Die Verschollene Flotte Der Hinterhalt
richten, um sicherzustellen, dass wir auch eine Antwort bekommen.«
»Noch ein Krieg?«, fragte Geary.
»Vielleicht, vielleicht auch nicht. Die Aliens scheinen direkte Konfrontationen zu scheuen.«
»Ganz im Gegensatz zu uns.«
»Richtig.« Duellos’ Lächeln hatte einen unangenehmen Zug an sich. »Möglicherweise sind sie deshalb bereits zur Tat geschritten, weil sie Angst bekommen haben.«
Noch sieben Stunden, bis der Sprungpunkt nach Varandal erreicht war. Gut sechs Stunden, bis die Flotte die Flugbahn des zweiten beschädigten Schweren Kreuzers der Syndiks überquerte, der von den letzten Salven der Intractable getroffen worden war. Geary schlenderte rastlos durch die Gänge der Dauntless . Er unterhielt sich hin und wieder mit Crewmitgliedern, während ihm die ganze Zeit über klar war, dass sich die Ereignisse auf entscheidende Weise zuspitzten. Ein erfolgreicher Verlauf der anstehenden Schlacht bei Varandal war der Schlüssel dafür, die Flotte und die Allianz zu retten, auch wenn die Rückkehr der Flotte ins Allianz-Gebiet an sich noch mit einigen Problemen behaftet war. Aber ohne den Sieg bei Varandal würde es keinen nächsten Schritt geben können. Also streifte er durch die längst vertrauten Korridore, unterhielt sich mit den Besatzungen der Höllenspeer-Batterien, mit Ingenieuren und Köchen, mit dem Verwaltungspersonal, den Spezialisten für alle Arten von Dingen und mit allen möglichen Personen, die die Dauntless zu einem lebenden Schiff machten.
Zum ersten Mal wurde ihm bewusst, dass ihn der Verlust der Dauntless genauso schmerzen würde wie der Verlust der Merlon , auch wenn er diesmal nicht der Captain war.
Er begab sich in die Tiefen des Schiffs und beriet sich mit seinen Vorfahren, die ihm diesmal nur wenig Trost spenden konnten. Könnten seine Vorfahren doch nur Raum und Zeit verdrehen, damit seine Flotte noch in diesem Moment in Varandal auftauchte, um sofort auf die Syndik-Reserveflotte loszugehen. Er wollte es jetzt entscheiden und jetzt beenden. Aber das Weltall war unermesslich groß, und bis zum Sprungpunkt nach Varandal benötigten sie immer noch über sechs Stunden, ganz zu schweigen von den nahezu vier Tagen im Sprungraum.
Schließlich hatte er auf seinem Spaziergang die Räumlichkeiten des Geheimdienstes erreicht. »Wo ist die Syndik-Befehlshaberin?«, fragte er.
»Auf dem Weg in die Arrestzelle, Sir«, antwortete Lieutenant Iger. »Captain Desjani begleitet sie dorthin.«
Etwas daran kam ihm seltsam vor. »Ist das etwas Ungewöhnliches?«
Iger nickte. »Oh ja, Sir.« Er sah in Richtung Verhörraum und verzog den Mund. »Wir lassen es nicht zu, dass unseren Gefangenen körperlicher Schaden zugefügt wird. Aber auf dem Weg zu den Zellen müssen sie die gleichen Gänge benutzen wie unsere Crew. Und die reagiert für gewöhnlich in der Form, dass sie den Gefangenen den Weg so unangenehm wie möglich macht.«
»Also ein Spießrutenlaufen.«
»Richtig, Sir«, bestätigte Iger. »Keine körperliche Gewalt, aber Bemerkungen und Gesten, und man bewirft sie mit Gegenständen, die sie nicht verletzen können, die aber zum Beispiel ihre Uniform beschmutzen. Die Marines haben zwar den Befehl, ihre Gefangenen zu beschützen, aber einige Dinge werden dennoch toleriert.«
Das war nur zu verständlich, immerhin bekam man den verhassten Gegner nur selten persönlich zu sehen. Geary blickte zu der Luke, durch die Desjani die Abteilung verlassen hatte. »Aber die Crew wird das nicht machen, wenn Captain Desjani die Gefangene begleitet?«
»Nein, Sir, das nehme ich nicht an.«
Wie seltsam. Eine höfliche Geste gegenüber dem Feind. Geary wartete eine Weile ab, dann bat er Desjani, ihn in seinem Quartier aufzusuchen, wenn sie Zeit fände. »Ich habe von Ihnen keine abschließende Einschätzung unserer Pläne erhalten«, begann er, als sie eintraf.
»Ich bitte um Verzeihung, Sir«, erwiderte Desjani. »Es ist das Beste, was wir in einer so schlechten Situation tun können. Das ist meine Einschätzung. Eine bessere Vorgehensweise kann ich mir nicht vorstellen.«
»Danke, das wollte ich nur wissen.« Nach einer kurzen Pause fügte er an: »Ich hörte, Sie haben die Syndik-Befehlshaberin zu ihrer Arrestzelle begleitet.«
Desjani reagierte mit einer völlig ausdruckslosen Miene. »Das ist richtig, Sir.«
»Schon seltsam, nicht wahr? Wenn wir eine Chance darauf haben, diesem Krieg ein Ende zu setzen, dann sind Offiziere wie diese Frau die Leute, mit denen wir uns verständigen müssen.
Weitere Kostenlose Bücher