Die verratene Nacht
fortführen ... aber etwas hielt sie davon ab. Das Licht über ihm war trübe und jetzt grün eingefärbt, aber sie konnte seine Körperhaltung erkennen: reserviert, beherrscht.
Das Rad brachte sie wieder nach unten und als sie den unteren Teil des Kreises umrundeten, begann es langsamer zu werden, die Brise flaute ab. Der Anschwung nach oben, von dem sie irgendwie begriff, dass es der letzte sein würde, nahm sich Zeit ... erklomm den Scheitel und die Lichter der Radspeichen versandten ihr vielfarbiges Leuchten ... dann schien es fast zu seufzen, als es unten zu einem Halt wie einzuschweben schien.
„Das war wirklich schön“, sagte sie. „Ich habe es genossen. Ich habe es genossen, mit dir zu reden. Ich habe niemanden sonst ... mit dem ich reden kann.“
„Das Vergnügen war ganz auf meiner Seite“, sprach er zu ihr und streckte die Hand aus, um die Tür zu entriegeln. Sein Tintenarm streifte den ihren, warm und stark, was sie auf einmal wieder an den Rest seines warmen, starken Körpers an ihrem erinnerte.
Als Selena aufstand, sah sie aus der neuen, veränderten Perspektive auf ein Bündel an Lichtern auf dem Reise-Rad und ihr fiel auf, dass sie wild flackerten: rot und grün und gelb, mit ein paar blauen. „Zombies mögen Lichter, die so blinken, nicht“, sagte sie ... und fragte sich dann, warum sie so dumm gewesen war, dieses heikle Thema aufs Tapet zu bringen.
Theo stieg nach ihr aus. „Das wusste ich nicht“, sagte er ganz sanft und sie fragte sich, ob es ihr gelingen würde zu flüchten, ohne diese Gesprächsrichtung einschlagen zu müssen – warum sie raus ging, was sie tat... „Haben sie Angst davor?“
Selena lief die Rampe runter, ihre Knie ein bisschen wackelig. „Es scheint sie zu verwirren. Ich gehe jetzt wieder zurück, Theo“, sagte sie, um allen weiteren Fragen vorzubeugen. „Danke dir.“
„Selena“, sagte er und verhinderte ihre Flucht. Sie drehte sich um. „Du gehst heute Nacht nicht da raus, oder?“
Sie schüttelte den Kopf. Sie war nicht so weit. Noch nicht. Nicht derart bald. „Nein. Ich bin seit neulich Nacht nicht draußen gewesen.“
„Ich weiß.“
Ein kleiner Schauer kitzelte sie. Hatte er sie beobachtet? Sie war sich nicht sicher, wie sie sich dabei fühlte, aber sie war nicht wirklich überrascht. „Du hast mein Wort“, sagte sie.
Und dann, anstatt sich umzudrehen und davonzugehen, wie sie es geplant hatte, bewegte sie sich auf ihn zu. „Theo“, sagte sie.
Er breitete die Arme aus und sie marschierte da hinein, und ihre Münder fanden einander mit Leichtigkeit. Der Kuss war heiß und wütend, ganz und gar nicht wie der zärtliche, kleine Kuss vom Reise-Rad. Seine Arme klebten ihr überall am Rücken, zogen sie an sich, wie Rinde an einem Baum, seine Hände glitten hinab, um ihren Hintern zu fassen.
Er roch gut und frisch, schmeckte ein bisschen salzig auf der Wange und am Kinn. Sein Haar war weiche Seide unter ihren Fingern und als er ihren Mund wieder an seinen zog, stießen ihre Zungen zu und glitten schnell und tief ineinander. Sie hatte die Hände an seinen Schultern, glitt damit über die Wölbung seines Bizeps und die Wärme seiner Haut unter den Ärmeln von seinem Hemd. Ihr Fuß fand seine Beine und glitt an dem muskulösen Schenkel entlang, brachte das Haar, das dort wuchs, gründlich durcheinander. Ja.
Die Welt war dunkel, heiß geworden, drehte sich gerade schnell genug. Sie war erwacht, schwoll an und wurde feucht, ihre Brüste angespannt und bereit, an sein Hemd gepresst.
Theo zerrte seinen Mund dann weg, seine Hände kamen auf ihren Hüften zu ruhen, wo sie sie festhielten, als er einen Schritt beiseite trat. Die Lichter vom Rad über ihnen sprenkelten sein Gesicht gelb, blau und rot, und sie konnte alles sehen: seine Lippen geöffnet, seine Augen dunkel und selbst seine Brust, die sich hob und senkte.
„Ich würde gerne eine ganze Menge mehr als das tun“, sagte er mit leiser Stimme, seine Augen dunkel und schwer auf ihr. „Aber ich halte das für keine gute Idee. Für eine Weile zumindest nicht. Bis ich es nicht mehr aushalte“, fügte er mit einem heftigen Ausatmen hinzu. „Ich denke nämlich, dass du mehr in mir sehen musst, als einen jungen Hengst, der dich mit seinem Körper spielen lässt.“
Selena keuchte auf – teils aus Entrüstung und teils, weil sie außer Atem war, und immer noch nicht ganz in der Jetzt-Zeit angelangt war. „Das ist nicht–“
„Wirklich?“ Er lachte etwas atemlos. „Nicht dass es mir etwas
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