Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die verschollene Flotte: Die Wächter: Roman (German Edition)

Die verschollene Flotte: Die Wächter: Roman (German Edition)

Titel: Die verschollene Flotte: Die Wächter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Campbell
Vom Netzwerk:
Hypernet. »Sechzehn Tage«, verkündete Desjani.
    »Nur ein Sprung in ein entmilitarisiertes Sternensystem und dann wieder zurück«, sagte Geary. »Dieses eine Mal müssen wir uns wenigstens keine Gedanken darüber machen, dass irgendetwas schiefgehen könn–« Er brach ab, als er Desjanis wütenden Blick bemerkte, der ihm galt. »Was ist denn?«
    »Wollten Sie das gerade wirklich sagen?«, fuhr sie ihn an.
    »Tanya, was soll denn bitte …«
    »Hören Sie auf! Ich will es nicht herausfinden, und Sie auch nicht!«

Fünfzehn
    Unter bestimmten Umständen konnten einem sechzehn Tage wie eine sehr lange Zeit vorkommen.
    Die Vorschriften und Prozeduren für das Aufsuchen des Sol-Sternensystems mussten erst aus den Archiven hervorgeholt werden, damit alle Offiziere sich damit beschäftigen konnten. Als Geary die Dokumente in seinem Quartier las, fielen ihm zwei Dinge auf. Das eine war das Gefühl, in verstaubten Büchern zu blättern, obwohl digitale Dateien natürlich keinen Staub ansetzen konnten. Das andere war der Eindruck, das alles schon einmal gelesen zu haben.
    Wann war das nur? Da muss ich noch ein Ensign gewesen sein. Irgendwann habe ich damals diese Texte aufgerufen und sie gelesen, und dabei habe ich davon geträumt, dass mein Schiff auserwählt sein würde, den alle zehn Jahre stattfindenden Besuch der Alten Erde absolvieren zu dürfen. Das alles kommt mir vor, als wäre es vor einer Ewigkeit geschehen. Wie viele Ensigns sind seitdem zur Flotte gekommen? Und wie viele von ihnen sind in dem hundert Jahre währenden Krieg gefallen? Ich bin mir sicher, dass keiner von ihnen davon geträumt hat, die Alte Erde zu besuchen. Sie haben alle nur darauf gehofft, zu überleben und vielleicht einer von jenen Helden zu sein, von denen junge Männer und Frauen träumen, bis sie schließlich alt genug sind, um zu erkennen, dass der wahre Ruhm niemals denen zuteilwird, die danach streben. Sie haben davon geträumt, wie Black Jack zu sein, aber das war nicht meine Schuld. Die Regierung und die Flotte brauchten einen Helden, und vermutlich war ich plausibel genug, zu einem solchen Helden zurechtgezimmert zu werden, auch wenn ich nichts mit der Legende zu tun habe, die von ihnen geschaffen wurde. Aber die jungen Menschen sind gestorben, weil sie so sein wollten wie ich.
    Ich weiß nicht, was Black Jack tun könnte, um der Allianz aus ihrem Schlamassel zu helfen. Ich weiß nicht, was ich tun kann. Aber ich muss irgendetwas versuchen, weil diese Menschen an den Mann geglaubt haben, für den sie mich hielten. Dieser Flug wird keine Lösung bringen, aber ich muss mir was einfallen lassen, wenn wir wieder zurück sind. Vielleicht entdecke ich ja bei Sol etwas, das mich auf eine Idee bringt.
    In Verbindung mit den Prozeduren für das Vordringen ins Sol-System gab es einen Hinweis auf ein anderes Dokument, das ebenfalls Gearys Erinnerung anregte. Er las es, wobei sein Lächeln breiter wurde. Noch eine Sache, die in Vergessenheit geraten war.
    Die Türglocke zu seinem Quartier wurde betätigt, aber weder Tanya noch Rione noch irgendjemand sonst, mit dessen Besuch Geary hätte rechnen können, kam herein, sondern Senator Sakai. Über eine Minute lang saß er auf dem ihm angebotenen Platz und betrachtete Geary nur wortlos, wobei er seinen üblichen rätselhaften Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte. Schließlich sprach Sakai mit einer leisen Stimme, die nichtsdestotrotz alle Aufmerksamkeit auf sich zog: »Admiral, Sie sind ein seltenes Exemplar. Ein Anachronismus.«
    »Das müssen Sie mir nicht erst noch sagen«, erwiderte Geary und fragte sich, worauf Sakai hinauswollte.
    »Jemand aus einer hundert Jahre entfernten Vergangenheit, und das hat Ihnen bei dem Kommando über die Flotte sehr geholfen«, redete Sakai weiter, als habe er Gearys Erwiderung gar nicht gehört. »Es war auch für die Allianz von Nutzen, jedenfalls bislang. Aber das hier ist nicht die Vergangenheit. Wir sind nicht die Menschen, die Sie gekannt haben. Dies hier ist nicht die Allianz, in der sie damals gelebt haben.« Sakai klang weder erfreut noch betrübt über das, was er sagte. Es wirkte vielmehr so, als rede er über etwas, das durch Raum und Zeit weit von hier entfernt war und nichts mit ihm zu tun hatte. »Admiral, was glauben Sie, wem meine Loyalität gilt?«
    »Ich glaube, Senator«, antwortete Geary sehr bedächtig, »dass Sie der Allianz gegenüber loyal sind.«
    »Interessant. Glauben Sie, das macht mich eher zu einem ungewöhnlichen oder zu einem der

Weitere Kostenlose Bücher