Die verschollene Flotte: Die Wächter: Roman (German Edition)
Diese Kriegsschiffe hatten jeder Gefahr getrotzt, die ihnen unter Gearys Kommando vorgesetzt worden war. Er war jedoch zu der Erkenntnis gelangt, dass diese Schiffe höchst verwundbar waren, wenn es um den gleichen Druck ging, der auch die Allianz zu unterhöhlen versuchte. Die Flotte konnte nicht stärker sein als die Allianz, für die sie stand. Querelen, Zynismus, Unsicherheit und kurzsichtige politische Spielchen waren durchaus geeignet, das zu schaffen, was den Syndiks, den Enigmas und den Kiks nicht gelungen war: die Zerstörung der Flotte.
Am Abend zuvor hatte sich Geary mit den Captains Badaya, Duellos, Tulev, Armus und Jane Geary getroffen. »Ich werde morgen bekanntgeben, dass Captain Badaya für die Dauer meiner Abwesenheit als mein Stellvertreter das Kommando über die Flotte übernimmt. Ich hoffe, Sie vier werden ihn dabei in jeder Hinsicht unterstützen. Ganz gleich, was passiert, sorgen Sie dafür, dass diese Flotte stabil bleibt und sich auf ihre Pflicht konzentriert. Ich weiß, gemeinsam sind Sie dazu in der Lage.«
Badaya schüttelte den Kopf. »Nicht, wenn ich das Kommando habe.«
»Das wäre ein Fehler«, stimmte Duellos ihm zu.
Geary sah die beiden ungläubig an. »Badaya ist der dienstälteste Captain, es gibt keinen Grund, ihn nicht als meinen Stellvertreter zu akzeptieren.«
»Ich habe nicht genug Rückhalt«, beharrte Badaya. »Es gibt eine Reihe von Befehlshabern, die mir mit ihren Schiffen ohne zu zögern folgen werden, aber es gibt genug, die mir nicht vertrauen.«
»Zwar nicht mehr so viele wie noch vor einer Weile«, ergänzte Duellos, »aber wenn sich etwas Gravierendes ereignet, wird es in einigen Ecken Zweifel an Captain Badayas Position geben.«
»Und an meiner Loyalität«, sagte Badaya. »Nennen wir es doch beim Namen. In der Vergangenheit hat es erhebliche Meinungsverschiedenheiten gegeben, welches der richtige Weg ist. Meine Ansichten sind noch heute bestens bekannt. Wenn die Flotte unter meinem Kommando mit einer ernsthaften Herausforderung konfrontiert wird, die eine politische Dimension besitzt, dann könnte es zu einem Bruch kommen.«
Geary sah die anderen an, aber jeder anwesende Captain nickte bestätigend. »Sie bringen mich in eine schwierige Situation«, meinte ein frustrierter Geary. »Wenn ich Captain Badaya nicht nehme, wird das so aussehen, als hätte ich ihn übergangen. Wenn ich ihn nehme, sagen Sie mir alle, dass es bei einer Krise zu Schwierigkeiten führen könnte.«
»Es wird nicht so aussehen, als wäre er übergangen worden«, äußerte sich Armus sehr bedächtig, »wenn bekannt ist, dass Sie Captain Badaya vorgesehen hatten, er das aber abgelehnt hat. Halten Sie morgen wie geplant eine Flottenbesprechung ab, sagen Sie, Badaya soll vorübergehend Ihr Stellvertreter werden, und dann erlauben Sie ihm, diese Ehre abzulehnen.«
Etwas verärgert, aber von den Argumenten durchaus überzeugt, nickte Geary. »Also gut. Sobald Captain Badaya abgelehnt hat, werde ich Captain Tulev …«
»Nein, Sir«, unterbrach Tulev ihn. »Ich muss auch ablehnen.«
Gearys Verärgerung begann sich zu steigern. Warum musste aus etwas so Einfachem etwas so Schwieriges werden? »Wieso?«, fragte er knapp.
»Weil ich ein Mann ohne Heimatwelt bin«, erklärte Tulev, ohne sich etwas von den Gefühlen anmerken zu lassen, die seine Worte bei ihm selbst auslösen mussten. »Während des Krieges haben die Syndiks meinen Planeten zerstört, wie Sie wissen. Teile der Flotte sehen mich nur noch als der Allianz zugehörig, ohne dass die Loyalität zu meiner Heimat ein Gegengewicht bilden könnte.«
Geary unterdrückte seinen Zorn. Wenn Tulev so ruhig und gelassen über etwas reden konnte, das für ihn persönlich sehr schmerzhaft sein musste, dann sollte er, Geary, in der Lage sein, sich nicht über Banalitäten zu ärgern. »Soll ich mir noch die Mühe machen, einen dritten Namen zu nennen, oder haben Sie alle beschlossen, mir die gleiche Antwort zu geben?«
»Das hier ist keine Meuterei«, stellte Duellos klar. »Sie haben entschieden, sich mit uns zu treffen, anstatt einfach Ihre Entscheidung der Flotte bekanntzugeben, weil Sie unserem Urteil vertrauen, und weil Sie von uns dieses Urteil bekommen. Sie wollten wissen, was wir dazu sagen, wenn Sie Captain Badaya zum stellvertretenden Befehlshaber der Flotte machen, nicht wahr?«
Nach kurzem Zögern nickte Geary. »Vermutlich ja. Wie lautet denn Ihr Ratschlag?«
»Es wäre hilfreich«, sagte Captain Tulev, »wenn der
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