Die verschollene Flotte: Die Wächter: Roman (German Edition)
einen Vogel mit all seinen Passagieren verlieren.«
»Wie viele Marines sind nötig, um so etwas zu vermeiden?«
»Was wir dann zusätzlich brauchen, ist jemand, der notfalls Eilreparaturen an den Shuttles erledigen kann, und jemand, der für die Sicherheit sorgt, wenn die Syndiks versuchen sollten, an Bord eines Shuttles zu gelangen, oder wenn die Menge unter Kontrolle gebracht werden muss. Das heißt: Pilot, Co-Pilot, Flugmechaniker und drei Marines für die Sicherheit. Also insgesamt sechs Leute pro Shuttle. Das ist das Minimum, das ich empfehlen würde, Admiral.«
Sechs pro Shuttle. Achtzig Shuttles. Vierhundertachtzig Marines. Ein paar Sekunden lang betrachtete Geary nachdenklich die Bilder. »Also gut. Ich denke, wir müssen es versuchen. Diese sechstausend Gefangenen zählen auf uns. Stellen Sie Ihren Plan zusammen. Ich sorge dafür, dass der dem Planeten zugewandte Teil der Flotte Ihnen Feuerschutz gibt, falls ein paar von den Syndik-Kriegsschiffen, die angeblich keine sind, auf die Idee kommen sollten, die Shuttles anzugreifen.«
Vom Orbit aus betrachtet zeigten Planeten ganz verschiedene Persönlichkeiten. Die alten Standards waren lebendige Planeten wie die Alte Erde, blau und weiß, mit verschiedenfarbigen Flächen, die die Landmassen darstellten. Geary wusste von einem Roten Planeten in der Nähe der Alten Erde, und er hatte unzählige Welten gesehen, deren Persönlichkeiten vom bunten Gasriesen bis hin zur kargen Oberfläche eines kleinen heißen Planeten reichten.
Die bewohnbare Welt im Simur-Sternensystem schien von einem Künstler angemalt worden zu sein, der nur über eine Auswahl an Brauntönen verfügt hatte. Selbst die kleinen Meere wirkten wie morastige Rostflecken. Die Sandwüsten am heißen Nordpol wiesen ein etwas helleres Terrakotta auf. Nahe dem Äquator waren ein paar grüne Flecken zu sehen, dies war jener schmale gemäßigte Streifen, in dem sich Bauernhöfe angesiedelt hatten, die sich dort verzweifelt festzuklammern schienen. Das Gefangenenlager befand sich ungefähr in der Mitte zwischen Äquator und Südpol. Die beim Bau in die Oberfläche geschnittenen Narben rings um das in einer weitläufigen und völlig kargen Ebene gelegene Lager wiesen alle nur erdenklichen Beigeschattierungen auf. Am kalten Südpol zeigte das Land einen schmutzigen Schokoladenton, so wie dicklichen Schlamm, durchzogen von Streifen aus schmutzigem Eis, das so dunkel war, dass man es fast schon als schwarz bezeichnen konnte.
»Was für ein Loch«, murmelte Desjani und sprach aus, was vermutlich jeder in der Flotte bei diesem Anblick dachte.
»Bringen wir es hinter uns, damit wir von hier verschwinden können«, meinte Geary zustimmend. »General Carabali, die Operation kann beginnen. An alle Einheiten der Ersten Flotte: Machen Sie sich darauf gefasst, auf jedes Kriegsschiff zu feuern, das die Shuttles oder das Lager in Gefahr bringt.« Wenigstens waren bei dieser kompakten Formation die Zeitverzögerungen bei der Kommunikation so minimal, dass sie sich nicht mehr wahrnehmen ließen.
Die vier Syndik-Gruppen waren alle weniger als eine Lichtminute entfernt, also nahe genug, um einen Grund zur Sorge darzustellen, aber nicht nahe genug, um eine Verschiebung der Evakuierung zu rechtfertigen. Die Lagerwachen hatten in den wenigen ihnen zur Verfügung stehenden Fahrzeugen die Flucht ergriffen, sodass niemand mehr die Gefangenen bewachte. Dennoch blieben sie gefangen, weil die weite Wüste ringsum jedes Entkommen aussichtslos machte.
Der Planet zog unter der Flotte hindurch, während die Shuttles starteten und in Wellen in Richtung Lager flogen.
Gearys Nerven waren bis zum Äußersten angespannt, während er auf sein Display schaute und nur darauf wartete, dass etwas Unerwartetes geschah und irgendeine Bedrohung enthüllt wurde, nach der sie bislang vergeblich gesucht hatten. Die erste Welle Shuttles drang in die Planetenatmosphäre ein, und als die Flotte hoch oben im Orbit allmählich näher kam, konnte man auch das Gefangenenlager deutlicher erkennen.
Der dringende Ruf, der im nächsten Moment Geary anbrüllte, kam aus einer völlig überraschenden Ecke. Welchen Grund hatte die Tanuki , sich jetzt zu melden?
Geary nahm den Anruf an. Seine Sorge steigerte sich um ein Vielfaches, als er Lieutenant Jamenson sah, deren grünes Haar einen deutlichen Kontrast zu ihrem blassen Gesicht bildete. »Admiral, Sie müssen die Operation sofort abbrechen! Da unten lauert die Mutter aller Fallen auf uns!«
Jamenson
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