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Die Verratenen

Die Verratenen

Titel: Die Verratenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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unerfindlichen Gründen glaubt man, dass wir die Diebe sind.
    Aber etwas stört mich noch. Ich brauche ein wenig, bis ich es verstehe, die Betäubung, in die das Gelesene mich versetzt hat, ist so mächtig, dass sie meine Gedanken lähmt.
    Dann habe ich es: ein Zufall, der keiner sein kann. Die Schwarzdornen nehmen uns gefangen und die Schwarzdornen haben auch die Chronik? Dafür muss es eine Erklärung geben.
     
    Schritte auf der Treppe lassen mich vermuten, dass Sandor und seine Leute auf dem Weg zu uns sind. Ich nehme Flemings Salvator und lege ihn Aureljo in die Hand, dann gehe ich noch einmal zu Fleming.
    Es sind fünf. Nein, sechs, waren die Worte des farblosen Sentinel gewesen, damals in der Bibliothek, die Entgegnung auf Gorgias’ Frage nach den Verschwörern. Er hatte von Anfang an geplant, jemanden mit uns zu schicken. Aber warum? Nur, um einen Informanten zu haben, für den Fall, dass der Mord in der Magnetbahn schiefgeht? Oder sollte es ein erster Einsatz sein, eine Bewährungsprobe vor der Aufnahme in die Organisation, wie Flemings Kontaktmann es formuliert hat? In den alten Kriminalromanen, die ich gelesen habe, kamen oft Geheimdienste vor. Vielleicht gibt es so etwas Ähnliches auch beim Sphärenbund? Eine verborgene Organisation und Exekutoren?
    Ich versuche, mich zu erinnern, wie Fleming sich während der Fahrt in der Magnetbahn verhalten hat. Er hat mit keinem von uns gesprochen, glaube ich. Auf jeden Fall hat er niemanden gewarnt. Uns aber später medizinisch versorgt. Und an irgendeinem Punkt muss er beschlossen haben, uns zu schützen.
    Ist er deshalb getötet worden? Hat er sich den Sentineln in den Weg gestellt? Oder haben sie gedacht, er hätte sich uns angeschlossen, wäre Teil der Verschwörung geworden?
    Aber wenn es Sentinel waren, die Fleming das Messer zwischen die Rippen gestoßen haben – hätten sie dann nicht den Salvator mitgenommen, der uns so viel von dem verrät, was vorgefallen ist?
    Ja. Aber vielleicht sind sie durch Tommas Eintreffen gestört worden. Beinahe hätten sie zwei von uns auf einen Streich erwischt.
    Ein ersticktes Geräusch hinter mir. Auch Aureljo hat mit dem, was der Salvator enthüllt, nicht rechnen können. Dass die Sphären bereit sind, alles zu tun, um uns an einer Rückkehr zu hindern. Das wirft auf seinen Plan, sich in Vienna 2 zu schleichen, ein ganz neues Licht.
    Am liebsten würde ich Fleming schütteln. Hätte er doch mit uns gesprochen. Uns erklärt, was die Sphären uns vorwerfen. Keinen einzigen Hinweis hat er uns gegeben. In puncto Emotionskontrolle hat er mich spielend in die Tasche gesteckt.
    Und plötzlich ergibt auch die zweite Zeile der Nachricht auf meinem Salvator einen Sinn:
    … e … ss … n … o … hr … id … mi … ha … uc … err … e …
    Sie wissen, wo ihr seid. Fleming hat euch verraten.
    »Es ist Zeit.« Sandor steht neben mir, ich habe das Gefühl, er beobachtet jede meiner Regungen. Wenn er die aufeinandergepressten Zähne und die geballten Fäuste für einen Versuch hält, trotz Trauer Haltung zu bewahren, soll es mir nur recht sein.
    »Er war ein guter Mann«, höre ich ihn sagen. »Sogar einige der Noraner wollen am Feuer von ihm Abschied nehmen.«
    Beinahe hätte ich losgelacht. Kein guter Zeitpunkt, um mein Training zu vergessen. »Das hätte ihn gefreut, denke ich.«
    Sandor gibt seinen Männern ein Zeichen. Sie treten zu viert an die Bahre, heben sie hoch und tragen Fleming aus der Tür.
    Ich sehe ihnen nach, bis sie außer Sichtweite sind. Sie tragen einen Fremden.

33
    Das Feuer lodert hoch in den nächtlichen Himmel, streut Funken wie kleine Sternschnuppen in die Dunkelheit. Ich frage mich kurz, was für die Dornen wohl so wertlos ist, dass sie es für einen Liebling verbrennen, anstatt ihre Öfen damit zu füttern. Aber in Wahrheit interessiert es mich nicht.
    Unser Gepäck steht, verpackt in unsere Notfallsets, neben uns. In meinem ist nur ein wenig Kleidung, mein Papier und ein bisschen Proviant, den wir nicht brauchen werden. Der Weg, der vor uns liegt, ist kurz und er führt nach unten. Wieder an einen Ort ohne Sonne.
    Seit wir den Raum verlassen haben, in dem Fleming aufgebahrt war, rattern die Nachrichten seines Salvators durch meinen Kopf, immer und immer wieder. Vielleicht versteckt sich noch irgendeine Botschaft zwischen den Zeilen, die ich übersehen habe.
    Sollte Fleming nach dem Buch gesucht haben, dann habe ich davon nichts mitbekommen. Aber wer weiß, möglicherweise war ich ja selbst ganz in

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