Die verschollene Flotte: Die Wächter: Roman (German Edition)
nun, man könnte theoretisch etwas von der Größe eines Schiffs so konstruieren, dass es eine solche Schwingung allein durch seine Bauart erzeugt.« Er nickte und begann zu lächeln. »Das könnte eine Erklärung sein. Das ist natürlich reine Mutmaßung, aber wenn ein Schiff so konstruiert ist, dass es derartige Schwingungen erzeugt, und wenn es dann mit einem Gerät ausgerüstet wird, das Gegenschwingungen erzeugt, um die Wirkung aufzuheben, dann wird natürlich auch dieses Gerät abgeschaltet, wenn man das ganze Schiff stilllegt.«
»Ernsthaft?«, fragte Geary erstaunt.
»Theoretisch«, betonte Smythe. »Ich habe keine Ahnung, ob das auch nur ansatzweise zutrifft und wie man so etwas praktisch umsetzt. Aber ich bin ja auch kein Kik.«
»Mag sein, dass es nur wild drauflosgeraten ist, aber es ist die erste rational klingende Erklärung, die ich für das höre, was ich auf der Invincible erlebt habe.«
»Admiral«, wandte Captain Smythe scheinbar pikiert ein. »Ich bin ein ausgebildeter Ingenieur. Ich rate nicht einfach wild drauflos, sondern ich rate wissenschaftlich wild drauflos.«
»Verstehe«, gab Geary lachend zurück und war froh, für einen Moment davon abgelenkt zu werden, dass es zu viele Probleme und zu wenige Lösungen gab. »Hat Lieutenant Jamenson schon irgendwelche neuen Erkenntnisse liefern können?«
»Nein, Sir. Aus dem, was wir haben, hat sie alles herausgeholt, was sich herausholen lässt. Wenn wir heimkehren und mehr Ressourcen bekommen, dann wird sie bestimmt die Art von Material produzieren, nach der wir suchen.«
»Danke, Captain«, sagte Geary abrupt, da ein Alarmsignal seine Aufmerksamkeit erforderlich machte. Er beendete dieses Gespräch und nahm das nächste an, das von der Brücke der Dauntless kam.
Tanya Desjani warf ihm einen von diesen Blicken zu, die so viel sagten wie: »Ich toleriere das, aber gefallen tut es mir nicht.«
»Der Frachter, den die Einheimischen für die ehemaligen Enigma-Gefangenen geschickt haben, passt sich den Bewegungen der Haboob an.«
Die ehemaligen Enigma-Gefangenen. Menschen, die über Jahrzehnte hinweg entführt worden waren – manche von Syndik-Schiffen, die unter rätselhaften Umständen verschwunden waren, andere von Planeten in den Sternensystemen, die die Enigmas sich angeeignet hatten. Über dreihundert befanden sich an Bord der Haboob . Dreihundertdreiunddreißig, um genau zu sein. Die Gefangenen selbst hatten davon berichtet, dass ihre Zahl immer genau dreihundertdreiunddreißig betragen hatte, eine Zahl, die für die Enigmas irgendetwas bedeuten musste, da sie immer genau diese Anzahl Gefangene beibehalten hatten. Die Frage, was er mit diesen Leuten anfangen sollte, bereitete Geary Kopfzerbrechen, seit er ihre Befreiung veranlasst hatte. Achtzehn von ihnen wollten nach Midway gebracht werden, weil sie entweder hier oder im Nachbarsystem Taroa beheimatet waren.
Sich damit einverstanden zu erklären, war aber auch keine leichte Entscheidung gewesen. Die neuen Herrscher über Midway behaupteten zwar von sich, nicht länger despotische Syndiks zu sein, aber es war immer noch möglich, dass sie Geary nur etwas vormachten, weil sie sich davon Vorteile erhofften. »Wo ist Dr. Nasr?«
»Persönlich an Bord der Haboob «, erwiderte sie.
»Gut. Können Sie in den Konferenzraum kommen, damit wir das gemeinsam hinter uns bringen können? Ich möchte eine Verbindung zu Dr. Nasr herstellen.«
»Wir können das doch auch auf der Brücke erledigen«, wandte Desjani unwillig ein. »Ach so, Sie wollen das lieber nicht vor viel Publikum erledigen, falls sich irgendwelche hässlichen Szenen abspielen, wenn wir versuchen, ein paar von den Verrückten zu überstellen, die die Enigmas eingesperrt hatten.«
»Ja, Captain«, erwiderte er geduldig. »Doch es sind Verrückt gewordene , weil die Enigmas sie eingesperrt hatten. Das sollten wir nicht vergessen.«
»Aye, Admiral. Ich bin in zehn Minuten im Konferenzraum.«
Er brauchte deutlich weniger als zehn Minuten, doch als er den Konferenzraum erreichte, war Tanya bereits eingetroffen. »Haben die Syndik –, ich wollte sagen: Haben die Midway-Shuttles schon angedockt?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Das wüsste ich, wenn ich noch auf der Brücke wäre …«
»Sie wissen es so auch.«
»Verdammt, Sie kennen mich einfach zu gut.« Desjani winkte ihn durch, dann folgte sie in den Raum. »Das erste Midway-Shuttle hat vor zwei Minuten angedockt.« Sie setzte sich hin und tippte die Befehle ein, die das
Weitere Kostenlose Bücher