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Die verschollene Flotte: Die Wächter: Roman (German Edition)

Die verschollene Flotte: Die Wächter: Roman (German Edition)

Titel: Die verschollene Flotte: Die Wächter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Campbell
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typischen Politiker, wie sie in der jetzigen Zeit die Allianz führen?«
    Das war eine heikle Frage, mit deren Beantwortung er sich in große Schwierigkeiten hätte bringen können, wäre da nicht seine umfangreiche Erfahrung mit Rione gewesen. »Ich glaube, dass die meisten, wenn nicht sogar alle Politiker, die derzeit die Regierung bilden, glauben, dass sie der Allianz gegenüber loyal sind.«
    »Eine interessante Wortwahl, Admiral.«
    »Sind Sie nicht meiner Meinung?«, fragte Geary.
    »Ihre Antwort war unvollständig«, sagte Sakai. Der Senator zog die Brauen leicht zusammen und blickte auf einen weit entfernten Punkt. »Nicht alle von uns, die loyal sind und die glauben, dass sie loyal sind, glauben noch an die Allianz. Manche von uns betrachten die Allianz und fragen nicht, ob die Allianz aufhören wird zu existieren, sondern wann der Moment kommen wird.« Er musterte Geary sehr eindringlich. »Und wir fragen uns ebenso, ob Sie, mit ihren antiquierten Idealen aus einer längst vergessenen Zeit, dafür sorgen, dass das, was hier im Zerfall begriffen ist, noch ein wenig länger eine Einheit bleibt, oder ob Ihre Anwesenheit und Ihre Ideale den Zusammenbruch der Allianz noch beschleunigen werden.«
    Geary ließ sich Zeit mit seiner Antwort. »Ich würde nichts tun, was der Allianz schaden könnte. Ich habe alle denkbaren Anstrengungen unternommen, um die Allianz zu beschützen und zu erhalten.«
    »Admiral, Sie glauben, Sie werden nichts tun, was der Allianz schaden könnte. Sie glauben, all Ihr Handeln hat nur dem Wohl der Allianz gedient.« Sakai schüttelte den Kopf. »Vielleicht bin ich einfach zu abgestumpft oder zu verbittert davon, mitansehen zu müssen, wie Zerstörung zu einer Tugend wurde. Vielleicht sind Sie ja der Held, den die Allianz braucht, aber daran glaube ich nicht.«
    »Warum sagen Sie mir das?«
    »Womöglich weil Sie einer von den wenigen Verbliebenen sind, die nicht versuchen, mir aus meinen eigenen Worten einen Strick zu drehen. Vielleicht auch aus dem Grund, dass die Wahrheit in der letzten Zeit so selten ausgesprochen wird, dass ich wenigstens ein letztes Mal spüren wollte, wie diese Worte über meine Lippen kommen.« Diesmal verzog Sakai den Mund zum Ansatz eines Lächelns. »Ich bin Politiker, Admiral. Wissen Sie, was man mit Politikern macht, die die Wahrheit sagen? Man wählt sie ab. Wir müssen unsere Wähler belügen, denn sagen wir ihnen die Wahrheit, werden wir dafür bestraft. So wie diese Hunde, die in der Antike für ein Experiment trainiert wurden, lernen wir ebenfalls, genau das zu tun, was uns eine Belohnung einbringt. Irgendwie stolpert das System weiter voran, die Allianz überlebt, aber der Druck nimmt immer dann ein wenig mehr zu, wenn ihre Anführer und die Bevölkerung sich einmal mehr weigern, eine unangenehme Wahrheit zu akzeptieren.«
    Dann schwieg Sakai wieder sekundenlang, während er in Gedanken versunken vor sich schaute. »Wir Politiker lügen aus den besten Gründen und mit den besten Absichten«, fügte er schließlich mit monoton klingender Stimme hinzu. »Zum Wohl der Allianz, zum Wohl unseres Volkes. Nur indem wir lügen, dienen wir diesem Volk. Glauben Sie mir das?«
    »Ja«, antwortete Geary, was bei Sakai dazu führte, dass ein Funke Erstaunen in dessen Augen aufleuchtete. »Ist das nicht genau das Problem an der Sache? So gut wie jeder glaubt, dass er das Richtige tut. Oder zumindest hat sich so gut wie jeder eingeredet, dass er das Richtige unternimmt, während alle anderen sich irren müssen und nur ihrer eigenen Sache dienen wollen.«
    Abermals schaute Sakai ihm in die Augen. »Ich merke, Sie haben mit Victoria Rione gesprochen. Ist Ihnen bewusst, welche Anstrengungen wir unternommen haben, um dafür zu sorgen, dass sie Sie auf Ihrem Flaggschiff während Ihrer Mission ins Enigma-Gebiet wieder begleiten konnte?«
    »Ich habe eine ungefähre Vorstellung davon.«
    »Ich bin einer von diesen Politikern, die das Anliegen unterstützt haben.« Ein flüchtiges Lächeln umspielte Sakais Mundwinkel. »Wenn auch vielleicht nicht aus den gleichen Gründen wie andere.«
    Was sollte dieses Eingeständnis bedeuten? »Werden Sie mir Ihre Gründe nennen?«
    »Zum Teil ja. Die Gesandte Rione … nein, verzeihen Sie, die Delegatin Rione ist … nun, sagen wir … nicht die Art von Waffe, die einfach stur der Richtung folgt, die andere ihr vorgeben. Sie ist das, was man beim Militär als eine intelligente Waffe bezeichnen würde, eine Waffe, die eigenständig denkt.

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