Die verschollene Flotte 04 - Gearys Ehre
fragte Rione.
Sie konnte damit nur die Ichcahuipilli und die Rondelle mei-
nen, die sich nun von Oesidas Schlachtkreuzern Implacable
und Furious ebenso wie von den Syndiks entfernten. »Die haben den Befehl, sich in Sicherheit zu bringen, weil sich ein Großteil der befreiten Gefangenen an Bord befindet.«
»Das muss aber einige Überzeugungsarbeit gekostet haben, die beiden dazu zu bringen, diesen Befehl auszuführen.«
»Allerdings. Sie wollten nicht vor dem Kampf zurückwei-chen, und nicht mal die befreiten Verletzten waren dazu bereit.«
»Wir stellen Vektorveränderungen auf der Conqueror, der
Orion und der Majestic fest«, ließ Desjani ihn wissen. »Sieht ganz so aus, als würden sie sich endlich zur Titan und zur
Goblin zurückfallen lassen.«
Rione kam näher und fragte leise: »Können wir es zurück nach Hause schaffen, wenn wir die Witch und die Jinn retten, aber die Titan und die Goblin verlieren?«
»Wenn das passieren sollte, bleibt uns nichts anderes übrig«, erwiderte Geary und strahlte dabei eine Zuversicht aus, die er in Wahrheit gar nicht verspürte. Das ganze taktische Geschick der Galaxis würde ihm letztlich nicht weiterhelfen, wenn dieser Flotte die Brennstoffzellen ausgingen. Mit etwas Glück würde er noch entscheiden können, welche Schiffe er aufgeben musste, wenn es noch eine Hoffnung geben sollte, mit dem Rest der Flotte die Allianz zu erreichen.
Rione betrachtete ihn, als hätte sie seine Gedanken gelesen, und kehrte auf ihren Platz zurück.
Augenblicke später meldete sich Captain Desjani zu Wort, ohne den Blick von ihrem Display abzuwenden: »Ich frage mich, wie sich das wohl auf diesen Hilfsschiffen anfühlt, wenn man sieht, dass die Syndik-Flotte auf einen zurast. Vor allem in dem Bewusstsein, dass das eigene Schiff nur über bescheidene Antriebs- und Steuerfähigkeiten verfügt, und dass die Ver-teidigungsmöglichkeiten so beschränkt sind, dass man eigentlich gar nicht in der Lage ist, sich zu verteidigen.« Sie schaute Geary an. »Wir auf unseren Kriegsschiffen sehen auf die Hilfsschiffe und ihre Besatzungen herab, dabei erfordert es eine Menge Mut, um auf einem solchen Schiff in eine Schlacht zu ziehen.« Er nickte zustimmend. »Ich würde mich immer wieder für einen Schlachtkreuzer entscheiden«, fügte sie an,
»aber wenn wir zu Hause sind, haben diese Matrosen einige Drinks bei mir gut.«
»Wir könnten ein paar Kisten auf Kosten der Offiziersmesse der Dauntless rüberschicken Captain«, schlug Lieutenant Nicodeom vor. »Wir werden alle gern unseren Beitrag dazu leisten.«
»Gute Idee«, stimmte Desjani ihm zu. »Erinnern Sie mich daran, dass wir das machen, Lieutenant.«
Nach der lange dauernden und scheinbar langsamen An-näherung der Syndik-Verfolger gelangte die Konfrontation allmählich an den Punkt, an dem sich die Ereignisse mit atem-beraubender Geschwindigkeit abspielen würden. Selbst bei 0,1
Licht dauerte es seine Zeit, die immensen Entfernungen innerhalb eines typischen Sternensystems zurückzulegen. Aber sobald Schiffe, die mit dieser Geschwindigkeit unterwegs waren, sich ihrem Ziel näherten, musste man nur einmal blinzeln, und schon war alles an einem vorübergezogen. Die Sinne und das Reaktionsvermögen eines Menschen waren darauf ausgelegt, auf Dinge zu reagieren, die sich mit bestenfalls ein paar hundert Stundenkilometern von der Stelle bewegten, nicht aber auf Geschwindigkeiten, die in Tausenden von Kilometern pro Sekunde auszudrücken waren.
Geary atmete ein paar Mal tief durch, den Blick auf sein Display gerichtet. Die Unterformationen der Allianz-Flotte, die jeweils um ein bis zwei Divisionen Schlachtschiffe oder Schlachtkreuzer herum angeordnet waren, bildeten nach wie vor die Formation der >Großen Hässlichen Kugel<. Captain Cresidas Eskortflotte, die vier Schlachtschiffe, die übrigen Eskortschiffe sowie die Hilfsschiffe befanden sich nach wie vor unterhalb der Blase. Die abgeflachte Sphäre der Verlustflotte hing hinter den flüchtenden Hilfsschiffen im Raum; sie war im Verhältnis leicht nach oben geneigt, während sich die Allianz-Schiffe ein wenig nach unten bewegten.
Die Überraschung, die sie für die Syndiks in der Verlustflotte versteckt hatten, würde hoffentlich das Ungleichgewicht der beiden Streitmächte ein wenig ausgleichen, doch damit der Plan überhaupt Erfolg haben konnte, war es erforderlich, dass die Syndiks auf ihrem Kurs blieben und genau mitten durch die Verlustflotte hindurchflogen. Die verstreute Anordnung
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