das würde die Sache erklären“, murmelte er. „Du hast ihn nur an mich angelegt?“
„Ja. Es war wie ein Funke oder so was. Aber was ist das Ding da in dir drin?“
„Hm. Schau, Selena“, sagte er und machte es sich jetzt ebenfalls in seiner Ecke gemütlich, seine Knie zeigten zu ihm, stießen gegen ihr rechtes Knie. „Es gibt ein paar Dinge, die auch du nicht über mich weißt. Ich habe meine eigenen Geheimnisse.“
Sie wartete. Erwartete, dass er fortfahren würde. Aber das tat er nicht. Stattdessen massierte er ihr mit großer Hingabe den großen Zeh, als ob es das Wichtigste auf der Welt wäre. Ein wertvolles Juwel oder Metall, das er gerade rubbelte und polierte.
Theo schaute dann auf einmal hoch, mit einem verlegenen Lächeln. „Das hier törnt mich richtig an“, sagte er. Und er schaute sie mit Augen an, die seine Worte bestätigten.
„Meinen Fuß zu reiben?“ Selena brachte noch ein kleines Glucksen zustande, aber es klang mehr wie ein lüsterner Atemzug. Diese Schmetterlinge schon wieder ...
Er lachte auch ein bisschen. „Ich weiß. Es ist ein bisschen strange. Aber ich denke, es kommt von dieser Fotoserie, die ich mal gesehen habe, vor langer Zeit, als ich so etwa im Alter von Sam war. Sehr empfänglich. Es war eine Reihe von Fotos von einem Pärchen, das miteinander schlief – auf den meisten davon nackt, klar. Aber richtig geschmackvoll, für die Art von Foto eben. Und das letzte Foto war eines, das nur ihre Füße zeigte. Elegant und feminin, mit den gleichen, glatten Kurven, wie eben der Rest von ihrem Körper auch. Die Zehennägel waren knallrot angemalt, wie deine, und schauten nur aus den weißen Bettlaken raus. Die Laken waren alle verknautscht und zerwühlt, und du hast gewusst, was da gerade abgelaufen ist ... und ein Fuß zeigte gerade nach oben und der andere zeigte leicht zur Seite. Ich weiß auch nicht. Es hat mich ... halt angemacht.“
Sie törnte es auch an, ihm zuzuhören, wie er das so erzählte.
Ihr Wägelchen war wieder ganz oben angelangt und sie spürte eine plötzliche Brise, als sie den Punkt passierten ... dann das hurzelpurzel Gefühl, als sie die Weiterfahrt nach unten wieder antraten. Es war etwas verwunderlich, dass sie so nervös war, wo das hier so eine schöne und sinnliche Fahrt war. Die Sonne war fast verschwunden und ein satter Mond war im Südosten erschienen. Die Welt nahm jetzt jede gedämpfte Farbe an, bis hin zu jeder Schattierung von Blaugrau, gesprenkelt mit Schatten.
„Das kleine Metallding in meinem Rücken ist das, was man einen integrierten Schaltkreis nennt. Oder englisch kurz IC“, sagte er schließlich. „Er wurde meinem Körper eingepflanzt während ... während einer ungeheuren Explosion unter der Erde.“
Selena sagte nichts. Sie wartete nur ab, bis er weitersprach.
„Es ist in meiner Haut verheilt und hat sich irgendwie mit meinem Körper kurzgeschlossen ... und es hat mich verändert.“ Er hatte aufgehört ihr den Fuß zu reiben und hielt ihn jetzt nur noch in den warmen Händen, umfasste mit der Hand ihre Ferse und ihren Fußballen. „Ich weiß nicht warum oder wie, aber der Schaltkreis hat mir diese Fähigkeit verliehen, wenn ich will, elektrischen Strom zu erzeugen.“
Sie blinzelte, starrte ihn an. Die Sonne war so tief gesunken, dass sie seine Gesichtszüge nicht mehr wirklich erkennen konnte; sie konnte nicht erkennen, ob er es ernst meinte oder hier Witze riss. „Und...?“
„Und jetzt, seit ich wieder zum Leben erweckt wurde, scheine ich
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