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Die Verratenen

Die Verratenen

Titel: Die Verratenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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recht geben wollen.
    Ich lege vorsichtig meine Stirn gegen seine Schulter. »Du hast es auch schon gehört?«
    Er nickt. »Es ist entsetzlich.«
    »Und ist es offiziell bestätigt?«
    »Ja. Sie bringen die Leichen heute Abend zurück. Nur zwei allerdings. Curvellis Körper war nicht aufzufinden, den dürften die Täter mitgenommen haben.«
    Das Warum, das mir auf der Zunge liegt, schiebe ich schnell beiseite.
    Aureljo streicht mir übers Haar. »Es tut mir sehr leid wegen Lu«, flüstert er.
    Tränen, endlich. Der mittelblaue Stoff von Aureljos Hemd färbt sich an der Schulter dunkelblau.
    »Wir sollten kurzen Prozess mit ihnen machen.« Tudor, der schräg gegenüber sitzt, hat unser Gespräch mit angehört, was nicht verwunderlich ist, denn die anderen Gespräche am Tisch sind mittlerweile verstummt. Nun beugt Tudor sich vor und nimmt Aureljo ins Visier. »Die Prims müssen weg, jedenfalls aus der unmittelbaren Umgebung der Sphären und der Magnetbahnen. Wir haben uns ihre Angriffe lange genug gefallen lassen.«
    Obwohl ich Tudor nicht leiden kann, würde ich ihm gerne zustimmen. Wenn wir uns nicht beizeiten wehren, werden sie eines Tages einen Weg in die Sphären finden und uns im Schlaf die Kehlen durchschneiden. Manchmal bedeutet sich wehren auch, zuerst zuzuschlagen. Solange noch Zeit ist.
    Falsch ,sagt Grauko in meinem Kopf. Unzivilisiert . Unmenschlich .
    »Um auf eine solche Idee zu kommen, müsstest du nicht die Akademie absolvieren«, erwidert Aureljo. Seine Hand streicht über meinen Arm, immer und immer wieder, aber er ist nicht bei der Sache. Seine ganze Aufmerksamkeit richtet sich auf Tudor. »Das Problem beseitigen, indem man einfach draufhaut – so haben es schon die Höhlenmenschen gemacht. Schlechter Stil, der seit Jahrtausenden nur Katastrophen zur Folge hat.«
    Es wird eine lange Diskussion werden, wie jedes Mal, wenn Aureljo und Tudor sich in ein Thema verbeißen. Normalerweise würde ich mich einmischen, aber mir fehlt die Kraft. Ausreichend für Minenarbeiter, hat Grauko meine Rede genannt. Um unseren Tisch sitzen aber lauter Akademiestudenten, die mir jedes schwache Argument gnadenlos um die Ohren schlagen würden.
    Mein Blick wandert ganz automatisch zu Tafel 1, wie jedes Mal, wenn ich hier bin. Meine Augen brennen, aber die riesigen Zahlen und Buchstaben, die fast die gesamte gegenüberliegende Wand einnehmen, erkenne ich trotzdem. Ich entdecke meinen Namen sofort. Immer noch auf Platz 7. Gut. Aureljo führt die Reihung an, so wie wir es alle gewohnt sind, doch es scheint, als habe Tudor es geschafft, den Abstand zu verringern. Im vergangenen Jahr war er drei Wochen lang die Nummer 1 und niemand, der dabei gewesen ist, wird je seinen Wutanfall vergessen, als er erfuhr, dass er wieder auf die 2 zurückgefallen war.
    Auf Tafel 4 finde ich Lu, was mich einen Moment lang denken lässt, dass doch alles nur ein Irrtum ist. Nummer 78. Hinter ihr liegt Brit. Ich frage mich, ob sie sich freut, einen Platz aufzusteigen.
    In der Sekunde, als ich mich wieder umwenden will, treten drei Sentinel durch den Kuppeleingang. Einen davon kenne ich, er trägt die grüne Uniform der Quartierwachen und patrouilliert gelegentlich auf den Gängen zwischen den verschiedenen Wohnsektoren. Sein schütteres rotes Haar klebt an seinem Kopf, als wäre er verschwitzt. Der zweite Sentinel ist ein blauer, also ein Wissenschaftswächter, aber beim dritten suche ich vergeblich nach der farblichen Kennzeichnung an Kragen- und Ärmelaufschlägen. Alles an ihm ist grau: Hose, Hemd, Jacke. Kann es sein, dass er neu ist und noch keiner Einheit zugeordnet wurde? Nein. Dafür ist er zu alt, außerdem wirkt es, als würden die beiden anderen ihm folgen, nicht umgekehrt.
    Sie gehen an der Außenwand der Kuppel entlang und der Farblose zeigt nach oben, auf Tafel 1. Er spricht mit dem Sentinel der Quartierwache, dann geht er weiter zu Tafel 3, deutet wieder nach oben.
    Es geht bestimmt um die Toten. Erst um Curvelli, gereiht auf Platz 24, jetzt um Raman mit der 70. Haben sie es so eilig, die Namen entfernen zu lassen?
    »… stellt unser ganzes System infrage«, sagt Aureljo gerade. »Wir haben Gesetze.«
    Mit einer leichten Berührung lenke ich seine Aufmerksamkeit auf mich. »Siehst du den Sentinel unterhalb von Tafel 3?«
    »Ja. Warum?«
    »Zu welcher Staffel gehören die ohne Farbe? Kommando? Ich dachte immer, deren Kragen wären golden.«
    »Sind sie auch.« Sein Blick bleibt an den drei Männern hängen. »Du hast recht. Das ist

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